Die jüdische Gemeinde Dürkheim in Bad Dürkheim bestand vom 14. Jahrhundert bis 1940. Sie war Sitz des Rabbiners des Bezirksrabbinats Frankenthal.

Geschichte

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Erstmals erwähnt werden auf dem Gebiet von Bad Dürkheim siedelnde Juden um 1309. Nach den Pestpogromen 1348/49 werden erst wieder 1633 zwei in Bad Dürkheim ansässige jüdische Bürger genannt. Zu der jüdischen Gemeinde Bad Dürkheim (damals Dürkheim) gehörten die jüdischen Einwohner von Grethen, Hardenheim und Ungstein. Ab 1900 kamen dann noch die jüdischen Einwohner von Friedelsheim, Freinsheim, Gönnheim, Kallstadt, Leistadt und Weisenheim hinzu. Bad Dürkheim war Sitz des Rabbiners des Rabbinatsbezirks Frankenthal. Die Mitgliederzahl stieg, im Gegensatz zu den meisten anderen jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, auch über die Mitte des 19. Jahrhunderts hin stetig an und erreichte 1900 ihren Höchststand mit 291 Angehörigen. Dann kam es zu Aus- und Abwanderung von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen. Dies hatte zur Folge, dass viele jüdischen Familien die Gemeinde verließen. Zum Zeitpunkt der Novemberpogromen 1938 lebten noch 40 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Bad Dürkheim. Im Oktober 1940 wurden die letzten verbliebenen 19 jüdischen Einwohner im Zuge der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion in das französische Internierungslager Gurs deportiert.[1][2][3]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

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Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1633 2
1687 4
1708 5
1787 15
1801 192
1808 135
1823/25 213 ca. 5 Prozent der Bevölkerung Bad Dürkheims
1848 248
1875 285
1900 291
1933 184
1936 111
1937 98
1938 40
1940 19

Einrichtungen

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Synagoge

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Die Synagoge in Bad Dürkheim wurde 1748/49 in der Wachenheimer Straße / Entengasse (heutige Weinstraße Süd 1) errichtet. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung verwüstet und verbrannt. Bis 1945 wurde das Gebäude von der Nationalsozialistischen Zeitung Rheinfront als Druckhaus verwendet. Bei einem Luftangriff am 18. März 1945 wurde das Gebäude zerstört und die Reste 1946 abgebrochen.

Die Gemeinde verfügte über eine Mikwe.

Friedhof

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Die Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof Wachenheim beigesetzt. Dieser diente vielen jüdischen Gemeinden der Umgebung als Friedhof.

Der Klassenraum der jüdischen Elementarschule befand sich in der Synagoge. Bis zu ihrer Auflösung war ein Elementarschullehrer angestellt. Anschließend war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters innehatte.

Opfer des Holocaust

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Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 61 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Bad Dürkheim mit Rödersheim und Ungstein (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Literatur

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  • W. Dautermann, G. Feldmann: Bad Dürkheim. Chronik einer Salierstadt. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1978, ISBN, S. 52–55 und S. 124–129.
  • Georg Feldmann: Die Bedrängnisse der Bad Dürkheimer Juden in der Nazizeit und die Ereignisse in der “Kristallnacht” 1938. In: Pfälzer Heimat (= Pfälzer Heimat. Heft 41 / 1990). Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, 1990, S. 25f.
  • Cilli Kasper-Holtkatte: Juden im Aufbruch. Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. In: Helmut Castritius (Hrsg.), Alfred Haverkamp (Hrsg.), Franz Irsigler (Hrsg.), Stefi Jersch-Wenzel (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte der Juden (= Forschungen zur Geschichte der Juden. Band 3). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 978-3-7752-5612-4. (online)

Einzelnachweise

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  1. Bad Dürkheim (Kreisstadt) mit Orten der Umgebung. alemannia-judaica.de, abgerufen am 25. Mai 2021.
  2. Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 25. Mai 2021.
  3. Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 85.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 25. Mai 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 25. Mai 2021.