Jakob Rosenfeld

österreichischer Arzt

Jakob Rosenfeld, auch General Luo, chinesisch 羅生特 / 罗生特, Pinyin Luó Shēngtè (geboren 11. Januar 1903 in Lemberg, Österreich-Ungarn; gestorben 22. April 1952 in Tel Aviv, Israel) war ein österreichischer Arzt und kommunistischer Internationalist, der von 1941 bis 1949 in den von der Kommunistischen Partei Chinas kontrollierten Gebieten als leitender Arzt der Volksbefreiungsarmee und Gesundheitsminister unter Mao Zedong tätig war.

Rosenfeld (Mitte), Liu Shaoqi (links), Chen Yi (rechts) im Jahr 1943.

Jugend und Ausbildung

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Jakob Rosenfeld verbrachte den größten Teil seiner Jugend in Wöllersdorf in Niederösterreich, wohin die Familie 1910 übersiedelt war.

Er besuchte die Kaiserjubiläumsschule in Wöllersdorf und anschließend das Staatsgymnasium in Wiener Neustadt.[1] 1921 übersiedelte Rosenfeld nach Wien, um Medizin zu studieren. 1928 promovierte er zum Dr. med. univ. und spezialisierte sich auf die Fächer Urologie und Gynäkologie. Er arbeitete in Wien zunächst als Turnusarzt und Assistent am Rothschild-Spital. Mit seiner Schwester eröffnete er eine Praxis in Wien. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde Rosenfeld zuerst im KZ Dachau und später im KZ Buchenwald interniert. Im Juni 1939 wurde er mit der Auflage freigelassen, das Land binnen 14 Tagen zu verlassen.

Rosenfelds Zeit in China

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Da China für jüdische Zwangsemigranten in Shanghai kein Visum verlangte, floh er 1939 mit dem Schiff und begann dort eine Tätigkeit als niedergelassener Chirurg.

In einem Café, welches unter Exil-Österreichern sehr beliebt war, traf er durch einen Freund 1941 einen chinesischen Armeearzt und schloss sich, als überzeugter Antifaschist, der kommunistischen Neuen Vierten Armee und 1942 der Kommunistischen Partei Chinas an. Diese kämpfte dort gegen die japanischen Invasoren und im chinesischen Bürgerkrieg gegen die von Chiang Kai-shek geführte Armee der Kuomintang. Rosenfeld wurde in Maos Roter Armee in die Provinz Shandong geschickt, wo er der Leibarzt des Marschalls Luo Ronghuan, des Kommandanten der 8. Feldarmee, wurde.

1945 wurde Rosenfeld zum Leiter des Gesundheitswesens der 1. Armee in der Mandschurei ernannt; er war als General einer Sanitätsbrigade für die medizinische Versorgung verantwortlich. Er diente unter anderem unter Chinas späterem Präsidenten Liu Shaoqi. 1947 wurde er Gesundheitsminister in Maos provisorischer Regierung.[2]

Aufgrund seiner guten Arbeiten als Armeearzt bekam er von den kommunistischen Soldaten den Spitznamen „Tigerbalsamarzt“, da Tigerbalsam als Heilmittel galt.

Rückkehr aus dem Exil

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1949 nach dem Einmarsch der Kommunisten in Peking kehrte er über Shanghai nach Wien zurück, seine Verwandten in Österreich waren aber alle ausgewandert oder, wie auch seine Mutter, in Konzentrationslagern ermordet worden. Eine geplante Rückkehr nach China stellte sich in dieser Zeit als sehr schwierig heraus, deshalb emigrierte Rosenfeld 1951 nach Israel, wo er 1952 acht Monate nach seiner Ankunft an Herzversagen starb.

Nachwirken

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Im Frühjahr 1944 bewirkte er den Bau des Rosenfeld Spitals, welches nach seiner Zerstörung durch japanische Bomber 1946 wiedererbaut wurde. Zu seinen Ehren wurde vor dem Spital eine Statue für ihn aufgestellt. Heute wird Jakob Rosenfeld in China als verdiente Persönlichkeit angesehen. An seinem 100. Geburtstag wurde er mit einer großen Ausstellung in Peking gewürdigt.

In Wöllersdorf wurde die Dr. Jakob Rosenfeld-Gasse und 2007 in Wien-Donaustadt der Jakob-Rosenfeld-Park[3] nach ihm benannt. Weiters befindet sich in Wöllersdorf das Dr. Jakob Rosenfeld Generationenhaus im Aufbau.

Literatur

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  • Gerd Kaminski: Jakob Rosenfeld – Ich kannte sie alle. Tagebücher aus China 1941–1949, Löcker-Verlag, ISBN 3-85409-363-2.
  • Gerd Kaminiski: General Luo genannt Langnase. Das abenteuerliche Leben des Dr. med. Jakob Rosenfeld. Wien 1993 (= Berichte des Ludwig-Boltzmann-Instituts für China- und Südostasienforschung, 31).
  • Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen III (I–Z). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 269–305, hier: S. 288.
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Commons: Jakob Rosenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Werner Sulzgruber: Die jüdische Gemeinde Wiener Neustadt erinnern.at, abgerufen am 15. Dezember 2014
  2. Jewish doctor turned 'Buddha savior' under Mao. In: Ynetnews. (ynetnews.com [abgerufen am 4. Juni 2017]).
  3. Jakob-Rosenfeld-Park im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien