Jelenino (Szczecinek)

Dorf in Polen

Jelenino (deutsch Gellin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Szczecinek (Landgemeinde Neustettin) im Powiat Szczecinecki (Neustettiner Kreis).

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa acht Kilometer südwestlich von Neustettin (Szczecinek), 65 Kilometer südöstlich von Köslin (Koszalin) und 185 Kilometer ostnordöstlich von Stettin. Das Dorf grenzt im Süden an den Gellinsee.

Geschichte

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Dorfkirche, erbaut 1887, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Gellin

Um zusätzliches Siedlungsland für das Bauerndorf zu gewinnen, war der Gellinsee, dessen Wasserspiegel früher 3600 Magdeburger Morgen groß gewesen war, 1781 auf Staatskosten um zwölf Fuß abgesenkt worden.[1] Dadurch wurden 2000 Morgen urbares Land gewonnen.[2] Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte Gellin eine Gnadenschule, d. h. eine Dorfschule mit einem Lehrmeister, dessen Jahresgehalt vom König bestritten wurde;[3] um 1783 hatte das Jahresgehalt 80 Reichstaler betragen.[1]

Die Gemeindefläche von Gellin war Anfang der 1930er Jahre 10,8 km² groß, und auf ihr standen 78 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnorten:[4]

  • Gellin
  • Neumühl

Um 1933 gab es in dem Dorf 550 Einwohner, zwei Gasthöfe, eine Niederlassung der Spar- und Darlehnskasse, eine Mühle, eine Viehhandlung sowie verschiedene Handwerksbetriebe.[5]

Bis 1945 bildete Gellin eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Das Dorf war Sitz des Amtsbezirks Gellin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Gellin zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Jelenino“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 Dorf, mit einem kleinen Kirchenhaus, 25 Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 202 königliches Dorf[6]
1825 102 Dorf, zum Amt Neustettin gehörig[7]
1852 416 Dorf[8]
1864 583 am 3. Dezember[9]
1867 581 am 3. Dezember[10]
1871 652 am 1. Dezember, davon 646 Evangelische und sechs Juden[10]
1885 603 am 1. Dezember, davon 599 Evangelische und vier Juden[11]
1910 631 am 1. Dezember[12][13]
1925 596 darunter 585 Evangelische und vier Katholiken[4][14]
1933 550 [14]
1939 530 [14]

Die bis 1945 anwesenden Dorfbewohner waren mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Früher war die Einwohnerschaft in dem drei Kilometer entfernten Kirchdorf Hütten eingepfarrt gewesen. Schon am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde eine eigene Kirche angestrebt.[15] Ein eigenes Kirchengebäude wurde 1887 im Dorf eingeweiht.

Siehe auch

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Literatur

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  • Gellin, Dorf, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gellin (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 718–719, Ziffer 5 (Google Books).
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.
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Einzelnachweise

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  1. a b c Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 718–719, Ziffer 5 (Google Books).
  2. Philipp Ludwig Hermann Röder: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Obersachsen und der Ober- und Nieder-Lausiz. Dritter Band, Ulm 1892, S. 431 (Google Books).
  3. Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zur Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung des königlich-preussischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Stettin 1795, S. 229, § 685 (Google Books).
  4. a b Die Gemeinde Gellin im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  5. Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1018 (Google Books).
  6. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 18, Ziffer 621 (Google Books).
  7. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 302, Ziffer 5 (Google Books).
  8. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 175 (Google Books).
  9. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 79–80 (Google Books).
  10. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 96–97, Ziffer 37 (Google Books).
  11. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 106–107, Ziffer 31 (Google Books).
  12. Gellin, Dorf, Kreis Neustettin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gellin (meyersgaz.org).
  13. Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  14. a b c Michael Rademacher: Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Hermann Lehmann: Bausteine zur Neustettiner Localgeschichte. Beilage zum Schulprogramm von 1879, Programm Nr. 109, Neustettin 1879, S. 46 (Google Books).

Koordinaten: 53° 39′ N, 16° 37′ O