Die Japan Chess Association (JCA) (japanisch 日本チェス協会, Nihon Chesu Kyōkai) ist die Dachorganisation der Schachspieler in Japan.

Geschichte

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Unter dem Namen Japan Chess Tournament Association (日本チェストーナメント協会, Nihon Chesu Tōnamento Kyōkai) entstand 1967 ein Zusammenschluss von Schachspielern aus ganz Japan. Ziel der Gruppe war es, Japan in der internationalen Schachwelt zu vertreten. Schon im folgenden Jahr wurde dieses Ziel mit der Aufnahme als 75. nationaler Schachverband in den Weltschachbund FIDE erreicht, zu diesem Zeitpunkt bereits unter dem neuen Namen Japan Chess Association.[1]

Nach dem Tod von Yasuji Matsumoto (松本康司),[2] der seit 1974 Vizepräsident, seit 1977 Präsident der JCA gewesen war, übernahm die damalige Generalsekretärin Miyoko Watai 2003 zunächst kommissarisch die Präsidentschaft. Nach Ablauf der vorgesehenen Amtszeit Matsumotos wurden jedoch keine Neuwahlen durchgeführt, so dass Watai dem Verband bis heute als Generalsekretärin und de facto-Präsidentin vorsteht.

Meisterschaften

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Die erste offene japanische Schachmeisterschaft wurde 1968 in Form eines Turniers ausgetragen, dessen Erst- und Zweitplatzierter im Anschluss in einem Wettkampf über vier Partien gegeneinander antraten. In diesem ersten Wettkampf konnte sich Yukio Miyasaka (宮坂幸雄) gegen Eizō Hoshino (星野栄造) durchsetzen.

Ab dem folgenden Jahr war es dann jeweils der Sieger eines Kandidatenturnieres, der den Titelverteidiger herausfordern durfte; das Format des Wettkampfes über vier Partien wurde dabei zunächst beibehalten. 1981 wurde das System grundlegend reformiert, seither wird der Landesmeister in einem in der Regel während der Goldenen Woche ausgetragenen Turnier über 13 bis 14 Runden nach dem Schweizer System ermittelt. An diesem Turnier nehmen 30 bis 36 Spieler teil, die sich in den verschiedenen Regionalmeisterschaften oder durch eine gute Platzierung in großen überregionalen Turnieren dafür qualifiziert haben.[3]

1975 wurde erstmals eine gesonderte Damenmeisterschaft ausgetragen, Siegerin war Miyoko Watai. Von 1980 bis 1995 dominierte Naoko Takemoto (竹本尚子), die bis einschließlich 1984 unter ihrem Geburtsnamen Naoko Takahashi (高橋尚子) antrat, die Meisterschaft. In der Folge wurde die Damenmeisterschaft für mehrere Jahre ausgesetzt und erst 2001 wieder ausgespielt. Nach einer weiteren Pause im Jahr 2002 wurde die Damenmeisterschaft ohne Unterbrechung jedes Jahr ausgetragen, derzeit findet sie in der Regel Anfang August in Form eines Turniers nach dem Schweizer System über sechs Runden statt.[3]

Jahr Sieger offene Meisterschaft Siegerin Damenmeisterschaft
1968 Yukio Miyasaka (宮坂幸雄)
1969 Yukio Miyasaka (宮坂幸雄)
1970 Yukio Miyasaka (宮坂幸雄)
1971 Yukio Miyasaka (宮坂幸雄)
1972 Yukio Miyasaka (宮坂幸雄)
1973 Gentarō Gonda (権田源太郎)
1974 Gentarō Gonda (権田源太郎)
1975 Kenji Hamada (浜田健嗣) Miyoko Watai (渡井美代子)
1976 Gentarō Gonda (権田源太郎) Emiko Nakagawa (中川笑子)
1977 Gentarō Gonda (権田源太郎) Emiko Nakagawa (中川笑子)
1978 Gentarō Gonda (権田源太郎) Miyoko Watai (渡井美代子)
1979 Gentarō Gonda (権田源太郎) Miyoko Watai (渡井美代子)
1980 Gentarō Gonda (権田源太郎) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1981 Kōbun Oda (小田講文) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1982 Kōbun Oda (小田講文) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1983 Hiroyuki Nishimura (西村裕之) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1984 Hiroyuki Nishimura (西村裕之) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1985 Hiroyuki Nishimura (西村裕之) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1986 Gentarō Gonda (権田源太郎)
Paul Kuroda (黒田ポール)
Naoko Takemoto (竹本尚子)
1987 Jacques Marie Pineau Naoko Takemoto (竹本尚子)
1988 Tomomichi Suzuki (鈴木知道) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1989 Loren Schmidt Naoko Takemoto (竹本尚子)
1990 Gentarō Gonda (権田源太郎) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1991 Joselito Sunga Naoko Takemoto (竹本尚子)
1992 Mats Andersson Naoko Takemoto (竹本尚子)
1993 Domingo Ramos Naoko Takemoto (竹本尚子)
1994 Jacques Marie Pineau Naoko Takemoto (竹本尚子)
1995 Hiroyuki Nishimura (西村裕之) Naoko Takemoto (竹本尚子)
1996 Domingo Ramos
Hiroshi Takemoto (竹本寛)
Tomohiko Matsuo (松尾朋彦)
Nicht ausgetragen
1997 Gentarō Gonda (権田源太郎) Nicht ausgetragen
1998 Gentarō Gonda (権田源太郎) Nicht ausgetragen
1999 Akira Watanabe (渡辺暁) Nicht ausgetragen
2000 Akira Watanabe (渡辺暁) Nicht ausgetragen
2001 Akira Watanabe (渡辺暁) Nicht ausgetragen
2002 Gentarō Gonda (権田源太郎) Miyoko Watai (渡井美代子)
Kang Guen Guoko
2003 Simon Bibby Nicht ausgetragen
2004 Ryō Shiomi (塩見亮)
Kiyotaka Sakai (酒井清隆)
Emiko Nakagawa (中川笑子)
2005 Kiyotaka Sakai (酒井清隆) Melody Garcia
2006 Shinya Kojima (小島慎也) Haruko Tanaka (田中晴子)
2007 Shinsaku Uesugi (上杉晋作)
Shinya Kojima (小島慎也)
Emiko Nakagawa (中川笑子)
2008 Shinya Kojima (小島慎也) Emiko Nakagawa (中川笑子)
2009 Sam Collins Narumi Uchida (内田成美)
2010 Ryōsuke Nanjō (南條遼介)
Shinya Kojima (小島慎也)
Narumi Uchida (内田成美)
2011 Ryūji Nakamura (中村龍二)
Masahiro Baba (馬場雅裕)
Ekaterina Egorova
2012 Ryōsuke Nanjō (南條遼介) Epiphany Peters
2013 Junta Ikeda (池田惇多) Narumi Uchida (内田成美)
2014 Ryōsuke Nanjō (南條遼介) Narumi Uchida (内田成美)
2015 Masahiro Baba (馬場雅裕)
2016 Tran Thanh Tu

Graduierungssystem

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Ähnlich wie in den verschiedenen japanischen Kampfkünsten und Kampfsportarten, sowie im Go und im Shōgi, werden von der JCA auch im Schach Dan-Grade verliehen. Anders als etwa im Go sind im Rangsystem der JCA allerdings keine Kyū-Grade vorgesehen.

Üblicherweise werden Dan-Grade beim Erreichen bestimmter Wertungszahlen vergeben, wobei vom 1. bis zum 5. Dan die JCA-Wertungszahl, vom 6. bis zum 10. Dan die FIDE-Elo-Zahl ausschlaggebend ist. Derzeit lauten die Bedingungen für die Vergabe der einzelnen Grade wie folgt:

Grad Bedingung
1. Dan 1500 (JCA)
2. Dan 1700 (JCA)
3. Dan 1900 (JCA)
4. Dan 2100 (JCA)
5. Dan 2200 (JCA)
6. Dan 2250 (FIDE)
7. Dan 2350 (FIDE)
8. Dan 2450 (FIDE)
9. Dan 2550 (FIDE)
10. Dan 2650 (FIDE)
Grad Bedingung

Alternativ können Dan-Grade auch an Träger bestimmter FIDE-Titel verliehen werden. Titelträger aus anderen Landesverbänden, die sich der JCA anschließen, erhalten die entsprechenden Dan-Grade automatisch.

FIDE-Titel Entsprechender Dan-Grad
Großmeister (GM) 10. Dan
Großmeisterin der Frauen (WGM) 8. Dan
Internationaler Meister (IM) 8. Dan
Internationale Meisterin der Frauen (WIM) 6. Dan
FIDE-Meister (FM) 6. Dan
FIDE-Meisterin der Frauen (WFM) 4. Dan
Internationaler Schiedsrichter (IA) 7. Dan
FIDE-Titel Entsprechender Dan-Grad

Auch den Siegern der japanischen Schachmeisterschaften werden Dan-Grade verliehen, sofern sie diese zum betreffenden Zeitpunkte nicht ohnehin innehaben. Einem einmaligen Landesmeister steht demnach der 5. Dan, einem dreimaligen Meister der 6. Dan, einem sechsmaligen Meister der 7. Dan zu.

Neben diesen Möglichkeiten können Dan-Grade für die erfolgreiche Teilnahme an von der JCA veranstalteten Problemturnieren sowie direkt auf Empfehlung des Vorstandes der JCA hin verliehen werden.[4]

Publikationen

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Mit Chess Tsūshin (CHESS通信, „Schach-Nachrichten“) gibt die JCA eine Mitgliederzeitschrift mit Turnierberichten, kommentierten Partien, schachtheoretischen Artikeln, sowie Meldungen aus dem nationalen und internationalen Schach heraus. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich als Loseblattsammlung. Die Redaktion besteht derzeit aus Miyoko Watai und Shinobu Hano.[5]

Einzelnachweise

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  1. Gründung und Ziele (Memento des Originals vom 30. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jca-chess.com, Homepage der Japan Chess Association (japanisch)
  2. Yasuji Matsumoto Has Passed Away, Homepage des Weltschachbundes FIDE, 11. Januar 2003.
  3. a b Domestic Archives, Homepage der Japan Chess Association (japanisch)
  4. JCA段位規程 (=„JCA-Graduierungsordnung“) (Memento des Originals vom 12. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jca-chess.com, Homepage der Japan Chess Association (japanisch)
  5. Impressum. In: Chess Tsūshin, Mai/Juni 2013.
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