Jean Biondi

französischer Politiker, Mitglied der Nationalversammlung

Jean Biondi (* 9. Mai 1900 in Sari-d’Orcino; † 10. November 1950 in Groslay) war ein französischer sozialistischer Politiker der Dritten und Vierten Republik und ein Résistance-Kämpfer. Er war in mehreren deutschen Konzentrationslagern inhaftiert.

Jean Biondi 1948

Nach dem Besuch der Sekundarschule in Ajaccio setzte er sein Studium in Paris fort. Er erwarb einen Master of Science (License ès sciences) und unterrichtete am Lycée Condorcet.[1]

1925 trat er der Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO) in Paris bei und wurde fünf Jahre später Mitglied im Bezirk Oise. Er wurde einer der wichtigsten Redakteure der sozialistischen Lokalzeitung Cri populaire de l’Oise. Er gehörte dem gemäßigten Flügel der Partei an.

1934 wurde er zum Generalrat von Neuilly-en-Thelle und 1935 zum Bürgermeister von Creil gewählt. Im Februar 1936 wurde er bei einer Nachwahl Abgeordneter und bei den Parlamentswahlen im Juni, aus denen die Volksfront als Sieger hervorging, wiedergewählt. 1937 wurde er Mitglied des Redaktionsausschusses der Zeitung Le Populaire.[1]

Im Juli 1940 stimmte er als einer der Quatre-vingts (achtzig) gegen die erweiterten Vollmachten für Marschall Philippe Pétain. Das Vichy-Regime entzog ihm seine kommunalen Ämter. Insbesondere wurde ihm im April 1941 das Bürgermeisteramt wegen „Feindseligkeit gegenüber dem Werk des nationalen Wiederaufbaus“ entzogen. Im selben Jahr trat Biondi dem Comité d’action socialiste bei und beteiligte sich am Untergrundkampf. 1942 wurde er verhaftet und später freigelassen. Er schloss sich dem Brutus-Netzwerk an und wurde dessen regionaler Leiter. Er wurde ein zweites Mal verhaftet, in Fresnes inhaftiert und dann nach Compiègne gebracht. Er wurde gefoltert und deportiert, zuerst nach Mauthausen, dann nach Ebensee, wo er am 6. Mai 1945 befreit wurde.[1]

1945 kehrte er als Delegierter der Assemblée consultative provisoire[A 1] (Provisorische Beratende Versammlung) nach Frankreich zurück und nahm sofort seine politische Tätigkeit wieder auf. Er nahm seine Ämter als Bürgermeister von Creil (1945) und als Präsident des Generalrats des Départements Oise wieder auf, wurde politischer Direktor der SFIO des Departements Oise und Mitglied des Exekutivausschusses der SFIO.[1]

Er wurde 1945 und 1946 wiedergewählt und war Unterstaatssekretär für Inneres in der letzten provisorischen Regierung von Léon Blum (Dezember 1946 bis Januar 1947). Von 1946 bis 1947 war er Sous-secrétaire d’État im Innenministerium; in der Folge nahm er bis 1950 das gleichbedeutende Amt eines Secrétaire d’État für den öffentlichen Dienst und die Verwaltungsreform ein.

Biondi starb 1950 bei einem Verkehrsunfall.[1]

Ehrungen

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Literatur

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  • Pierre Miquel: Les Quatre-vingts. Fayard, 1995, ISBN 2-213-59416-3.
  • Jean Odin: Les Quatre-vingts. FeniXX réédition numérique, 1996, ISBN 978-2-402-07154-3 (google.de).
  • Olivier Wieviorka: Les orphelins de la République : destinées des députés et des sénateurs français, 1940–1945 (= Lunivers historique). Seuil, 2015, ISBN 978-2-02-128374-7 (persee.fr).
  • Jean-Pierre Besse: L’Oise, septembre 1940–septembre 1944. Jean-Pierre Besse, 2004.
  • Édouard Barthe: Le combat d’un parlementaire sous Vichy. Éditions Singulières, 2007, ISBN 978-2-35478-005-0.
  • Jean-Claude Villemain (Hrsg.): Jean Biondi, l’engagement d’un homme libre. Bédu, 2022.
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Anmerkungen

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  1. Die Assemblée consultative provisoire war die französische Versammlung, die die Widerstandsbewegungen, politischen Parteien und Gebiete vertrat, die unter der Führung des Comité français de libération nationale (CFLN) an der Seite der Alliierten in den Krieg gezogen waren; unter dem enstrechenden Lemma stehen in der französischsprachigen Wikipédia weiterführende Informationen zur Verfügung.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Jean, Dominique Biondi. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 10. April 2024 (französisch).
VorgängerAmtNachfolger


-
selbst
Sous-secrétaire d’État
(Innenministerium)

24.06. 1946 – 28.11. 1946
16.12. 1946 – 16.01. 1947


selbst
-



-
selbst
selbst
selbst
selbst
Secrétaire d’État
für den öffentlichen Dienst
und Verwaltungsreformen

26.11. 1947 – 19.07. 1948
26.07. 1948 – 28.08. 1948
05.09. 1948 – 11.09. 1948
11.09. 1948 – 05.09. 1949
28.10. 1949 – 07.02. 1950



selbst
selbst
selbst
selbst
-

Robert Arnould
Gabriel Havez
Bürgermeister von Creil
1935 – 1941
1945 – 1950

Jules Uhry
Gabriel Havez