Johan Cesar Godeffroy (Kaufmann, 1813)

deutscher Unternehmer und Politiker, MdHB (1813-1885)
(Weitergeleitet von Johan Cesar VI. Godeffroy)

Johan Cesar Godeffroy (* 1. Juli 1813 in Kiel; † 9. Februar 1885 in Dockenhuden) war ein deutscher Kaufmann und Hanseat.

Johan Cesar Godeffroy, Fotografie aus dem Atelier von Emilie Bieber

Cesar Godeffroy entstammte einer hugenottischen Familie, die sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Berlin kommend, in Hamburg niedergelassen hatte.

Cesar Godeffroy besuchte die Bürgerschule des Katharineum zu Lübeck von ca. 1821 bis 1830, ebenso seine jüngeren Brüder Gustav und Adolph. Seine Lehre machte er bei Parish & Co. Der Inhaber Richard Parish war mit Susanne Godeffroy verheiratet, einer Tochter von Peter Godeffroy, Bruder seines Großvaters. Ein Volontariat in England folgte. Gegen Ende 1835 trat er in die väterliche Firma „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“ ein, am 1. Januar 1837 wurde er deren Teilhaber. Zuvor wurde er am 12. August 1836 Hamburger Bürger.[1] Nach dem Tod seines Vaters Johan Cesar Godeffroy (1781–1845) am 3. Juli 1845 übernahm Cesar die Führung des Hauses.

 
Johan Cesar Godeffroy, Ölgemälde von Robert Schneider, um 1847

Von Juni 1840[2] bis 1846 war Cesar Godeffroy Deputierter der Handelskammer Hamburg, 1845 deren Präses[3] und von 1850 bis 1879 Altadjungierter.[4] Am 12. November 1846 wurde Cesar Godeffroy für fünf Jahre zum Bancobürger gewählt.[5] Nachdem er 1851 deren Präses geworden war,[6] schied er Ende des Jahres turnusgemäß aus. Von 1859 bis 1864 saß er als Mitglied in der Hamburgischen Bürgerschaft. Er war Mitbegründer der Norddeutschen Bank und der Norddeutschen Versicherungsgesellschaft.

Cesar Godeffroy erwarb ab 1842 unbewaldete Flächen von über 600 ha im Nordwesten von Hamburg,[7] um sie im Laufe der folgenden Jahre u. a. mit Douglasien aufforsten zu lassen. Die Pflanzen wurden von der Baumschule James Booth und Söhne geliefert. Ihre Inhaber gehörten zu den ersten, die Douglasien pflanzten,[8] deren Samen um 1830 nach Europa gelangt waren.

Am 27. Januar 1866 trafen sich ca. 180 Personen im Streits Hotel am Jungfernstieg in der Absicht, eine Musikhalle in Hamburg zu errichten. Es bildete sich ein Verwaltungsrat zur Gründung einer Aktiengesellschaft unter dem Vorsitz Cesar Godeffroys.[9] Anfang 1867 wurde in den Hamburger Nachrichten die Meinung geäußert, ein Konzerthaus ohne ein dazugehöriges Orchester sei ohne Wert.[10] Anfang 1868 äußerten sich Aktionäre zur Lage unterschiedlicher Plätze für die Errichtung einer Musikhalle.[11] Der Senat installierte am 15. Oktober 1869 ein Kommission zur „eventuellen Ausweisung eines Platzes zum Bau einer Musikhalle“.[12] Es ist nicht bekannt, wann sich der Verwaltungsrat auflöste.

Im Februar 1869 wurde Cesar Godeffroy zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates des Eisen und Stahlwerks zu Osnabrück erwählt.[13]

Cesar Godeffroy begeisterte sich für „englische Sportarten“. Im Juli 1835 nahm er an den ersten Pferderennen in Wandsbek teil. Im Juni 1836 gründete er mit seinem jüngeren Bruder Adolph, Carl Merck, Charles Parish, Edward Sieveking, Johann Gustav Heckscher und fünf Weiteren den „Der Hamburger Ruderclub“. Der Ruderclub besteht heute als „Der Hamburger und Germania Ruder Club“ und ist der älteste Ruderclub/ -verein auf europäischem Festland.

Am 2. Februar 1837 heiratete er Emily Hanbury (1815–1894).[14] Der Ehe entstammten fünf Kinder, von denen Johan Cesar Godeffroy (1838–1912) der älteste Sohn war. Der Bruder Gustav Godeffroy war zeitweilig Teilhaber von „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“, saß 1848 für die Stadt Hamburg in der Frankfurter Nationalversammlung, war Senator von 1854 bis 1872 und von 1856 bis 1893 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Norddeutschen Bank. Sein Bruder Adolph Godeffroy war 1847 Mitbegründer der „Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-AG“ (HAPAG) und bis 1880 deren vorsitzender Direktor.

Während der Wintermonate lebte die Familie in den oberen Stockwerken im Alten Wandrahm, in dem sich auch die Kontorräume befanden.[15] Den Rest des Jahres bewohnte man weit außerhalb der Stadtmauern im heutigen Nienstedten das vom dänischen Architekten C. F. Hansen um 1792 erbaute Landhaus J. C. Godeffroy. Johan Cesar Godeffroy (1742–1818) hatte das Haus und den dazugehörigen Park, der wegen seines heute noch bestehenden Hirschgatters Hirschpark genannt wird, zu großen Teilen anlegen lassen.

Nachdem der Straßenzug „Alter Wandrahm“ zugunsten des Baues der Speicherstadt zum Abriss freigegeben war und die geschäftlichen Aktivitäten eingestellt worden waren, zog sich Cesar Godeffroy mit seiner Frau in sein Landhaus zurück. Hier starb er nahezu erblindet[16][17] im Februar 1885. Beigesetzt wurde er in der Familiengrabstätte auf dem Friedhof der reformierten Gemeinde vor dem Dammtor.[18]

Die Aktivitäten des Museums Godeffroy brachten Cesar Godeffroy Ehrenmitgliedschaften:

Seit 1873 war Cesar Godeffroy korrespondierendes Mitglied der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft (Frankfurt am Main). Ihm zu Ehren wurden zahlreiche Tiere und Pflanzen benannt.[24]

Literatur

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Biografie

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Literatur

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  • Hans Walden: Stadt – Wald. Untersuchungen zur Grüngeschichte Hamburgs. Wissenschaftlicher Verlag Dokumentation & Buch, Hamburg 2002, ISBN 3-934632-02-5, Die Forsten des Kaufmanns Godeffroy, S. 366 ff.
  • Matthias Wegner: Hanseaten. Von stolzen Bürgern und schönen Legenden. Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-442-76013-5, S. 461.
  • Werner Johannsen: Wer sie waren...wo sie ruhen. Ein Wegweiser zu bemerkenswerten Grabstätten auf dem Friedhof Nienstedten. Heinevetter, Hamburg 1992, ISBN 3-929171-22-8.
  • Paul Theodor Hoffmann: Die Elbchaussee. Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale. 9. Auflage. Broschek, Hamburg 1982, ISBN 3-7672-0496-7.
  • Joh. Diederich Hahn-Godeffroy: Als der Falkenstein noch Teil der Godeffroy’schen Forsten war. Blankeneser Bürger-Verein, Hamburg 1984.

Historisch

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  • Erik Diemke, Dirk Schreyer: Der Hamburger und Germania Ruder Club. 150 Jahre Rudern in Deutschland. Hrsg.: Der Hamburger und Germania Ruder Club. Christians, Hamburg 1986.

Einzelnachweise

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  1. Verzeichnis derer, welche Bürger geworden, in: Privilegirte wöchentliche gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg [Hamburger Nachrichten]. 15. August 1836, Seite 3
  2. Erwählt anstelle des verfassungsmäßig ausscheidenden Ernst Heinrich Jacob Michahelles in der Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns vom 13. Juni 1840.(Wahlen, in: Privilegirte wöchentliche gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg [Hamburger Nachrichten] vom 15. Juni 1840, Seite 3)
  3. Die Präsides unserer Handelskammer von 1665 bis heute. Handelskammer Hamburg, abgerufen am 13. Dezember 2017.
  4. Siehe unter „Commercium“, „Kaufmannschaft“ oder „Handelskammer“ in „Abt. Handel und Gewerbe“ in den Ausgaben des Hamburgische Staatskalender auf das ....te Jahr ..., ( Digitalisate).
  5. Verhandlungen zwischen E.E. Rathe und Erbges. Bürgerschaft in deren heutigen Convente. Hamburg den 12ten November. In: Privilegirte wöchentliche gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg [Hamburger Nachrichten]. 13. November 1846, S. 1
  6. VII. Raths- und bürgerliche Deputationes und sonstige öffentliche Behörden nebst den vorzüglichsten Beamten bei denselben. 4. Bank. In: Hamburgischer Staatskalender auf das Jahr 1851. Nestler und Melle, Hamburg o. J., S. 82
  7. Andere Angaben: 3300 Morgen = 825 ha (Richard Ehrenberg: Aus der Vorzeit von Blankenese und den benachbarten Ortschaften Wedel, Dockenhuden, Nienstedten und Flottbek. Otto Meißner Verlag, Hamburg 1897, Die Entstehung der ersten Hamburgischen Lustgärten an der Elbe. Dockenhuden, III., S. 96.)
  8. John Booth: Die Douglas-Fichte; und einige andere Nadelhölzer namentliche aus dem nordwestlichen Amerika in Bezug auf ihren forstlichem Anbau in Deutschland, Julius Springer, Berlin 1877, S. 54–55.
  9. Anzeige: Musikhalle. In: Hamburger Nachrichten. 10. Februar 1866, S. 4
  10. Musikhalle. In: Hamburger Nachrichten. 7. Januar 1867, S. 3
  11. Musikhalle. In: Hamburger Nachrichten 23. Januar 1868, S. 3–4
  12. 39ste Sitzung der Bürgerschaft. In: Hamburger Nachrichten. 15. Oktober 1869, S. 3
  13. Verschiedene Bekanntmachungen. In: Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. 23. Februar 1869, S. 808, (Digitalisat)
  14. Heirath-Anzeigen. In: Privilegirte wöchentliche gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg [Hamburger Nachrichten]. 4. Februar 1837, S. 6, Digitalisat.
  15. Die als Kontor, Lager, Wohnhaus und Museumsräume genutzten nebeneinanderliegenden Häuser Alter Wandrahm 25 und 26 wurden um 1886 im Zusammenhang mit dem Bau der Hamburger Speicherstadt abgerissen. Hausnummer 26 war vermutlich 1852 erworben worden, Nummer 25 war seit ca. 1781 im Besitz der Fam. Godeffroy.
  16. Cesar Godeffroy litt an einer „tückischen Augenkrankheit“. (Karl-Heinrich Wiederkehr: Die hamburgische Seefahrt und die Einführung der meteorologisch-geophysikalischen Navigation. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. Band 73. 1987, S. 22.)
  17. Johann Caesar Godeffroy, der vor wenigen Tagen in seiner Villa bei Hamburg … In: II. Beilage der Berliner Börsenzeitung, Nr. 74. 13. Februar 1885, S. 14
  18. Hamburger Mittheilungen. Die feierliche Bestattung … In: Hamburger Nachrichten. Wochenausgabe. 20. Februar 1885, S. 6 [24]
  19. Entomologischen Verein zu Stettin (Hrsg.): Entomologische Zeitung, 29. Jg. No. 1–3. Jan.– März 1869, S. 105, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DCaEWAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA105~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  20. Verein für Naturwissenschaftliche Heimatforschung zu Hamburg e.V
  21. Ehrenmitglieder, in: August Voller (Hg.): Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg–Altona, Neue Folge I, Friederichsen, Hamburg 1877, S. 20
  22. Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Jahrgang 1875, Wiegandt, Hempel & Parey, Berlin 1875, S. 231, (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D_VAY7huF_bgC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA231~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  23. Das Vereinsjahr 1879/80. In: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a.d. Saale. Bd. 4, S. 84
  24. Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1866. Berlin 1867, S. 268 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DK-0aAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D268~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).