Joachim Messing

deutsch-amerikanischer Molekularbiologie, Biochemiker und Agrarwissenschaftler

Joachim Wilhelm „Jo“ Messing (* 10. September 1946 in Duisburg; † 13. September 2019 in Somerset, New Jersey) war ein deutsch-amerikanischer Molekularbiologie, Biochemiker und Agrarwissenschaftler.[1] Er war Direktor des Waksman Institute of Microbiology und Selman A. Waksman Professor für Molekulare Genetik an der Rutgers University. Er gehört zu den Pionieren der Gentechnik und ist einer der meistzitierten Wissenschaftler.

Joachim Messing (2008)

Joachim Messing ist der Sohn des Bauingenieurs Heinrich Messing und seiner Frau Martha, einer Hausfrau. Früh wurde sein Interesse am Fach Chemie geweckt. 1968 absolvierte er als Voraussetzung für ein Pharmaziestudium eine zweijährige Lehre in einer Apotheke in Duisburg. Ab 1968 studierte er Pharmazie in Berlin. Sein Engagement als Studentenvertreter wurde mit einer Einladung zur Lindauer Nobelpreisträgertagung belohnt, wo er neben anderen Nobelpreisträgern Selman A. Waksman kennenlernte. 1971 legte er das Staatsexamen ab. 1975 wurde er an der LMU in München im Fach Biochemie promoviert.[2] Er folgte einem Angebot von Feodor Lynen am Max-Planck-Institut für Biochemie in München zu forschen und auch seinem Rat, hier an Viren zu forschen, ein Projekt, das schnell mit einem Nature-Paper belohnt wurde.[3] Es folgten Stationen an der University of California, Davis, einem der Zentren der Pflanzengenetik und der University of Minnesota, St. Paul. Seit 1985 war er Professor für Molekulare Genetik an der Rutgers University und seit 1988 Direktor des Waksman Institute of Microbiology der Rutgers University. Messing war verheiratet und hat mit seiner deutschstämmigen Frau einen Sohn, der an der Johns Hopkins University promoviert wurde.[4] Er starb am 13. September 2019 im Alter von 73 Jahren.[5]

Forschung

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In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren haben Joachim Messing und seine Kollegen die Shotgun DNA-Sequenzierungsmethode mit synthetischen universellen Primern entwickelt.[6] Die Methode beruht auf der Fragmentierung von DNA, gefolgt von der Klonierung und der Sequenzierung vom Ende her. Durch die Fragmentierung erhält man überlappende Sequenzinformationen, die zu durchgehenden Sequenzen (contigs) rekonstruiert werden können. Den ersten Beweis erbrachte er mit der Aufklärung der Sequenz des Blumenkohlmosaikvirus (englisch Cauliflower Mosaic Virus, CaMV).[7] Die für diese Arbeiten entwickelten M13- und pUC-Vektoren, wie M13mp18 und pUC19 waren Voraussetzung für die Entwicklung der ortsspezifischen Mutagenese aber auch für die Sequenzierung ganzer Chromosomen.[8] 1982 entwickelte er das erste PC-Programm um überlappende Sequenzdaten zu bearbeiten. Er generierte auch den ersten E. coli-Stamm (JM101), der für das Blau-Weiß Screening geeignet ist. Die sechs entscheidenden Publikationen über Vektoren und die Shotgun-Sequenzierung wurden über 31.000 mal zitiert.[9] In der Dekade zwischen 1981 und 1990 war Messing der weltweit meistzitierte Wissenschaftler.[10] Messing hat die von ihm entwickelten Methoden, Vektoren und Bakterienstämme nicht patentiert und frei zugänglich gemacht.

An der Rutgers University widmete er sich neben der Molekularbiologie und Bioinformatik der Pflanzenentwicklung und Pflanzengenomik. Er forschte auch auf epigenetischen Phänomenen, wie der Vererbung, die nicht auf der DNA-Sequenz beruht (non-Mendelian inheritance). Die Genomsequenzierung und RNA-Interferenzversuche in seinem Labor erlaubten ihm die Organisation und Evolution von Genen zu studieren, die den Gehalt an Proteinen als Nahrungsquelle oder für Biokraftstoffe kontrollieren.[11] Die Untersuchungen von Zuckerhirse führten zur Entdeckung einer natürlichen Variante, die mehr Zucker anreichert. Er untersuchte auch die Wasserlinse zur Nutzung als alternative Bioenergiequelle.[12]

Ehrungen und Mitgliedschaften

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Einzelnachweise

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  1. Knvul Sheikh: Joachim Messing, 73, Who Charted the DNA of Viruses and Plants, Dies (Published 2019). In: nytimes.com. 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. Dr. Joachim Messing – Waksman Institute of Microbiology. In: waksman.rutgers.edu. 16. Februar 2000, abgerufen am 6. November 2016 (englisch).
  3. P. H. Schreier, R. W. Davies, D. E. Buchell, B. Gronenborn, T. G. Fanning, B. von Wilcken, J. Messing: Precise location of the crossover region in the lambda attachment sequence. In: Nature. Band 267, Nummer 5611, Juni 1977, S. 555–557, PMID 876378.
  4. Donna Gialanella / The Star-Ledger: Jo Messing. In: blog.nj.com. 21. Januar 2007, abgerufen am 6. November 2016 (englisch).
  5. Joachim Messing, Renowned Rutgers Scientist, Dead at 73. In: Rutgers Today. 18. September 2019, abgerufen am 19. September 2019 (englisch).
  6. J. Messing, R. Crea, P. H. Seeburg: A system for shotgun DNA sequencing. In: Nucleic acids research. Band 9, Nummer 2, Januar 1981, S. 309–321, PMID 6259625, PMC 326694 (freier Volltext).
  7. R. C. Gardner, A. J. Howarth, P. Hahn, M. Brown-Luedi, R. J. Shepherd, J. Messing: The complete nucleotide sequence of an infectious clone of cauliflower mosaic virus by M13mp7 shotgun sequencing. In: Nucleic acids research. Band 9, Nummer 12, Juni 1981, S. 2871–2888, PMID 6269062, PMC 326899 (freier Volltext).
  8. C. Yanisch-Perron, J. Vieira, J. Messing: Improved M13 phage cloning vectors and host strains: nucleotide sequences of the M13mp18 and pUC19 vectors. In: Gene. Band 33, Nummer 1, 1985, S. 103–119, PMID 2985470.
  9. Joachim Messing. In: academy.asm.org. Abgerufen am 6. November 2016 (englisch).
  10. World’s most cited scientists, 1981-1990. In: science.sciencemag.org. 4. Oktober 1991, abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  11. Yongrui Wu, Joachim Messing: Proteome balancing of the maize seed for higher nutritional value. In: Frontiers in Plant Science. 5, 2014, doi:10.3389/fpls.2014.00240.
  12. W. Wang, J. Messing, K. Appenroth: Status of duckweed genomics and transcriptomics. In: Plant Biology. 17, 2015, S. 10, doi:10.1111/plb.12201.
  13. Elected Fellows. In: aaas.org. 21. Oktober 2016, abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  14. Mitgliedseintrag von Joachim Messing (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 25. November 2016.
  15. Search Results – Wolf Prize. In: wolffund.org.il. Abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  16. 2014 Promega Biotechnology Research Award Laureate. In: asm.org. Abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  17. Joachim Messing. In: nasonline.org. Abgerufen am 25. Januar 2017.
  18. Joachim Messing. In: academy.asm.org. Abgerufen am 25. Januar 2017 (englisch).
  19. Newly Elected Fellows. In: amacad.org. Abgerufen am 25. Januar 2017.