Jens Südekum
Jens Südekum (* 24. August 1975 in Goslar) ist ein deutscher Ökonom. Er lehrt als Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Volkswirtschaft.
Leben
BearbeitenNach dem Abitur am Ratsgymnasium Goslar und dem Zivildienst studierte er Volkswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen und der University of California in Los Angeles und promovierte im Jahr 2003 an der Georg-August-Universität mit einer Arbeit zu regionalen ökonomischen Disparitäten innerhalb der Europäischen Union. Es folgten Stationen am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), als Juniorprofessor für Wirtschaftspolitik an der Universität Konstanz und als Lehrstuhlvertreter an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Im Jahr 2007 erhielt er im Alter von 31 Jahren einen Lehrstuhl für Mikroökonomik und Außenwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, wo er bis 2014 tätig war und im Jahr 2012 als erster Wirtschaftswissenschaftler den Duisburg-Essener Lehrpreis erhielt.[1] Er war Mitglied im Vorstand der Urban Economics Association (UEA).
Südekum ist Mitglied der SPD.[2]
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier berief Südekum zu einem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft.
Südekum war 2022 der Wunschkandidat von SPD und Grünen für die Nachbesetzung einer Stelle im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dies scheiterte am Veto von Bundesfinanzminister Christian Lindner. Die FDP wollte nach Erkenntnissen der FAS verhindern, dass der Rat nach „links kippe“. Statt Südekum sollte ein Experte berufen werden, der keiner Partei zuzuordnen sei.[2]
Südekum ist Unterzeichner der Berlin Summit Declaration.[3]
Werk
BearbeitenJens Südekum forscht zu Fragen des internationalen Handels und der Regionalpolitik. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Einfluss von Globalisierung und technologischem Wandel auf den deutschen Arbeitsmarkt.[4]
Er ist Research Fellow beim Centre for Economic Policy Research (CEPR), dem CESifo Institut, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Außerdem war er von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Ausschusses für Regionaltheorie und -politik beim Verein für Socialpolitik (VfS) und von 2015 bis 2018 Herausgeber des Journal of Regional Science.
Positionen
BearbeitenEr tritt für einen expansiven Kurs in der deutschen und europäischen Fiskalpolitik ein und hat sich mehrfach gegen die deutsche Schuldenbremse und eine Konsolidierung der Staatsverschuldung nach der Corona-Krise ausgesprochen.[5] In früheren Äußerungen forderte er die Kompensation von Globalisierungsverlierern in importkonkurrierenden Wirtschaftszweigen, die durch zunehmende Handelsverflechtungen Arbeitsmarktprobleme erleiden.[6] Da diese Branchen räumlich oft stark konzentriert sind,[7] hat er sich auch für den Einsatz von regional- und strukturpolitischen Maßnahmen ausgesprochen.[8] In diesem Zusammenhang plädiert er insbesondere für flächendeckende Investitionen in Infrastruktur und Bildung als Instrumente der Regionalpolitik und Industriepolitik.
In der Talkshow von Caren Miosga warf Südekum dem Bundesfinanzminister Christian Lindner vor, dass dessen Vorhaben, mit Kürzungen an anderer Stelle notwendige Investitionen finanzieren zu wollen, „völlig illusorisch“ sei. Notwendige staatliche Mittel in Höhe von 30 bis 50 Milliarden Euro für die Erreichung der Klimaziele könnten so nicht realisiert werden. Deutschland laufe laut Südekum Gefahr, das Triple-A-Rating zu verlieren. Dies liege an der Politik des Bundesfinanzministers, die das Wachstum nicht stütze, statt – wie häufig dargestellt – an den Staatsschulden.[9]
Auszeichnungen
BearbeitenIm Ranking der Frankfurter Allgemeine Zeitung der einflussreichsten deutschen Ökonomen von 2020 landete Südekum auf dem 5. Platz.[10] Das Handelsblatt zählte ihn 2015 zu den drei publikationsstärksten jungen Ökonomen (unter 40) aus dem deutschsprachigen Raum.[11]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Duisburg-Essener Lehrpreis 2012. In: Universität Duisburg-Essen. Abgerufen am 4. Dezember 2024.
- ↑ a b Maja Brankovic, Johannes Pennekamp: Jens Südekum ist aus dem Rennen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. Mai 2022, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ M. Buchholtz: The Berlin Summit Declaration – Winning back the people. In: Forum New Economy. 29. Mai 2024, abgerufen am 12. Juni 2024 (deutsch, englisch).
- ↑ Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen, Nicole Woessner: German Robots: The impact of industrial robots on workers. In: IAB Discussion Papers 30/2017.
- ↑ Jens Südekum: Wir dürfen die Corona-Schulden nicht zurückzahlen. In: Handelsblatt, 11. Mai 2020, S. 11.
- ↑ Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen: Verlierer(-regionen) der Globalisierung in Deutschland: Wer? Warum? Was tun? In: Wirtschaftsdienst, 2017, 97(1), S. 24–31.
- ↑ Jens Südekum, Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen: The Rise of the East and the Far East: German Labor Markets and Trade Integration. Journal of the European Economic Association, 2014, 12 (6), S. 1643–1675.
- ↑ Jens Südekum: Hilfe für Wettbewerbsverlierer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2017, S. 18 („Ordnung der Wirtschaft“).
- ↑ Julian Schmucker: Mit versteinerter Miene lauscht Lindner, wie Top-Ökonom seine Finanzpolitik zerlegt. In: Focus. Archiviert vom am 8. April 2024; abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ F.A.Z.-Ökonomenranking: Deutschlands einflussreichste Ökonomen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. September 2020, abgerufen am 20. November 2020.
- ↑ Top 100. Handelsblatt VWL-Ranking 2015 – Forscher unter 40. In: Handelsblatt online. 6. September 2015, archiviert vom am 14. September 2015; abgerufen am 7. Dezember 2019.
Personendaten | |
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NAME | Südekum, Jens |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ökonom |
GEBURTSDATUM | 24. August 1975 |
GEBURTSORT | Goslar |