Jüdische Gemeinde Stráž u Tachova
Die Jüdische Gemeinde in Stráž u Tachova (deutsch Neustadtl), einer Stadt im Bezirk Okres Tachov in Tschechien, bestand bis 1938.[1]
Geschichte
BearbeitenAnfänge bis 18. Jahrhundert
BearbeitenStráž gehört zu den ältesten jüdischen Ansiedlungen in Tschechien.[2] Bereits 1330 wurde der Jüdische Friedhof in Stráž angelegt. Im Jahr 1331 werden die in Stráž angesiedelten Juden erstmals schriftlich erwähnt.[3] Es handelte sich um Flüchtlinge aus Deutschland. Bis zum großen Brand im Jahre 1876 benutzten diese ihre ursprünglichen liturgischen Bücher.[4] Im 15. Jahrhundert existierte bereits eine jüdische Gemeinde.[5]
In einem Zinsregister von 1580 werden 15 Juden als Familienväter erwähnt, davon 10 Juden als Hausbesitzer.[6] 1651 gab es keine Juden in Stráž, wahrscheinlich auf Grund einer Vertreibung.[7] 1664 wurde erneut eine jüdische Gemeinde in Stráž gegründet.[8][9]
19. Jahrhundert bis Gegenwart
BearbeitenEine Judengasse führte vom Hauptplatz nach Westen zur Friedhofskirche. In dieser Straße standen 1838 ungefähr 15 von Juden bewohnte Häuser und auf der südlichen Straßenseite die Synagoge.[10] Auf alten Karten wird die heutige Oberstadt als Judenstadt bezeichnet.[11] Ein abgeschlossenes Ghetto gab es nicht, die jüdischen und christlichen Häuser standen gemischt.[12] Einige Grundmauern der jüdischen Häuser sind bis heute (2015) erhalten.[13]
Bis 1850 gab es eine jüdische Elementarschule in Stráž.[14]
1876 vernichtete ein Großbrand das jüdische Viertel und die Synagoge.[15] Teile der Häuser blieben beim Neubau erhalten.[16]
1883 wurden eine neue Synagoge auf den Grundmauern der alten, ein Gemeindehaus mit Religionsschule und eine Mikwe gebaut.[17][18] In ihr fanden bis 1938 Gottesdienste statt.[19]
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Juden in die größeren Städte ab.[20]
1938 wurde die Synagoge von den Faschisten niedergebrannt und die Juden von Stráž wurden deportiert.[21][22] Nur drei Personen kehrten zurück.[23]
In den 1950er Jahren wurden die Mauern der ausgebrannten Synagoge abgerissen.[24] Erhalten geblieben ist nur noch im Hof des Hauses Nr. 200 ein Mauerstück der Nordwand der Synagoge mit einer Nische des Kijor (Waschbecken zur rituellen Reinigung der Hände).[25][26]
In Bernartice, in der Nähe von Stráž gab es bis 1910 eine jüdische Gemeinde, deren Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof vom Stráž beerdigt wurden.[27] Hier sind Reste des jüdischen Viertels erhalten.[28]
Gemeindeentwicklung
BearbeitenJahr | Gemeindemitglieder |
---|---|
1580 | 15 Familien |
1620 | 2 Familien |
1724 | 18 Familien, 98 Personen |
um 1820/30 | 45 Familien |
um 1850 | 47 Familien |
um 1900 | 81 Personen |
1921 | 45 Personen |
1930/1938 | 31 Personen |
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Edmund Weil, geboren am 16. April 1879 in Stráž, gestorben am 15. Juni 1922 in Prag, bedeutender Bakteriologe an der Karl-Ferdinands-Universität Prag.[32]
Literatur
Bearbeiten- W. Klimsa, Jaroslav Polák-Rokycana: Geschichte der Juden in Neustadtl am Klinger. In: Hugo Gold (Hrsg.): Die Juden und Judengemeinde Bohmens in Vergangenheit und Gegenwart. Jüdischer Buch- und Kunst Verlag, Brünn/Prag 1934, S. 457–460. (online auf: hugogold.com)
- Ivana Žahourová: Mikve: fenomén židovské obřadnosti (rituální lázně v Čechách). Diplomarbeit. Karlsuniversität Prag, Filosophische Fakultät, Abteilung Ethnologie, Prag 2012. (tschechisch) (online auf: is.cuni.cz)
- Ivana Šedivec: Mikve: fenomén židovské obřadnosti (poznámky k rituálním lázním v Čechách a na Moravě) (englisch: Mikveh: the phenomenon of Jewish solemity (notes about ritual baths in Bohemia and Moravia).) Rigorosumsarbeit. Karlsuniversität, Philosophische Fakultät, Fachgebiet Ethnologie, Prag 2014. (tschechisch), (online auf: is.cuni.cz)
- Petra Malínská: Židé a židovské obce v západních Čechách v 18. - 1. polovině 20. století (englisch: Jews and Jewish Communities in the Western Bohemia During the Time - period from the 18th Century to the First Half of the 20th Century.) Diplomarbeit. Karlsuniversität, Hussitische Fakultät, Prag 2007. (tschechisch) (online auf: is.cuni.cz)
- Renata Klodnerová: Synagogy v Plzeňském kraji (englisch: The Synagogues in the Pilsen region.) Diplomarbeit. Karlsuniversität, Hussitisch-Theologische Fakultät, Judaistik, Prag 2011. (tschechisch) (online auf: is.cuni.cz)
- Arno Pařík, Jiří Fiedler, Petr Ehl: Old Bohemian and Moravian Jewish Cemeteries. Paseka, 1996, ISBN 80-85192-12-8.
- Jiří Fiedler: Židovské památky Tachovska, Plánska a Stříbrska. Domažlice. Nakladatelství Českého lesa, ISBN 978-80-86125-81-7.
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ Jiří Fiedler: Židovské památky Tachovska. Nakladatelství Českého lesa, Domažlice 1998, ISBN 80-86125-03-3, S. 40–44.
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ W. Klimsa, Jaroslav Polák-Rokycana: Geschichte der Juden in Neustadtl am Klinger. In: Hugo Gold (Hrsg.): Die Juden und Judengemeinde Bohmens in Vergangenheit und Gegenwart. Jüdischer Buch- und Kunst Verlag, Brünn/ Prag 1934, S. 457.
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Petra Malínská: Židé a židovské obce v západních Čechách v 18. - 1. polovině 20. století (englisch: Jews and Jewish Communities in the Western Bohemia During the Time - period from the 18th Century to the First Half of the 20th Century.) Diplomarbeit. Karlsuniversität, Hussitische Fakultät, Prag 2007, S. 30. (tschechisch)
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ jüdische-gemeinden.de
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- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ Jiří Fiedler: Židovské památky Tachovska, Plánska a Stříbrska. Nakladatelství Českého lesa, Domažlice 2008, ISBN 978-80-86125-81-7, S. 129–140.
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Petra Malínská: Židé a židovské obce v západních Čechách v 18. - 1. polovině 20. století (englisch: Jews and Jewish Communities in the Western Bohemia During the Time - period from the 18th Century to the First Half of the 20th Century.) Diplomarbeit. Karlsuniversität, Hussitische Fakultät, Prag 2007, S. 30. (tschechisch)
- ↑ Renata Klodnerová: Synagogy v Plzeňském kraji (englisch: The Synagogues in the Pilsen region.) Diplomarbeit. Karlsuniversität, Hussitisch-Theologische Fakultät, Judaistik, Prag 2011, S. 50. (tschechisch)
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ jüdische-gemeinden.de
- ↑ holocaust.cz ( des vom 12. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ zanikleobce.cz
- ↑ W. Klimsa, Jaroslav Polák-Rokycana: Geschichte der Juden in Neustadtl am Klinger. In: Hugo Gold (Hrsg.): Die Juden und Judengemeinde Bohmens in Vergangenheit und Gegenwart. Jüdischer Buch- und Kunst Verlag, Brünn/ Prag 1934, S. 460.