James Arthur Watkins

US-amerikanischer Geschäftsmann und QAnon-Verschwörungstheoretiker

James Arthur „Jim“ Watkins (* 20. November 1963 in Dayton, Washington)[1] ist ein amerikanischer Geschäftsmann, QAnon-Verschwörungstheoretiker und Betreiber der Imageboard-Website 8chan/8kun und der Textboard-Website 5channel. Watkins und sein Sohn, Ron Watkins, sind mutmaßliche Urheber von Q und haben enge Verbindungen zur QAnon-Bewegung.

James Arthur Watkins (2015)

Leben und Karriere

Bearbeiten

James Arthur Watkins wuchs auf einer Familienfarm in Mukilteo, Washington, auf.[2][3] Seine Mutter arbeitete bei Boeing und sein Vater bei einer Telefongesellschaft.[2]

Watkins trat 1982 im Alter von 18 Jahren in die Armee der Vereinigten Staaten ein und diente bis 1998 oder 1999.[4][2][5] Während seiner Zeit bei der Armee arbeitete er als Hubschraubermechaniker und Rekrutierer. 1994 erreichte er den Rang eines Sergeant First Class.[1] Die Armee schickte ihn 1987 auf eine Technologieschule in Virginia, wo er zum IT-Experten ausgebildet wurde.[4][2][5]

Im Jahr 1998, als er noch Soldat war, erstellte Watkins eine Website für japanische Pornografie mit dem Namen „Asian Bikini Bar“.[1][4] Indem er die in den Vereinigten Staaten hostete, konnte er die strenge Pornographiezensur in Japan umgehen. Später benannte er das Unternehmen in „N.T. Technology“ um, was laut Watkins ein bedeutungsloses Akronym war, das den Kauf von Pornografie auf den Kreditkartenabrechnungen unauffälliger machen sollte.[4] Seine Firma N.T. Technology mit Sitz in Reno, Nevada verkaufte zunächst Werbung und später auch Web-Hosting-Dienste an andere japanische Websites für Erwachsenenunterhaltung, die nicht in Japan gehostet werden konnten.[4][2] 1998/1999, während der Dotcom-Blase, verließ Watkins die Armee, um sich auf N.T. Technology zu konzentrieren.[4] Im Oktober 2020 berichtete Mother Jones, dass N.T. Technology Domains mit Namen gehostet hatte, die Verbindungen zu Kinderpornografie vermuten ließen.[6][7] Watkins wies die Behauptung als Verleumdung zurück.[6]

Watkins betrieb in der Folge ein Bio-Restaurant in Manila, das inzwischen geschlossen ist. Im Jahr 2005 eröffnete Watkins ein in Manila ansässiges Softwareunternehmen namens Race Queen, das in der Folge in den philippinischen Arbeitsvisa für mehrere Mitarbeiter von Watkins als Arbeitgeber aufgeführt wurde.

2016, als er die Seite 8chan kaufte, gründete Watkins eine Nachrichten-Website namens The Goldwater (benannt nach dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater).[8] Der Inhalt der Website wurde von der Washington Post als „bemerkenswert verschwörerisch und amateurhaft“ bezeichnet.[4] Die Videos auf The Goldwater wurden von amerikanischen Mitarbeitern von Watkins und von mehreren „attraktiven philippinischen Frauen“ moderiert, die in stark akzentuiertem Englisch Pro-Donald-Trump-Nachrichten verbreiteten. Watkins selbst trat in einigen der Videos unter dem Pseudonym Jim Cherney auf.[8] In einem Video wurde die Pizzagate-Verschwörungstheorie angesprochen. Watkins erklärte, er glaube, dass der Kindersex-Ring existiere, aber nicht, dass er mit einer Pizzeria in Verbindung stehe.[8]

Im Oktober 2021 kündigte Watkins über Telegram seine Kandidatur für den US-Kongress an. Bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus von Arizona wollte er für die Republikanische Partei antreten.[9]

Watkins behauptete in einem Stream im September 2022, dass er das Doxing-Forum Kiwi Farms gekauft habe, nachdem es von mehreren Webhosting-Diensten entfernt worden war, und dass er es und 8kun zurück ins Clearnet bringen wolle. Die Ankündigung stieß auf gemischte Reaktionen bei den Nutzern von Kiwi Farms, und der Eigentümer der Seite, Joshua Moon, dementierte dies in einem Telegram-Post.[10]

Die QAnon-Verschwörungstheorien mit rechtsextremem Hintergrund wurden ab 2017 von einer mysteriösen Person oder Gruppe namens „Q“ verbreitet, die ursprünglich auf 4chan postete, später aber zu 8chan wechselte.[11] Q hat gesagt, dass sie nie außerhalb von 8chan posten werden.[12] Viele Erforscher von Verschwörungstheorien glauben, dass Watkins oder sein Sohn, Ron Watkins, mit Q zusammenarbeiten, Q kennen oder dessen Identität angenommen haben. Als 8chan im August 2019 nach drei Massenschießereien vom Netz genommen wurde, hörte Q auf zu posten; als es im November wieder online ging, tauchte Q wieder auf.[12][13] Der QAnon-Forscher Marc-Andre Argentino sagte im März 2020, dass er aufgrund einer Analyse der Beiträge von Q davon ausgeht, dass Watkins seit Herbst 2019 als Q gepostet hat.[14] Ebenfalls im März 2020 meinte der QAnon-Forscher Mike Rothschild, dass für die Q-Poster ein Leichtes wäre, ein anderes Forum zu nutzen oder einen kryptografischen Schlüssel zur Verfügung zu stellen, um ihre Authentizität auf einer anderen Seite zu beweisen. Der einzige Grund, Q auf 8chan zu halten sei, dass Watkins persönlich mit ihm verbunden ist."[14] In einem Interview in einer Episode des Podcasts Reply All vom September 2020 erklärte Brennan, dass er glaubt, dass der Q-Account ursprünglich von jemand anderem betrieben wurde, dass aber Watkins und sein Sohn die Kontrolle über die Persona übernommen haben, höchstwahrscheinlich im Dezember 2017. Watkins und sein Sohn Ron Watkins haben die Kenntnis der Identität von Q abgestritten.[13][15] Als Watkins im September 2019 vor dem Ausschuss für Innere Sicherheit des US-Repräsentantenhauses aussagte, trug er einen QAnon-Anstecker.[4][13]

Im Februar 2020 gründete Watkins ein Super PAC mit dem Namen „Disarm the Deep State“, das politische Kandidaten unterstützt, die die QAnon-Verschwörungstheorie unterstützen. Watkins ist als Schatzmeister der Gruppe aufgeführt.[12][16][17] Am 6. Juni 2022 distanzierte sich Watkins bei seiner Aussage unter Eid vor dem Sonderausschuss des US-Repräsentantenhauses zum Anschlag vom 6. Januar von der Verschwörungstheorie und behauptete, QAnon sei „von den linken Medien fabriziert“, „hauptsächlich“ von Media Matters, das seiner Meinung nach „von George Soros finanziert wird“.[18]

Privates

Bearbeiten

Während Watkins mit der Armee in Südkorea stationiert war, lernte er seine erste Frau, Ton Sun, kennen. Im Jahr 1987 bekamen sie ihr erstes Kind, Ronald „Ron“. Wegen Watkins’ Militärdienst zog die Familie oft um, wobei sie die längste Zeit in Mukilteo, Washington, verbrachte. Watkins und Ton Sun ließen sich scheiden.[19] Im Oktober 2001 reiste Watkins nach Manila und heiratete dort seine zweite Frau Liezel. Watkins lebt seit 2007 dauerhaft auf den Philippinen.[4][2] Er interessiert sich für Yoga und sammelt Füllfederhalter.[4] Auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht er außerdem Videos, in denen er Hymnen singt und Bibelverse rezitiert.[15]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c A. B. C. News: The men behind QAnon. Abgerufen am 10. Juli 2024 (englisch).
  2. a b c d e f Ethan Chiel: Meet the man keeping 8chan, the world’s most vile website, alive. In: Splinter. 19. April 2016, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  3. Xave Gregorio: Owner of site linked to US mass shooting sues founder for cyber libel in PH. In: CNN Philippines. 11. November 2019, archiviert vom Original am 4. April 2020; abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j Drew Harwell, Timothy McLaughlin: From helicopter repairman to leader of the Internet’s ‘darkest reaches’: The life and times of 8chan owner Jim Watkins In: The Washington Post, 12. September 2019. Abgerufen am 29. August 2020 (englisch). 
  5. a b Ben Gilbert: The bizarre life of 8chan owner Jim Watkins, the middle-age veteran who decamped to the Philippines and runs a pig farm. In: Business Insider. 5. August 2019, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  6. a b AJ Vicens, Ali Breland: QAnon Is Supposed to Be All About Protecting Kids. Its Primary Enabler Appears to Have Hosted Child Porn Domains. In: Mother Jones, 29. Oktober 2020. Abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch). 
  7. Erica Euse: WWE co-founder Linda McMahon allegedly ignored claims of child sexual abuse at the wrestling company. In: Mic. 29. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
  8. a b c Craig Silverman, Jane Lytvynenko: The Owner Of 8chan Has Created A News Source For Internet Trolls. In: BuzzFeed News. 22. Februar 2017, abgerufen am 15. Juli 2021 (englisch).
  9. QAnon: Forenbetreiber Ron Watkins will für den US-Kongress kandidieren. In: Der Spiegel. 16. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. Juli 2024]).
  10. David Gilbert: QAnon Celebrity and 8kun Owner Jim Watkins Claims He Bought Kiwi Farms. In: Vice. 16. September 2022, abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
  11. Frank Lüttig, Jens Lehmann: Verschwörungstheorien: Ursprung – Anhänger – Bewältigung. Nomos Verlag, 2022, ISBN 978-3-7489-3675-6, S. 40 f. (books.google.de [abgerufen am 10. Juli 2024]).
  12. a b c David Gilbert: QAnon Now Has Its Very Own Super PAC. In: Vice. 2. März 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  13. a b c Mike Rothschild: Did an IP address accidentally reveal QAnon’s identity? In: The Daily Dot. 28. August 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  14. a b Charles Levinson: With super PAC, QAnon’s con chases mainstream — and money. In: Protocol. 3. März 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  15. a b Adrienne LaFrance: The Prophecies of Q In: The Atlantic, Juni 2020. Abgerufen am 29. August 2020 (englisch). 
  16. Alex Kaplan: Owner of 8chan/8kun helps create QAnon super PAC and is running paid ads for it on his site. In: Media Matters for America. 2. April 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  17. Ed Pilkington: Project Veritas: how fake news prize went to rightwing group beloved by Trump In: The Guardian, 29. November 2017. Abgerufen am 7. August 2019 (englisch). 
  18. Suspected QAnon Founder Admits Conspiracy Theory Is Bogus, S. 7 (englisch). 
  19. Patrick Malone: Seattle man wonders if his childhood friend is the leader of Q-Anon. In: Seattle Times. 13. April 2021, abgerufen am 16. April 2021 (englisch).