Die jüdische Gemeinde Essenheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen bestand vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1933. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Mainz.

Geschichte

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Ein erster Nachweis für auf dem Gebiet von Essenheim siedelnde Juden, stammt aus dem Jahr 1725. Eine jüdische Gemeinde, zu der bis 1881 auch die jüdischen Einwohner von Ober-Olm gehörten, gründete sich aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Mainz. Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu und erreichte 1871 ihren höchsten Stand. Zu diesem Zeitpunkt stellte die jüdische Gemeinde 10 Prozent der Einwohner von Essenheim. Ab dann kam es zu Aus- und Abwanderungen, vorwiegend in die Vereinigten Staaten und im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung in die größeren Städte. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen, was dazu führte, dass die letzten 22 jüdischen Einwohner Essenheim verließen und nach Mainz zogen oder in die Vereinigten Staaten und nach Argentinien emigrierten. Damit endete die Geschichte der jüdischen Gemeinde Essenheim.[1][2][3]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

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Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1801 25
1804 25
1824 48
1830 56
1861 98
1871 126 10 Prozent der Einwohner von Essenheim
1900 46
1931 25 oder 25 6
1933 22

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de;[2]; „… und dies ist die Pforte des Himmels“[3]

Einrichtungen

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Synagoge

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Die Synagoge wurde 1857 eingeweiht. Nach Auflösung der Gemeinde wurde sie 1935/36 an einen Landwirt verkauft und als Lagerraum genutzt. 1978 wurde die ehemalige Synagoge abgerissen.

Die Gemeinde verfügte über eine Mikwe.

Für die Religionsschule hatte die Gemeinde zeitweise einen Religionslehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte.

Friedhof

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Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden, bis zur Anlage des jüdischen Friedhof Essenheim im Jahr 1877, auf dem jüdischen Friedhof Jugenheim beigesetzt.

Opfer des Holocaust

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Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 12 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Essenheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Feibel Moritz 2. Februar 1944 75 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Frankfurt am Main am 18. August 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11495124) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Goldmann Elisabeth (Erna, Irma) unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Darmstadt am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11506676) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lorch Franziska 31. Dezember 1942 73 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am Main am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11583174) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Reimann Elsa (Else) unbekannt unbekannt Vernichtungslager Belzec Deportation ab Darmstadt am Main am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski. Deportation zu unbekanntem Zeitpunkt nach Vernichtungslager Belzec Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11612203) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Reimann Flora unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation ab Darmstadt am Main am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt. Deportation am 16. Mai 1944 nach Konzentrationslager Auschwitz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11612205) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Stern Ella 16. Juli 1943 45 Jahre Vernichtungslager Sobibor In die Niederlande emigriert. Deportation am 13. Juli 1943 ab Durchgangslager Westerbork nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11640954 und Nr. 1192018) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Stern Gustav unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz 1936 in die Niederlande emigriert. Deportation ab Amsterdam am 21. April 1943 nach Ghetto Theresienstadt. Deportation ab Ghetto Theresienstadt am 23. Oktober 1944 nach Konzentrationslager Auschwitz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 13330769 und Nr. 9306556) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Stern Hermann 26. März 1943 78 Jahre Vernichtungslager Sobibor In die Niederlande emigriert. Deportation am 23. März 1943 ab Durchgangslager Westerbork nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11641232) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Stern Klara unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation am 27. September 1942 ab Darmstadt nach Ghetto Theresienstadt. Deportation am 29. Januar 1943 nach Konzentrationslager Auschwitz. Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11641491) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Stern Martha 26. März 1943 77 Jahre Vernichtungslager Sobibor In die Niederlande emigriert. Deportation am 23. März 1943 ab Durchgangslager Westerbork nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11641639) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Strauß Johanna 28. Januar 1943 77 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation am 27. September 1942 ab Darmstadt nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11643634) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weiß August 29. November 1943 14 Jahre Konzentrationslager Auschwitz Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11653070) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Erinnerungsarbeit

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1988 ließ die Gemeinde Essenheim an Standort der ehemaligen Synagoge einen Gedenkstein aufstellen. Die Inschrift lautet:

Hier stand die Synagoge
von Essenheim geweiht
im Jahre 1857. Bis
1935 diente sie unseren
jüdischen Bürgern, die aus
der Heimat vertrieben
oder in Konzentrationslagern
ermordet wurden,
als Gebetsstätte.
Die Gemeinde Essenheim 1988

Der Künstler Gunter Demnig verlegte im März 2016 insgesamt 15 Stolpersteine vor drei Wohnhäusern, deren jüdische Einwohner während der Zeit des Nationalsozialismus deportiert, ermordet oder vertrieben worden waren.[3]

Literatur

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  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise

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  1. a b Essenheim (VG Nieder-Olm, Landkreis Mainz-Bingen). alemannia-judaica.de, abgerufen am 21. Juli 2021.
  2. a b Essenheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 21. Juli 2021.
  3. a b c Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 147 f.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 21. Juli 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 21. Juli 2021.