Jüdisches Museum Worms

historisches Gebäude des Judenviertels der Stadt Worms

Das Jüdische Museum Worms befasst sich mit der Geschichte der Juden in Worms und den anderen SchUM-Städten. Träger des Museums ist die Stadt Worms.

Jüdisches Museum Worms

Raschi-Haus (rechts), Sitz des Jüdischen Museums Worms, links die Synagoge
Daten
Ort Worms, Rheinland-Pfalz Welt-IconKoordinaten: 49° 38′ 0,1″ N, 8° 21′ 58,9″ O
Art
Architekt Rittmannsperger + Kleebank
Eröffnung 1982
Besucheranzahl (jährlich) 5275 (2023)[1]
Betreiber
Leitung
Website
ISIL DE-MUS-359119
Ausstellung im Erdgeschoss

Vorgeschichte

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Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs innerhalb der traditionsreichen Jüdischen Gemeinde das Interesse an und das Verständnis für die eigene Geschichte und ihre materiellen Hinterlassenschaften. Seit bald nach 1900 wurden Judaica in der sogenannten Raschi-Kapelle an der Synagoge ausgestellt, Forschungen zur Geschichte der Gemeinde erschienen.[2] Nach einigen Anläufen gründete der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Worms 1912 eine Kommission, die ein kleines jüdisches Museum im Obergeschoss des Vorbaus der Wormser Synagoge planen sollte. Der Erste Weltkrieg verhinderte die Verwirklichung.[3] Erst Isidor Kiefer gelang es 1924 diese Planung umzusetzen.[2] Die Ausstellung zeigte vor allem Judaica. Kiefer erweiterte sie schließlich auf die Raschi-Jeschiwa, einen Anbau an die Synagoge. Auch der Wormser Machsor war hier zu sehen. Kiefer dokumentierte die Sammlung des Museums[4], bevor sie im Novemberpogrom 1938 weitgehend zerstört wurde.[5] Er nahm diese Dokumentation mit, als er 1933 emigrierte. So blieb sie erhalten.

Beim Neubau des Raschi-Hauses 1982 – es beherbergt im Wesentlichen das Stadtarchiv Worms – wurden im Erd- und Kellergeschoss Ausstellungsräume[6] geschaffen, um die jüdische Geschichte von Worms darzustellen. Die Dauerausstellung zeigte Modelle, Urkunden, Pläne, Fotografien und Kultobjekte zur Geschichte jüdischen Lebens in der Stadt seit den Anfängen im Hochmittelalter bis zur Vernichtung der jüdischen Gemeinde im Nationalsozialismus. Hin und wieder wurden Sonderausstellungen gezeigt.[7]

Ausstellung

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Modell einer Laube zum Laubhüttenfest
 
Figur des Golem
 
Ausstellungsraum im Kellergeschoss im mittelalterlichen Gewölbe
 
Pokal der Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft)[8].

2020 wurde diese Dauerausstellung geschlossen und in den alten Räumen neu gestaltet, weil sich die SchUM-Stätten von Speyer, Worms und Mainz im Bewerbungsprozess um den Welterbe-Titel der UNESCO befanden, den sie ein Jahr später auch erhielten. Der inhaltliche Schwerpunkt der Ausstellung hat sich so auch zu diesem Aspekt hin verschoben.[9] Die Ausstellung[10] zeigt auf 158 m² in vier Räumen fast 1000 Jahre Geschichte.[11]

Die in der Dauerausstellung präsentierte Sammlung zeigt gerettete Stücke der Vorkriegssammlung, Fotografien und Dokumente aus dem Stadtarchiv sowie geschenkte Objekte von aus Worms stammenden Juden. Die Ausstellung gliedert sich in Themeninseln[12]:

  • Erdgeschoss – das Eingangstor ist einer stark vergrößerten Schmuckseite des Wormser Machsor entnommen, die einzelnen Stationen sind teils mit Audio-, teils mit Videostationen ausgestattet.
    • Welterbe SchUM
    • Das ehemalige jüdische Museum (1924–1938)
    • Die Wormser Synagoge
    • Frauen
    • Mikwe
    • Shoah
    • Modelle: Wormser Synagoge um 1620, Jüdische Familie am Sederabend, jüdische Hochzeit in Worms im 18. Jahrhundert, Laubhüttenfest[13]
  • Kellergeschoss – die teils mittelalterlichen Gewölbe enthalten bauliche Reste des ursprünglichen Gemeindehauses der jüdischen Gemeinde.

Besucherzentrum

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Das Jüdische Museum Worms erfüllt seit der Aufnahme der SchUM-Städte in das Welterbe der UNESCO auch die Funktion eines Besucherzentrums – zumindest so lange, bis das geplante Welterbe-Informationszentrum für Worms[16] noch nicht errichtet ist.

Literatur

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  • Katharina Rauschenberger: „Hier atmet noch die gute alte Zeit“. Das Heimatmuseum der israelitischen Gemeinde in Worms. In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 12 (2002) = Anette Weber (Hg.): Themenheft Medinat Worms. Böhlau, Wien, S. 45–51.
  • Fritz Reuter: Das Jüdische Museum Raschi-Haus in Worms. In: Der Wormsgau 15 (1987–1991), S. 10–29.
  • Fritz Reuter: Jüdisches Worms: Raschi-Haus und Judengasse = Erweiterter Sonderdruck von „Das Jüdische Museum Raschi-Haus in Worms“. In: Der Wormsgau 15 (1987/1991). ISSN 0342-426X, S. 15–21.
  • Fritz Reuter: Vom Erwachen des historischen Interesses am jüdischen Worms. In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 12 (2002) = Anette Weber (Hg.): Themenheft Medinat Worms. Böhlau, Wien, S. 13–44.
  • Susanne Urban, Gerold Bönnen, Günter Illner (Hg.): Die Ausstellung SchUM am Rhein. Vom Mittelalter in die Moderne. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2021. ISBN 978-3-88462-402-9.
  • Annette Weber: Der Hort der Mythen – das Museum der israelitischen Gemeinde in der Alten Synagoge zu Worms 1924–1938. In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 12 (2002) = Anette Weber (Hg.): Themenheft Medinat Worms. Böhlau, Wien, S. 53–66.
  • Annette Weber (Bearbeiterin): Katalog der Kultgegenstände aus dem Museum der israelitischen Gemeinde Worms anhand der Angaben und Fotos von Isidor Kiefer. In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 12 (2002) = Anette Weber (Hg.): Themenheft Medinat Worms. Böhlau, Wien, S. 67–89.
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Einzelnachweise

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  1. Jahresbericht 2023. Institut für Stadtgeschichte. Stadtarchiv mit Fotoabteilung – Untere Denkmalschutzbehörde – Jüdisches Museum, S. 37.
  2. a b Gerold Bönnen: Anmerkungen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aufstiegs- und Akkulturationsprozess der Wormser Juden (1816 bis 1865). In: Der Wormsgau 32 (2016), S. 169–248.
  3. Reuter: Vom Erwachen, S. 22f.
  4. Weber: Katalog; Reuter: Vom Erwachen, S. 41–44; das Original der Dokumentation gelangte mit dem Nachlass von Isidor Kiefer an das Leo Baeck Institut in New York (Inv.-Nr.: AR-C. 672/1899), eine Kopie an das Stadtarchiv Worms (Abt. 203/10a und 10b).
  5. Urban u. a.: Die Ausstellung, S. 6f.
  6. Gerold Bönnen/Marzena Kessler: Das Raschi-Haus in Worms: Abriss, Bauforschung, Neubau (1968-1982). In: Kontinuität - Zerstörung – Authentizität? Die Wiedergewinnung des Synagogenbezirks in Worms 1945–1961, hg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz u. d. Stadtarchiv Worms, Schriftleitung: Gerold Bönnen/Nadine Hoffmann, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2022. ISBN 978-3-88462-409-8, S. 177–197.
  7. Reuter: Das Jüdische Museum, S. 15ff; derselbe: Jüdisches Worms, S. 7ff.
  8. Urban u. a.: Die Ausstellung, S. 80.
  9. VRM GmbH & Co KG: Worms: Jüdisches Museum wird neu gestaltet - Wormser Zeitung. 23. Juni 2020, abgerufen am 29. August 2020.; Urban: Die Ausstellung.
  10. Ausstellung und Ausstellungsort, auf schumstaedte.de
  11. Urban u. a.: Die Ausstellung, S. 17.
  12. Urban u. a.: Die Ausstellung, S. 21ff; NN: Die Ausstellung.
  13. Zu den Modellen: Reuter: Das Jüdische Museum, S. 22–27 und derselbe: Jüdisches Worms, S. 15–21.
  14. Weber: Katalog; Homepage: Jüdisches Museum.
  15. Urban u. a.: Die Ausstellung, S. 95.
  16. Christoph Cluse u. a.: ShUM Sites of Speyer, Worms and Mainz. Nomination for the UNESCO World Heritage List – Nomination Dossier. Baier, Heidelberg [2020], ohne ISBN, S. 530.