Festung Königstein

Burg in Sachsen, Deutschland
(Weitergeleitet von Johann-Georgenburg)

Die Festung Königstein ist eine der größten Bergfestungen in Europa. Sie liegt inmitten des Elbsandsteingebirges auf dem gleichnamigen Tafelberg oberhalb des Ortes Königstein am linken Ufer der Elbe im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sachsen).

Festung Königstein 2008

Das 9,5 Hektar große Felsplateau erhebt sich 240 Meter über die Elbe. Es war nach Scherbenfunden schon in der Spätbronzezeit besiedelt. Die militärische Nutzung setzte Ende des 11. Jahrhunderts mit der Errichtung einer Höhenburg im Nordwesten des Bergplateaus ein. Sie erfuhr ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bauliche Erweiterungen, die u. a. in den 1560er Jahren zur Anlage eines 152,5 Meter tiefen Brunnens führte. Dieser ist heute – nach dem Brunnen in der Reichsburg Kyffhausen – der zweittiefste Burgbrunnen Europas. Ab 1589 erfolgte der weitere Ausbau zur sächsischen Landesfestung. Ihr Wallgang ist 1800 Meter lang und hat bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände.[1]

In den folgenden Jahrhunderten diente die Festung Königstein als Garnison, Staatsgefängnis, Schatzkammer und Zufluchtsort. Während verschiedener Kriege wurde die Festung niemals in Kampfhandlungen erobert. Aufgrund der Weiterentwicklung der Waffentechnik und der verminderten strategischen Bedeutung verlor der Königstein Anfang des 20. Jahrhunderts seine militärische Rolle. Nach dem Friedensvertrag von Versailles erfolgte 1920 die weitgehende Desarmierung der Festung.

Nachdem bereits in den 1920er Jahren ein erster Ausflugsverkehr einsetzte, ist die Festung seit 1955 dauerhaft als Museum zugänglich. Heute geben über 50 teilweise 400 Jahre alten Bauten einen authentischen Einblick in das militärische und zivile Leben auf der Festung Königstein.

Karte
Standort der Berg-Festung Königstein

Baugeschichte der Festung

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Panorama der Festung Königstein vom Lilienstein über die Elbe hinweg
 
Der Seigerturm ist einer von 8 Beobachtungs- und Flankierungstürmen der Festung, die um 1590/1600 erbaut wurden.
 
Das gewölbte Erdgeschoss des 1594 von Paul Buchner dem Älteren erbauten Alten Zeughauses
 
Das Alte Zeughaus (links) und die Alte Kaserne von 1598 (Hintergrund Mitte)

Die wohl älteste schriftliche Erwähnung einer Burg auf dem Königstein findet sich in einer Urkunde König Wenzels I. von Böhmen aus dem Jahr 1233, in der als Zeuge ein „Burggraf Gebhard vom Stein“ genannt wird. Die mittelalterliche Burg gehörte zum Königreich Böhmen. Die erste vollständige Bezeichnung „Königstein“ geschah in der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241, die Wenzel I. „in lapide regis“ (lateinisch: auf dem Stein des Königs) siegelte. Diese Urkunde bestimmte in den Ländern Budissin und Zagost, der späteren Oberlausitz, die Grenzen zwischen den zum Königreich Böhmen gehörenden Gebieten und den Besitzungen des Bischofs von Meißen. Die böhmischen Herrscher ließen den Königstein, je intensiver die Elbe als Handelsstraße genutzt wurde, zu einem den Norden ihrer Besitzungen beherrschenden festen Platz und Vorposten der im benachbarten Müglitztal gelegenen strategisch bedeutsamen Burg Dohna ausbauen.

Nachdem der König und spätere Kaiser Karl IV. die das südliche Gebiet beherrschende Burg Eulau in Jílové u Děčína (dt. Eulau) 1348 durch Bürger aus Aussig zerstören ließ, weilte er vom 5. bis 19. August 1359 auf dem Königstein und unterzeichnete Schifffahrtsprivilegien. Die Burg wurde in den darauf folgenden 50 Jahren mehrfach verpfändet, darunter auch an die von Winterfeld und Donins. Da letztere Familie zu den Feinden des Markgrafen von Meißen gehörte, eroberte dieser während der seit 1385 ausgetragenen Dohnaischen Fehde die Burg letztendlich im Jahr 1408. Aber erst am 25. April 1459 wurde mit dem Vertrag von Eger endgültig die sächsisch-böhmische Grenze und damit der Übergang des Königsteins an die Markgrafschaft Meißen festgelegt. Im Unterschied zu anderen Felsenburgen der Sächsischen Schweiz wurde der Königstein von den sächsischen Herzögen und Kurfürsten weiter militärisch genutzt. Eine Episode blieb der Königstein als Kloster. Herzog Georg der Bärtige, ein entschiedener Gegner der Reformation, gründete im Jahr 1516 ein Coelestiner-Kloster auf dem Königstein, das Kloster des Lobes der Wunder Mariae, das aber bereits 1524 wieder einging – nach dem Tode Herzog Georgs wurde Sachsen evangelisch.[2]

Die spätmittelalterliche Burg

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Wahrscheinlich gab es bereits im 12. Jahrhundert eine steinerne Burg auf dem Königstein. Das älteste heute noch existente Bauwerk ist die an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert errichtete Burgkapelle. Aus dem 14. Jahrhundert stammen die Außenmauern eines wohnturmartigen Gebäudes auf quadratischem Grundriss, die sich im Hauptflügel der Georgenburg erhalten haben. Ein Hof ergänzte die kleine Anlage.[3]

Diese Burg aus der Zeit von Karl IV. wurde um 1500 durch Herzog Georg den Bärtigen durch einen Flügel und Treppenturm nach Süden erweitert, der ebenfalls im heutigen Bau erhalten geblieben ist.[4]

In den Jahren 1563 bis 1569 wurde innerhalb der Burg durch Conrad König der 152,5 Meter tiefe Brunnen in den Fels abgeteuft – bis dahin war die Besatzung des Königsteins auf Wasser aus Zisternen und Regenwasser angewiesen. Beim Bau des Brunnens musste täglich zusätzlich zum abgeteuften Gestein eine Wassermenge von acht Kubikmeter aus dem Schacht entfernt werden. Der Brunnen wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert als Augustusbrunnen bezeichnet.

Ausbau zur Renaissance-Festung und zum kurfürstlichen Lustschloss

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Festung Königstein um 1650
 
Johann Georg Starcke: Ansicht der Festung Königstein, Handzeichnung, vor 1695
 
Die Festung Königstein in der Barockzeit, Gemälde von Canaletto (entstanden 1756–1758)
 
Plan der Festung Königstein zw. 1735 und 1755

Zwischen 1589 und 1591/97 ließen Kurfürst Christian I. von Sachsen und seine Erben die Burg zur stärksten Festungsanlage Sachsens ausbauen.[3] Die Leitung hatte der kurfürstliche Zeugmeister Paul Buchner, der auch andere höfische Bauten und Festungsanlagen für Christian I. baute. Der bis dahin immer noch recht zerklüftete Tafelberg wurde rundherum mit hohen Mauern mit Brustwehr und runden Beobachtungstürmchen abgeschlossen. Als durch das Gelände bestimmte Festung war die Anlage eher untypisch für die Renaissance. Mit diesem Bautyp hatte sich damals vor allem der Straßburger Festungsbautheoretiker Daniel Specklin beschäftigt.[5]

Als neue Gebäude entstanden auf dem Königstein das Torhaus mit seiner über dem neuen Festungstor zurückweichenden dreiflügeligen Fassade und als Verbindungsbau zwischen älterer Georgenburg und dem neuen Torhaus die Streichwehr zur Verteidigung des Tores. Das von 1589 bis 1591 errichtete Torhaus bestand aus einem Mitteltrakt über einer an dieser Stelle neu angelegten Auffahrt als Hauptzugang der Festung und zwei abgewinkelten Flügeln. Unter dem Torhaus erstreckten sich zwei Kellerebenen, in deren oberer sich das neue Eingangstor befand, das also höher als heute lag. Das vordere Festungsportal ist nicht erhalten, anders als das rückwärtige Portal von Paul Buchner mit seiner Rahmung aus Rustikakissen. 1591 wurde die Streichwehr errichtet, die große Substruktionen zur Schließung eines Felsspaltes erforderte, in die fünf Kasematten mit Schießscharten für Kanonen eingebaut wurden. Torhaus und Streichwehr sollten in den oberen Geschossen den Raum für die Unterbringung des kurfürstlichen Hofstaates erweitern. Hier waren Räume für das kurfürstliche Paar und hohe Offiziere vorgesehen, die bereits 1590 mit Kaminen ausgestattet wurden.[6]

Weiterhin wurden von 1589 bis 1591 zwei Lusthäuser als Zentralbauten errichtet. Die Christiansburg (Heute: Friedrichsburg) und das Lusthaus auf der Königsnase. Christian I. ließ beide Gebäude errichten, um hier auch Feste abhalten zu können. Die Christianusburg besitzt im Kellergeschoss Kasematten mit Scharten für den Einsatz von Feuerwaffen und in beiden oberen Geschossen Festsäle. Sie ist heute als barocker Umbau erhalten.

Für militärische Zwecke wurden von Paul Buchner im Jahr 1594 das Alte Zeughaus und 1598 das Gardehaus, heute die Alte Kaserne, errichtet.

Im Jahr 1605 wurde die alte Burg im Norden umgebaut und an die neuen Bauten im Süden über dem Tor angepasst.[7] Dabei erhielt das Gebäude neue Zwerchhäuser, Gewölbe im Erdgeschoss und einen steinernen Arkadengang im Anschluss an den älteren Wendelstein. Der Bau wurde jedoch erst unter Kurfürst Johann Georg I. 1619 eingeweiht und erhielt den Namen Johann-Georgenburg.

Hinter dem Torbau entstand etwas nach hinten ins Innere des Plateaus versetzt 1622 bis 1622 die Magdalenenburg als freistehendes, größeres Lustschloss auf langgestrecktem Grundriss und 1631 der Johannissaal als Festsaal über dem Toraufgang.

Die Festung der Barockzeit

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Festung Königstein, Toranlage: oben die Johann-Georgen-Bastion, in der Mitte die Vorwerke um 1730

Als zweite Bauetappe kann die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg angesehen werden.

Zur Verbesserung der Verteidigung wurde 1667 bis 1669 durch Wolf Caspar von Klengel die Johann-Georgenbastion vor der Georgenburg errichtet.

Auf dem Areal der romanischen Burgkapelle entstand schon 1515 unter Herzog Georg dem Bärtigen die St. Georgs-Kapelle, neben der auch ein Kloster eingerichtet werden sollte. Sie wurde 1591 durch Paul Buchner den Älteren und 1631 durch seinen Sohn umgebaut (Dachgesims) und 1671 bis 1676 nochmals durch Wolf Caspar von Klengel verändert und neu ausgestattet (Turm, Dach, Altar, Kanzel).

Der zwischen 1729 und 1735 tiefergelegte Festungseingang erhielt anschließend die beiden vorgelegten Werke, um den Eingang besser zu schützen.

Von 1722 bis 1725 bauten Böttcher und Küfer auf Wunsch von August dem Starken im Keller der Magdalenenburg das große Königsteiner Weinfass mit einem Fassungsvermögen von 249.838 Litern. Die Kosten betrugen 8230 Taler 18 Groschen und 9 Pfennige. Das Fass, das nur einmal vollständig mit Landwein aus der Meißner Pflege gefüllt war, musste 1818 wegen Baufälligkeit wieder entfernt werden.

Anpassungen im 19. Jahrhundert nach Aufgabe der höfischen Nutzung

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Auch nach dem Ausbau in diesen Zeitabschnitten wurden immer wieder Umbauten und Neubauten auf dem weitläufigen Plateau vorgenommen. Der 1631 errichtete Johannissaal wurde 1816 zum Neuen Zeughaus umgebaut. 1819 baute man die Magdalenenburg zu einem Proviantmagazin um, das vor Beschuss gefestigt war. Das alte Proviantlager richtete man als Kaserne ein. Das Schatzhaus wurde von 1854 bis 1855 errichtet. Nachdem die Festung 1871 in das Festungssystem des neuen Deutschen Reiches eingegliedert wurde, wurden von 1870 bis 1895 Batteriewälle mit acht Geschützstellungen gebaut, die zur Rundumverteidigung der Festung im Falle eines – jedoch nie erfolgten – Angriffes hätten dienen sollen. Dies waren auch zugleich die letzten umfangreichen Baumaßnahmen auf der Festung.

 
Toranlage aus verschiedenen Bauphasen.
Links der Kernbau aus dem Mittelalter (Georgenburg, umgebaut 1605), davor die „Georgenbatterie“ 1669,
rechts die Erweiterungen 1589–1591 (Streichwehr und zweimal geknicktes Torhaus), im Vordergrund Graben;schere aus dem 18. Jahrhundert

Militärische Bedeutung der Festung

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Blick von der Festung auf den Ort Königstein und die Elbe mit der so genannten „Königsnase“ am linken Bildrand
 
Kartaune auf Lafette

Die Festung spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Sachsens, wenn auch weniger durch militärische Ereignisse. Die sächsischen Herzöge und Kurfürsten nutzten die Festung vor allem als sicheren Hort in Kriegszeiten, als Jagd- und Lustschloss, aber auch als gefürchtetes Staatsgefängnis. Die tatsächliche militärische Bedeutung war eher gering, obwohl Generäle wie Johann Eberhard von Droste zu Zützen (1662–1726) sie kommandierten. So konnte Kurfürst Friedrich August II. im Siebenjährigen Krieg nur hilflos vom Königstein aus zusehen, wie gleich zu Beginn des Krieges im Jahr 1756 seine Armee zu Füßen des auf der anderen Elbseite liegenden Liliensteins vor der preußischen Armee kampflos kapitulierte. Kommandant der Festung war seit 1753 der kursächsische Generalleutnant Michael Lorenz von Pirch. Vor ihren Toren fand im August 1813 das Gefecht bei Krietzschwitz statt, eine wichtige Vorentscheidung der Schlacht bei Kulm und der Völkerschlacht bei Leipzig. Spätere Kommandanten waren die Generalleutnants Karl (1767–1838) und Konstantin von Nostitz-Drzewiecky (1786–1865).

 
Die Festung Königstein von der Ostseite. Nach einer Originalzeichnung von Aug. Reinhardt. Die Gartenlaube (1859)

Im Oktober 1866 wurde der preußische Generalmajor Alexander von Rohrscheidt (1808–1881) zum Kommandanten der Festung ernannt, 1870 übernahm der preußische Generalmajor Louis von Beeren (1811–1899). Die Preußen übergaben die Kommandantur dann dem sächsischen Generalmajor Bernhard von Leonhardi (1817–1902). Die militärische Bedeutung ging mit der Entwicklung weitreichender Geschütze zum Ausgang des 19. Jahrhunderts verloren. Letzter Kommandant der Festung Königstein war bis 1913 der Oberstleutnant Heinicke. Die Festung hatte in Kriegszeiten die sächsischen Staatsreserven und geheimen Archivbestände aufzunehmen. 1756 und 1813 wurden auch die Dresdner Kunstschätze auf dem Königstein eingelagert. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden die ausgedehnten Kasematten der Festung für solche Zwecke verwendet.

Die Festung wurde nie eingenommen, zu sehr hatte sie nach dem Ausbau durch Kurfürst Christian I. einen abschreckenden Ruf. Lediglich der Schornsteinfeger Sebastian Abratzky kletterte im Jahre 1848 die senkrechten Sandsteinmauern in einer Felsspalte hoch. Den nach ihm benannten Abratzky-Kamin (Schwierigkeitsgrad IV nach der sächsischen Schwierigkeitsskala) kann man noch heute hochklettern. Da das Übersteigen der Mauer verboten ist, muss man unterhalb der abschließenden Mauer jedoch wieder abseilen.

Kommandanten

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(Quellen:[8][9])

1913 wurde die Festung aufgehoben, damit entfiel auch die Stelle des Festungskommandanten.

Die Festung als Gefängnis

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Die Festung war bis 1922 das bekannteste Staatsgefängnis Sachsens. Während des Deutsch-Französischen Krieges und der beiden Weltkriege wurde die Festung auch als Kriegsgefangenenlager genutzt. 1939 bis 1945 waren polnische, französische, britische, niederländische und amerikanische Kriegsgefangene interniert, wobei das Lager als Oflag IV-B geführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee die Festung als Lazarett. Von 1949 bis 1955 wurde sie durch die Jugendhilfe in der DDR als so genannter Jugendwerkhof zur Umerziehung straffälliger und nicht ins Bild der sozialistischen Gesellschaft passender Jugendlicher genutzt.

Gefangene auf der Festung Königstein (Auswahl)

Die Festung als militärhistorisches Freilichtmuseum

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Bereits in den 1920er Jahren begann nach der Desarmierung infolge des Friedensvertrag von Versailles eine touristische Nutzung der Festung. Ab 1927 bestanden Urlaubsunterkünfte für Angehörige der Reichswehr und deren Familien. Ab 1930 wurden im Neuen Zeughaus erste militärhistorische Exponate und Dokumente ausgestellt.

Die weitere Entwicklung zum Museum wurde durch den Zweiten Weltkrieg, indem die Festung als Kriegsgefangenenlager diente, und die anschließende Nutzung als Jugendwerkhof unterbrochen.

Am 29. Mai 1955 übernahm das Ministerium für Kultur der DDR die Festung Königstein und erklärte sie zum Museum. In den folgenden Jahrzehnten konnten trotz großer organisatorischer Schwierigkeiten folgende Gebäude nutzbar gemacht werden: Altes Zeughaus, Neues Zeughaus, Brunnenhaus, Schatzhaus, Alte Kaserne, Georgenburg, Magdalenenburg, Friedrichsburg, Munitionsladesysteme der Batterien VII und VIII sowie die Kriegskasernen I und III. In den 1960er Jahren wurde von der DDR das Kriegspulvermagazin von 1889/91, die sogenannte Saalkasematte, zum Bunker für die Zivilverteidigung umgebaut: Notstromaggregat, Lüftung, Wasserwerk und gasdichte Türen wurden eingebaut. Der „Saal“ wurde baulich in Arbeitsräume unterteilt.

In den Jahren 1967 bis 1970 wurde am Fuße des Zugangsweges ein für 42 Personen zugelassener Aufzug eingebaut. Dieser Aufzug hat zwei Zwischenstationen (Erlebnisrestaurant und Kasematten) und kann als Lastenfahrstuhl Fahrzeuge bis 4,5 Tonnen transportieren. 1991 ging die Festung Königstein in das Eigentum des Freistaates Sachsen über und wird seitdem umfassend saniert. Im Jahr 2005 wurde an einer senkrechten Außenmauer der Festung ein zweiter Aufzug gebaut, der maximal 18 Passagiere in einer Panoramakabine in eine Höhe von etwa 42 Meter befördert. Am Fuß befindet sich eine überdachte Wartezone. Für den Bau stellte das Land Sachsen 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Ostern 2006 nahm der Panoramaaufzug den Betrieb auf.

Insgesamt wurden zwischen 1991 und 2017 durch den Freistaat Sachsen etwa 66 Millionen Euro in die Sanierung und den Ausbau der Festung Königstein investiert.[17] Seit dem Jahr 2000 arbeitet das Museum als GmbH, seit 2003 mit Gemeinnützigkeitsstatus. Seit der Eröffnung kamen jährlich durchschnittlich eine halbe Million Besucher auf die Festung Königstein. 2019 kam davon ein Drittel aus Polen und Tschechien. Den Besuchern präsentiert sich die Festung als militärhistorisches Freilichtmuseum mit zahlreichen Interieur-, Dauer- und Sonderausstellungen. Unter anderem ist das Militärhistorische Museum der Bundeswehr Dresden in den beiden Zeughäusern mit militärgeschichtlichen Ausstellungen präsent. Seit 1. Mai 2015 ist eine neue Dauerausstellung auf der Festung Königstein zu sehen. Unter dem Titel „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“ erzählt sie erstmals die fast 800-jährige Geschichte der Wehrfestung von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Ausstellung im Torhaus und der Streichwehr umfasst 33 teils erstmals zugängliche Räume. Im Jahr 2018 wurde die Westbebauung und 2019 die Magdalenenburg saniert.[18]

Jährliche Veranstaltungshöhepunkte auf der Festung Königstein sind das Carcassonne-Fan-Treffen im Februar, das Historienspektakel „Die Schweden erobern den Königstein“ im Frühsommer (Anlass ist das Jahr 1639, als schwedische Truppen von Pirna über Königstein nach Böhmen zogen; 300 Uniformgruppen aus verschiedenen Bundesländern stellen auf der Wehrfestung mit etwa einhundert weißen Zelten ein historisches Feldlager dar), das Sport- und Outdoorevent „Festung Aktiv!“ im Sommer und der Historisch-romantische Weihnachtsmarkt im Advent.

Entwicklung der Besucherzahlen

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Jahr(e) Besucher
1955–2005 25.000.000[19]
1992 00.467.136[20]
1993 00.538.066[20]
1994 00.591.150[21]
1999 00.592.026[22]
2000 00.649.021[22]
2001 00.637.582[23]
2009 00.487.000[24]
2010 00.446.000[24]
2011 00.485.000[25]
2012 00.478.000[26]
2013 00.465.000[27]
2014 00.510.600[28]
2016 00.493.200[29]
2017 00.476.500[29]
2018 00.498.000[18]
2019 00.507.458[30]
2020 00.333.368[31]
2021 00.222.000[32]
2022 00.396.506[33]
2023 00.428.547[34]
  • 2020: Besucherrückgang aufgrund der COVID-19-Pandemie, Lockdown mit 111 Schließtagen
  • 2021: Besucherrückgang aufgrund der COVID-19-Pandemie, Lockdown mit 194 Schließtagen
  • 2022: Besucherrückgang aufgrund von Einschränkungen (2G- und 3G-Regelung) der COVID-19-Pandemie sowie im Zusammenhang mit den Waldbränden im Elbsandsteingebirge im Sommer

Siehe auch

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Literatur

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  • Martin Zeiller: Königstein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Superioris Saxoniae, Thuringiae, Misniae et Lusatiae (= Topographia Germaniae. Band 12). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 109–110 (Volltext [Wikisource]).
  • Bekanntmachung, betreffend die Festsetzung besonderer Rayons für die Festung Königstein. In: Deutsches Reichsgesetzblatt. Band 1898, Nr. 17, S. 172 (Volltext [Wikisource]).
  • Gebiet Königstein, Sächsische Schweiz (= Werte der deutschen Heimat. Band 1). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1957.
  • Friedrich August Brandner: Stadt und Festung Königstein. Eine geschichtliche Zusammenstellung. Lauenstein/Pirna 1842 (digital.slub-dresden.de).
  • Balthasar Friedrich Buchhäuser: Die Chur-Sächsische Vestung Königstein. 1692 (digitale.bibliothek.uni-halle.de).
  • Ingo Busse: Der Brunnen auf dem Königstein. In: Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.): Jahrbuch 1994. Dresden 1995, S. 155–170.
  • Festung Königstein GmbH (Hrsg.): In Lapide Regis – Auf dem Stein des Königs. Katalogedition zur Dauerausstellung über die Geschichte des Königsteins. Königstein 2017, ISBN 978-3-00-057363-7.
  • Helmuth Gröger: Burgen und Schlösser in Sachsen. Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden, 1940, Artikel zur Festung Königsbrück mit Abbildung S. 146.
  • Christian Heckel: Historische Beschreibung Der Weltberühmten Vestung Königstein, Worbey zugleich, Zu Erläuterung derselben, etwas von der alten Burg Dohna in Meissen, gehandelt wird. Magdeburg 1737 (digital.slub-dresden.de).
  • Albert Klemm: Geschichte der Berggemeinde der Festung Königstein. Leipzig 2014.
  • Manfred Kobuch: Von wann datiert die urkundliche Ersterwähnung des Königsteins in der Sächsischen Schweiz? In: Burgenforschung in Sachsen. Beier & Beran, Langenweißbach 2004 (Sonderheft zum 75. Geburtstag von Karlheinz Blaschke).
  • Richard Steche, Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Heft: Amtshauptmannschaft Pirna. Meinhold, Dresden 1882, S. 34–43 (digital.slub-dresden.de)
  • Angelika Taube: Festung Königstein. Edition Leipzig, 2014, ISBN 978-3-361-00698-0.
  • Angelika Taube: Festung Königstein. In: Sachsens schönste Schlösser, Burgen und Gärten. Band 3. Edition Leipzig, Berlin 2000, ISBN 3-361-00510-8.
  • Curiosa Saxonica. Band 3, S. 186 f. (books.google.de Kommandanten bis 1715).

Schriftenreihe der Festung Königstein

  • Markus Bitterlich: Das Kloster des Lobes der Wunder Mariae auf dem Königstein. Königstein 2016, ISBN 978-3-00-053459-1.
  • Robert Dietze: Viel früher als gedacht! Der Königstein in der Bronzezeit. Königstein 2021, ISBN 978-3-9821081-2-4.
  • Stefanie Krihning: Von Möhrenbeet bis Festungswald. Facetten des Festungsgrüns auf dem Königstein. Königstein 2022, ISBN 978-3-9821081-3-1.
  • Andrej Pawluschkow: Hohe Gäste auf Sachsens schönster Feste. Königstein 2020, ISBN 978-3-9821081-1-7.
  • Maria Pretzschner: Jugendwerkhof Königstein 1949-1955. Königstein 2019, ISBN 978-3-9821081-0-0.
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Commons: Festung Königstein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Peter Schubert und Peter Ufer: Sächsische Schweiz gestern und heute. K4 Verlag, Dresden 2013, ISBN 978-3-941977-55-6, S. 210: „Der Wallgang der Festung ist 1800 Meter lang und hat bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände.“
  2. Dorothee Wanzek: Mönche auf dem Königstein. In: Tag des Herrn. 5. Mai 2016, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  3. a b Die Ergebnisse der Bauforschung in den Jahren 2012–2014 bei: Hartmut Olbrich: Die Westbebauung auf dem Königstein. Bau- und Funktionsgeschichte im Wandel. In: In Lapide Regis - Auf dem Stein des Königs. Katalogedition zur Dauerausstellung über die Geschichte des Königsteins. Königstein 2017, S. 37–47.
  4. Olbrich 2017, S. 37–39.
  5. Sebastian Fitzner: Erinnerung, Gedächtniswert und Bauanleitung. Die Architekturdarstellungen Daniel Specklins im Kontext des Festungsbaus der frühen Neuzeit. In: Jülicher Geschichtsblätter. 74/75 (2006/07), S. 65–92.
  6. Olbrich 2017, S. 39–41.
  7. Die neue Datierung aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen nach: Olbrich 2017, S. 42.
  8. Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Kursächsischen Armee. S. 221 f. (books.google.de).
  9. August Siegesmund Manitius: Die Festung Königstein im Königreiche Sachsen. S. 82 f. (books.google.de)
  10. Neues genealogisch-schematisches Reichs- und Staats-Handbuch, vor d. Jahr 1750. S. 274 (books.google.de).
  11. Geheime Geschichten und räthselhafte Menschen. S. 392, FN1 (books.google.de).
  12. a b Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten. Band 68, S. 415 (books.google.de)
  13. Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatscalender. 1776, S. 205 (books.google.de).
  14. Neuer nekrolog der Deutschen. 1833, Band 2, S. 536 f. (books.google.de).
  15. Neuer Nekrolog der Deutschen, 1854, Teil 2, S. 655 f. (books.google.de).
  16. Regensburger Zeitung. 1859, 1, S. 106 (books.google.de Todesanzeige).
  17. Sanierung der Festung ist teuer. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) 15. Februar 2018.
  18. a b Dresdner Neueste Nachrichten. 25. Januar 2019 S. 22.
  19. Besuchermagnet und Bauplatz. Dresdner Neueste Nachrichten vom 11. Januar 2011.
  20. a b Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.): Jahrbuch 1993. Dresden 1994, S. 50.
  21. Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.) Jahrbuch 1994. Dresden 1995, S. 51.
  22. a b Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.) Jahrbuch 2000. Band 8, Dresden 2001, S. 156.
  23. Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.) Jahrbuch 2001. Band 9, Dresden 2002, S. 135.
  24. a b Immer weniger Besucher in Festung Königstein. In: Freie Presse. 10. Februar 2011.
  25. Festung Königstein will Torhaus sanieren. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) 10. Februar 2012.
  26. Die Festung lädt nach. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) 2./3. Februar 2013.
  27. Festung nimmt Pirna unter Beschuss. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) 13. Februar 2014.
  28. Festung Königstein zeigt ab Mai ihre Geschichte – Besucherplus 2014. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 6. Februar 2015.
  29. a b Festung büßt Besucher ein. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) 13. Februar 2018.
  30. Besucherplus bei Festung Königstein. In: Freie Presse. 6. Februar 2020 (freiepresse.de [abgerufen am 7. Februar 2020]).
  31. Corona-Krise verhagelt Festung Königstein die Bilanz. In: Süddeutsche Zeitung. 9. März 2021 (sueddeutsche.de, abgerufen am 8. Februar 2022).
  32. Corona: Festung Königstein kämpft mit massivem Besucherrückgang. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) vom 8. Februar 2022.
  33. Festung Königstein erhöht nach Krisenjahr den Eintritt. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) vom 8. Februar 2023.
  34. Nach Corona-Knick: Festung Königstein legt bei Besucherzahlen wieder zu. In: Sächsische Zeitung. (Ausgabe Pirna) vom 9. Februar 2024.

Koordinaten: 50° 55′ 8,5″ N, 14° 3′ 24,2″ O