Johann-Philipp-Reis-Preis
Der Johann-Philipp-Reis-Preis ist ein Wissenschaftspreis für eine herausragende, innovative Veröffentlichung im Bereich der Nachrichtentechnik. Die mit einem Preisgeld dotierte Auszeichnung erinnert an den Erfinder des Telefons Johann Philipp Reis.
Stifter
BearbeitenSeit 1987, dem 125-jährigen Jubiläum der Präsentation des Telefons, stifteten die beiden Städte Gelnhausen (Geburtsort von Philipp Reis) und Friedrichsdorf im Taunus (Arbeits-, Wohn- und Sterbeort von Philipp Reis), sowie der VDE und die Deutsche Bundespost Telekom (später die Deutsche Telekom) den mit ursprünglich 20.000 D-Mark und heute mit 10.000 Euro dotierten Preis.[1]
Verleihung und Voraussetzungen
BearbeitenDer Preis wird alle zwei Jahre an bis zu 40-jährige Ingenieur- oder Naturwissenschaftler im Rahmen einer akademischen Feier verliehen. Diese fand erstmals 1987 in Friedrichsdorf anlässlich der 300-Jahr-Feier statt und wird seitdem abwechselnd in Gelnhausen und Friedrichsdorf begangen; der Preis wird durch den jeweiligen Stadtbürgermeister überreicht.[2]
Preisträger
Bearbeiten# | Jahr | Name | Institut | Titel der Arbeit |
---|---|---|---|---|
1. | 1987 | Dietmar Hohm | Kapazitive Silizium-Sensoren für Hörschallanwendungen | |
2. | 1989 | M. Strafner | Einchip-Lösung für den Anschluss von Endgeräten | |
2. | 1989 | G. Weinberger | ||
3. | 1991 | Reinhard Lerch | Analyse hochfrequenter akustischer Felder in Oberflächenwellenfilter-Komponenten | |
4. | 1993 | Alfred Felder | 25 GHz and up to 40 Gb/s ICs in a 0,8 μm Selective Epitaxial Silicon Bipolar Technology | |
5. | 1995 | Herbert Reininger | Stochastische und neuronale Konzepte zur automatischen Spracherkennung | |
6. | 1997 | Peter Jung | A Generalized View on Multicarrier CDMA Mobile Radio Systems with Joint Detection | |
6. | 1997 | Friedbert Berens | ||
6. | 1997 | Jörg Plechinger | ||
7. | 1999 | Jiri Navratil | Untersuchungen zur automatischen Sprachen-Identifikation auf der Basis der Phonotaktik, Akustik und Prosodie[3] | |
8. | 2001 | Ute Jekosch | Ruhr-Universität Bochum | Sprache hören und beurteilen: Ein Ansatz zur Grundlegung der Sprachqualitätsbeurteilung („interdisziplinäre Studien über die Erwartungen der Benutzer an gesprochene Sprache und die Nachbildung von Sprache durch Maschinen“[4]) |
9. | 2003 | Henning Puder | TU Darmstadt | Geräuschreduktionsverfahren mit modellbasierten Ansätzen für Freisprecheinrichtungen in Kraftfahrzeugen („Geräuschreduktion bei Freisprecheinrichtungen in Kraftfahrzeugen“)[5] |
9. | 2003 | Peter Jax | RWTH Aachen | Verbesserung bandbegrenzter Sprachsignale: Algorithmen und theoretische Grenzen („künstlichen Bandbreitenerweiterung von Telefonsprache“)[5] |
10. | 2005 | Ralf Müller[6] |
(verbesserte Datenübertragung im mobilen Internet) | |
10. | 2005 | Robert Fischer[6] | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Precoding and Signal Shaping for Digital Transmission (verbesserte Datenübertragung im mobilen Internet) |
11. | 2007 | Martin Schubert[7] | TU Berlin | Fundamentale Beiträge zur schichtenübergreifenden Optimierung („Schichtübergreifende Optimierung als zentrale Technik zur Steigerung der spektralen Effizienz von Mobilfunksystemen“) |
11. | 2007 | Holger Boche[7] |
(„Schichtübergreifende Optimierung als zentrale Technik zur Steigerung der spektralen Effizienz von Mobilfunksystemen“) | |
12. | 2009 | Sebastian Möller[8] | TU Berlin | Leistungen auf den Gebieten der Sprachsignalverarbeitung, der Telekommunikation und der Mensch-Maschine-Interaktion. Prof. Möller gilt heute als einer der führenden Experten der Qualitätsbeurteilung und der benutzerfreundlichen Gestaltung von Kommunikationsnetzen und multimodalen interaktiven Systemen und Diensten. |
13. | 2011 | Patrick Marsch | Nokia/Siemens | Einführung des „Kooperativen Übertragungsverfahrens“ (Coordinated Multi-Point, CoMP) im Mobilfunk, bei dem Basisstationen kooperativ Signale an Endgeräte senden oder von diesen empfangen, um Signalenergie aus Interferenzen zu gewinnen.[9] |
13. | 2011 | Alexander Raake | TU Berlin | Forschungs- und Entwicklungsprojekte (u. a. „HiQ Voice“) für innovative Sprachdienste.[9] |
14. | 2013 | Bernd Geiser | Javox Solutions GmbH, Aachen | Im Rahmen seiner an der RWTH Aachen angefertigten Doktorarbeit wurden neuartige Algorithmen und Verfahren zur Verbesserung der Sprachqualität beim Telefonieren (Mobil, Festnetz und Voice over IP) entwickelt, wobei umfangreiche und kostspielige Umbauten des Übertragungsnetzes entfallen können. Eine Lösung ist beispielsweise die versteckte Übertragung von Zusatzinformation mittels Steganographie. Aus den versteckt übertragenen Daten kann das empfangende Handy zusätzliche Audiofrequenzen erzeugen, was die Sprachqualität merklich erhöht. Es sind lediglich die Endgeräte auszutauschen.[10] |
14. | 2013 | Rafael F. Schaefer | TU München | In drei Arbeiten entwickelte er Übertragungsverfahren für die abhörsichere Kommunikation in drahtlosen Netzwerken wie dem Mobilfunk. Er bewies unter anderem mit Hilfe eines speziellen Sicherheitskriteriums, dass die vertrauliche Nachricht beweisbar sicher vor Abhören ist. Gleichzeitig zeigte er auf, wie sichere und öffentliche Nachrichten so effizient wie möglich gleichzeitig übertragen werden können und sich ein Kapazitätsproblem in bestimmen Kommunikationskanälen lösen lässt.[10] |
15. | 2015 | Sander Wahls | Technische Universität Delft | Arbeiten zur Verbesserung der Übertragungsqualität in optischen Fasern und zur schnellen nichtlinearen Fourier-Transformation[11] |
16. | 2017 | Georg Böcherer | Technische Universität München | Arbeiten zur kanalangepassten Signalumformung bei der digitalen Nachrichtenübertragung[12] |
17. | 2019 | Delphine Reinhardt | Georg-August-Universität Göttingen | Arbeiten auf dem Gebiet der sicheren Übermittlung von Nachrichten durch das Internet[13] |
17. | 2019 | Jakob Hoydis | Nokia Bell Labs | Arbeiten im Bereich Machine Learning, Kommunikationssysteme als Autoencoder darzustellen[13] |
18. | 2021 | Onur Günlü | Technische Universität Berlin | Arbeiten zur Gewährleistung von beweisbarer Sicherheit und Privatsphäre für zukünftige Kommunikationsnetze |
19. | 2023 | Antonia Wachter-Zeh | Technische Universität München | Arbeiten auf dem Gebiet der Codierungstheorie |
Literatur
Bearbeiten- Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen (ZPF) mit Unterstützung des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen herausgegeben und verlegt im Josef Keller Verlag
- Heft: 12/1986: Forschungsförderung: „Johann-Philipp-Reis-Preis“ gestiftet; S. 12.
- Heft: 2/1987: Kein Streit um Philipp Reis; S. 1.
- Nachrichtentechnische Zeitschrift (ntz), das offizielle Organ der Informationstechnischen Gesellschaft; Heft 1/1987.
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website beim VDE: Johann-Philipp-Reis-Preis
- Offizielle Preis-Website in Gelnhausen
- Sebastian Möller forscht um Technik intuitiv nutzbar zu machen von Johann Wiesböck in elektronikpraxis vom 2. November 2009.
- „Johann-Philipp-Reis-Preis“ 2007 Band 48, Heft 6 (Dezember 2006) it – Information Technology: Band 48, Nr. 6, S. 365–365. doi:10.1524/itit.2006.48.6.365.
- Chronik der Stadt Aachen für das Jahr 2003, S. 112, PDF-Datei, 557 kB.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johann-Philipp-Reis-Preis für Technik zur effizienteren Mobilfunk-Nutzung, Heise online, vom 18. November 2007.
- ↑ Forschungsförderung: „Johann-Philipp-Reis-Preis“ gestiftet; in: ZPF-Heft, 12/1986; S. 12.
- ↑ Philipp-Reis-Preis 1999 auf hessennetz.de
- ↑ Johann-Philipp-Reis-Preis: Damit Maschinen sprechen lernen auf uni-protokolle.de vom 31. Oktober 2001.
- ↑ a b Philipp-Reis-Preis 2003 an TUD-Wissenschaftler Henning Puder auf uni-protokolle.de vom 13. November 2003.
- ↑ a b Johann-Philipp-Reis-Preis geht an zwei Erlanger Wissenschaftler. In: presse.uni-erlangen.de. 10. November 2005, abgerufen am 23. Dezember 2016.
- ↑ a b Technische Universität Berlin: Professor für Mobilkommunikation Holger Boche erhält Leibniz-Preis und 2,5 Mio. Euro (JPRP: Gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Schubert) von Martina Hafner in elektronikpraxis vom 7. Dezember 2007.
- ↑ Sebastian Möller forscht um Technik intuitiv nutzbar zu machen von Johann Wiesböck in elektronikpraxis vom 2. November 2009.
- ↑ a b Johann-Philipp-Reis-Preis 2011 geht an Prof. Alexander Raake und Dr. Patrick Marsch,. Abgerufen am 29. Oktober 2020. Pressemitteilung vom 17. November 2011
- ↑ a b Philipp-Reis-Preis geht 2013 an zwei Elektroingenieure. voltimum.ch, 7. November 2013, abgerufen am 4. März 2022.
- ↑ Taunus Zeitung: Johann Philipp Reis-Preis für Sander Wahls – Taunus Zeitung. In: taunus-zeitung.de. 8. November 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2017; abgerufen am 30. Oktober 2020.
- ↑ FOCUS NWMI-OFF/Magistrat der Stadt Gelnhausen: Stadt Gelnhausen: Innovation mit hohem Praxis-Potenzial. In: Focus Online. 14. November 2017, abgerufen am 19. November 2017.
- ↑ a b Schutz der Privatsphäre und KI in Kommunikationssystemen. In: ind-ai.net. Industrial AI, 28. Oktober 2019, abgerufen am 4. November 2019.