Jean Goldenbaum

brasilianischer Musikwissenschaftler

Jean Goldenbaum (* 6. September 1982 in São Paulo, Brasilien) ist ein deutscher Komponist und Musikwissenschaftler. Er ist Forscher am Europäischen Zentrum für Jüdische Musik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Jean Mordechai Arendt Goldenbaum wurde in einer jüdischen Familie in São Paulo geboren und wuchs dort auf. 2005 emigrierte er nach Deutschland und wurde 2013 in Musikwissenschaft an der Universität Augsburg promoviert.[1]

Goldenbaum war der Composer in residence des Wasa Sinfonieta Music Festival in Finnland in den Jahren 2011 und 2013, nach der Uraufführung seiner zwei Doppelkonzerte Ode to Friendship (für Flöte, Gitarre und Orchester) und The Universes shall conspire to Love (für Flöte, Perkussion und Orchester). 2011 wurden einige seiner kammermusikalischen Werke auf der Veranstaltung „Neue Musik International“ in Salzburg aufgeführt. Gesponsert vom brasilianischen Kulturministerium wurde seine Musik 2012 bei der Veranstaltung Neue Klänge aus Brasilien – im Portrait: Jean Goldenbaum ebenfalls in Salzburg präsentiert. Nach der Uraufführung in Brasilien fand hier auch die europäische Premiere seines Konzerts May all Dictators fall (für Gitarre und Gitarrenquartett) statt.

Im Jahr 2014 veröffentlichte Levanah Publications sein Werk Musik für Kinder: Paradigmenbruchstücke für junge Pianisten, damit sie anders aufwachsen und eine bessere Welt aufbauen (für Klavier). 2016 fand in Berlin das Konzert New tones for the Good – Neue Klänge für das Gute statt, bei dem ausschließlich Goldenbaum-Werke von acht Musikern aus verschiedenen Ländern zu hören waren. Im August desselben Jahres war Goldenbaum der Gastkomponist vom 29. Schwäbischen Kunstsommer in Irsee, wo seine Ökumenische Suite: Im Namen des Friedens, der Freiheit und der Toleranz (für Chor a cappella), uraufgeführt wurde.

Er produzierte sechs Alben mit einigen seiner Orchester- und Kammermusikwerke, die sowohl in Europa als auch in Brasilien aufgenommen wurden. Sein Werk umfasst circa 110 Kompositionen für Soloinstrumente, Kammermusik und Orchester.

2017 veröffentlichte er sein erstes Buch, Conceptions and Reflections on and around my musical work (Buch, 2017, Biblioteca24h, ISBN 978-85-416-0552-6).

2018 nahm die legendäre brasilianische Pianistin Eudóxia de Barros das Stück von Goldenbaum Brazilian Nostalgia (Longing for a time I didn't live) in ihre jährliche Tournee auf und führte es Dutzende Male auf.

Am 31. März 2020, am Tag des zehnten Jahrestages des Debüts seiner Symphonie des Guten und des offiziellen Beginns seiner Karriere, kündigte Goldenbaum durch einen Artikel „Das Boot im Geschmack der Gezeiten (oder Warum entscheide ich mich heute, meine musikalische Karriere zu beenden)“,[2] veröffentlicht in der brasilianischen Zeitung Diário do Engenho, beendete er (zumindest für diese Zeit) seine Tätigkeit als Komponist. Im Juni 2021 beschloss er, nach genau 645 Urlaubstagen, angetrieben von mehreren neuen Initiativen und Einladungen, wieder aktiv zu werden.

2022 war er Musikdirektor des Festivals „Aktuelle Jüdische Musik in Deutschland“, welches in Hannover stattfand.[3]

Im Mai 2022 wurde er eingeladen, seine Musik und seine Gedanken zu Hannah Arendt bei der Veranstaltung „Jüdische Musik & Erinnerungskultur: Hannah-Arendt“ im Rathaus Hannover vorzustellen.

Ein Großteil der von Goldenbaum organisierten Konzerte steht im Zusammenhang mit dem sozialen und politischen Engagement des Komponisten.

Er war Mitglied der brasilianischen Gruppe 'Judeus contra o Fascismo' („Juden gegen Faschismus)“, Gründer des Kollektivs 'Judias e judeus com Lula' („Juden und Jüdinnen mit Lula“) und Gründungsmitglied des Observatório Judaico dos Direitos Humanos do Brasil („Jüdisches Observatorium für Menschenrechte in Brasilien“). Er ist Mitglied in zwei politischen Parteien: die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) die israelische Linkspartei Meretz.

Von 2020 bis 2023 arbeitete er auch für den brasilianischen Sender / die brasilianische Zeitung Brasil 247, für das er Artikel und Videos beisteuert, in denen er über Kultur, Gesellschaft und Politik schreibt und spricht.

Goldenbaum schreibt auch für das südniedersächsische Online-Magazin Kulturis.[4]

Im Mai 2024 gab Goldenbaum auf seiner Website bekannt, dass er aus politischen Gründen seine brasilianische Staatsbürgerschaft aufgegeben habe. Er erklärte, er werde in Brasilien keine Partei (rechts und/oder links) mehr wählen, da er sie für „extrem, ignorant, korrupt und höchst antisemitisch“ halte.

Er lebt mit seinem Deutschen Schäferhund Jake seit 2021 im Landkreis Holzminden.

Kompositionsstil

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Goldenbaums Musik ist grundsätzlich atonal, hat jedoch einen starken Einfluss der traditionellen tonalen Musik, wie der Komponist selbst in Interviews erklärte. Der Musikwissenschaftler Alexandre Bispo weist darauf hin, dass „die Beziehungen zwischen ethischen und ästhetischen Aspekten im kreativen Prozess im euro-brasilianischen Kontext in der kompositorischen Arbeit von Jean Goldenbaum eine besondere Bedeutung erhalten. Seine Kompositionen bringen die ethischen Grundlagen des künstlerischen Schaffens besonders ausdrucksvoll zum Ausdruck.“[5]

Presse und Medien

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Jean Goldenbaum wurde in verschiedenen deutschen und internationalen Medien genannt, wie Jüdische Allgemeine,[6] Bayerischer Rundfunk Klassik,[7] Der Teckbote,[8] Radio Leinehertz Hannover,[9] Concerti,[10] Stadtkind Hannover,[11] Täglicher Anzeiger Holzminden,[12] Programa Provocações (Brasilien),[13] Radio Universida de Salamanca (Spanien).[14]

Werke (Auswahl)

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  • Ecumenical Suite: in the name of Peace, Freedom and Tolerance für SATB Chor a cappella, opus 1 (Partitur, 2008, Ikuro Editions)
  • Music for Children: breakparadigmspieces for young pianists to grow different and build a better world (Partitur, 2014, Levanah Publications)
  • Symphony of the Good, für Symphonieorchester, opus 2 (2009)
  • Music Manifest for Nonviolence, für Blockflötentrio, opus 11 (2010)
  • „May all dictators fall“ Concerto, für Gitarre und Gitarrenensemble, opus 17 (2011)
  • Against the alienation of today's youth, für Symphonieorchester, opus 20 (2011)
  • ‘Victorious is the Respectful‘ Concerto, für Klavier und Orchester, opus 21 (2011)
  • Ferreira Gullar & Jean Goldenbaum – Three moments in Poetry and Music, für Sopran und Klavier, opus 26 (2012)
  • ‘The Universe shall conspire to Love‘ Concerto, für Flöte, Perkussion und Orchester, opus 27 (2012)
  • The death of the forrest, für Cello-Oktett, opus 37 (2013)
  • Music protest against social injustices, für Klavier und zehn Perkussionsinstrumente, opus 39 (2014)
  • The Path and the Faith in it, für solo Posaune, opus 44 (2014)
  • Believe, move and heal the world, für offene Besetzung, opus 55 (2015)
  • Jewish Synesthesia, für Klarinette und Gitarre, opus 65 (2016)
  • The same image in colours and in black and white, für Flöte, Klavier und Perkussion, opus 73 (2017)
  • Quartet 3: Light Meditations, für Streichquartett, opus 83 (2018)
  • Tzedakah: Social Justice, für Flöte, Akkordeon und Pauken, opus 88 (2019)
  • Rest in peace – Dedicated to the victims of the COVID-19 pandemic, für Gitarre, opus 101 (2021)
  • Oseh Shalom, für Tenor, Bass und Gitarre, opus 113 (2022)
  • Achtmal Liebe in Wort und Musik, opus 117 (2023)

Aufnahmen (Auswahl)

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  • Symphony of the Good (2010)
  • Ode to Friendship, Concerto & other works (2012)
  • The Universe shall conspire to Love, Concerto & other works (2013)
  • Live in Berlin (2017)
  • Some works (2020)
  • Music to heal the world (2022)
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Einzelnachweise

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  1. Jean Goldenbaum: Neue Noten unter einem neuen Himmel: Die in Brasilien eingewanderten deutschsprachigen Komponisten und deren Einfluss auf die brasilianische Musik (New notes under a new sky: the immigrant German-speaking composers to Brazil and their influence on the Brazilian music). Augsburg, zugl. Dissertation Universität Augsburg 2013.
  2. Jean Goldenbaum: ‘O barco ao sabor das marés’ (ou ‘Por que decido hoje concluir minha carreira musical’). In: Diário do Engenho. 31. März 2020, abgerufen am 5. Dezember 2023 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. JüMiD Aktuelle Jüdisches Musik in Deutschland, auf globalpartnership.de
  4. Jean Goldenbaum, auf kulturis.online, abgerufen am 20. Februar 2023
  5. A. A. Bispo: Jean Goldenbaum:Symphony of the Good/Sinfonie des Guten/Sinfonia do Bem. In: Revista Brasil-Europa, 2011, 129/26.
  6. „Musik ist meine Mission“. In: Jüdische Allgemeine, 17. Mai 2016
  7. Jean Goldenbaum Bayerischer Rundfunk Klassik soundcloud.com
  8. „Musik muss eine Botschaft haben“. In: Der Teckbote, 30. Juni 2015.
  9. Interview mit dem Komponisten Jean Goldenbaum im Radio Leinehertz 106.5, auf youtube.com
  10. 1700 Jahre jüdische Musik in Deutschland | Interview Jean Goldenbaum | „Jüdische Volksmusik war im Deutschland der 1920er-Jahre sehr präsent“, auf concerti.de
  11. Jüdisches Leben in Hannover | Dr. Jean Goldenbaum, auf jeangoldenbaum.com
  12. Ankommen auf der Überholspur | Dr. Jean Goldenbaum: Portrait eines Musikers und Aktivisten, der in Neuhaus eine neue Heimat gefunden hat, Täglicher Anzeiger, 20. Oktober 2021
  13. Jean Goldenbaum - Provocações 11/10/2011 bloco 01, auf youtube.com
  14. Reportaje sobre Jean Goldenbaum en Radio Universidad de Salamanca, España.