Johann Athmstett

oberösterreichischer Landesphysikus, Medicus in Perg in Oberösterreich und auch Leibarzt von Kaiser Rudolf II. in Prag

Johann Athmstett von und zu Preuenshaimb (oder Pubenhaimb), geboren im 16. Jahrhundert, † nach 1616, war oberösterreichischer Landesphysikus, Medicus in Perg in Oberösterreich und auch Leibarzt von Kaiser Rudolf II. in Prag.

Die kranke Frau und der Arzt. Gemälde von Jan Steen, etwa 1663–1666. Rijksmuseum Amsterdam

Ursprung der Familie Athmstett ist das niederländische Friesland. In den Datenbanken kommt der Name auch in anderen Varianten vor: Athemstett, Attemstetter, Adamstett, Ademstett, Atemstett usw.

Ein Andreas Athmstett, geboren um 1528 in Groningen in den heutigen Niederlanden, war ein erfolgreicher Goldschmied, Medailleur und Wachsbossierer, der sich nach langen Reisen durch Italien in Bayern ansiedelte: 1562 in München, 1565 in Friedberg, 1581 in Augsburg (Einbürgerung 28.9.1582).[1] In Bayern musste er mit der Missgunst der bereits ansässigen Goldschmiede kämpfen. Seine Arbeiten für den herzoglichen und kaiserlichen Hof brachten ihm aber beachtlichen Erfolg. Andreas verstarb in Augsburg am 22. Oktober 1591. 1612 erschien ein Kupferstich mit seinem Bildnis, beschriftet „Andreas Athemstett im Alter von 65 Jahren.“ (übersetzt aus dem Latein).[2] Ehefrauen: Ursula de Vöß aus Köln (gestorben 1580?). Eine zweite Ehefrau ist fraglich. Kinder (soweit bekannt): Johann Athmstett, geboren in Friedberg in Bayern.

Achtung: Ein David Altenstetter, geboren um 1547 in Colmar im heutigen Frankreich, war ein weiterer erfolgreicher Goldschmied in Augsburg (Einbürgerung 1573). Monogramm „D.A.F(ecit)“. Er wurde um 1610 der Kammergoldschmied von Kaiser Rudolf II. Er starb August 1617 in Augsburg. Ehefrauen: ∞ 1573 Catharina Jeger aus Augsburg. ∞ 6. September 1600 Susanne Tressin. Kinder (soweit bekannt): Katharina. Sie heiratete am 26. November 1601 in die Augsburger Ärztefamilie Occo ein.[3]

Die Goldschmiede Andreas Athmstett und David Altenstetter waren untereinander also nicht verwandt. Wegen des ähnlichen Namens wurden sie jedoch öfters verwechselt.

Leben und Karriere

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Johann Athmstett, geboren in Friedberg in Bayern, lebte zu einer Zeit des Aufbruchs aus dem Mittelalter in die Neuzeit. Ab 1577 Studium des artes (der Künste) in Ingolstadt, Abschluss Dr. art. et med. Dann 1583 Studium in Padua und Siena, 1584 Studium in Padua, 1588 Studium Bologna. Anschließend begab er sich in den Dienst bei Herzog Wilhelm in Bayern. Und dann gegen 1592 in den Dienst der oberösterreichischen Landstände als Medicus und Landschaftsphysikus (Amtsarzt).[4] Die Oberösterreicher hatten ihm bessere Bezahlung (400 Taler jährlich) versprochen. Und bei seiner Bestellung wohl unter anderem gebeten, im unteren Mühlviertel in Perg sein Domicil zu nehmen.

Über einen Dienst am Prager Kaiserhof gibt es einen indirekten Hinweis: Am 19. Juni 1599 wurde Johann vom Kaiser Rudolf II. in den rittermäßigen Adelsstand von Preuenshaimb (oder Pubenhaimb) erhoben, mit dem Recht, auch ein Wappen zu führen. Am 1. September 1606 wurde Johann schließlich Leibarzt von Kaiser Rudolf II. in Prag und beneideter Angehöriger des Hofstaates.[5] Er erhielt monatlich 50 fl. (Gulden) plus eine jährliche Zubuße 200 fl.[6]

1610 am Prager Kaiserhof traf Johann neben Johannes Kepler auch auf den holländischen Erfindergeist Cornelis Jacobszoon Drebbel (* 1572, † 1633), der in seinem Buch een Kloeck Verstant u. a. auch über den Kaiser Rudolf II. und die Leibärzte berichtete. Damals waren die Alchemisten und Leibärzte des Kaisers sowie der anderen hochgestellten Personen ständig auf der Suche nach der ultimativen Medizin, nach dem Lebenselixier. 1611 wurde dazu das Leibärzteteam des Kaisers noch verstärkt, ab 1. August 1611 mit Wilhelm Major, ab 10. November 1611 mit Simon Perger.[7] Dieser Perger war vom Kaiser bereits 3.2.1610 in den Adelsstand erhoben worden, auch mit dem Recht ein Wappen zu führen.

Kaiser Rudolf II. starb 20. Jänner 1612. Damit endete die Karriere von Johann Athmstett am Prager Kaiserhof.

In Perg in Oberösterreich besaß Johann Athmstett erheblichen Grundbesitz und zwei Freihäuser:

  • Die Doctorische Behausung oder das Athmstettische Freihaus am Platz, heute linke Haushälfte (2 Fensterachsen) des Gasthofs zum Einhorn, Hauptplatz Nr. 5 und Nr. 6.
  • Das Doktorhaus im Weyrgarten (etwa zwischen Lebingerstrasse und Mühlsteinstrasse) samt einem Gütl (heute Mühlsteinstrasse Nr. 19, Gehöft).

Das Privileg der Steuerfreiheit für seinen Perger Besitz hatte Johann Athmstett bereits 1605 von Rudolf II. zugesichert bekommen. 1607 bekam er noch die Erlaubnis, in seinem Haus in Perg Wein zu verkaufen.[8][9]

1616 verkauften Johann und Ehefrau Marie Athmstett ihren Besitz an Johann Georg und Anna Sebisch (latinisiert Sebizius). Dieser Sebisch war 1611 bis 1625 Lehensnehmer vom Schloss Innernstein nahe Perg. Sein Namensverwandter Andreas Sebisch war wie Johann Athmstett ein oberösterreichischer Landschaftsmedikus gewesen. Von Dr. art. et med. Johann Athmstett von und zu Preuenshaimb (oder Pubenhaim) und Ehefrau Marie verloren sich daraufhin weitere Nachrichten. Den ehemaligen Perger Athmstett-Besitz erwarb 1624 der Markt Perg.

Literatur

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  • Hilda Spreitzhofer, Alois Lueger: Häuserchronik von Perg. Darunter die Manuskripte Mühlsteinstrasse Nr. 7 und 19, Hauptplatz Nr. 5. Archiv des Heimathauses in Perg, Oberösterreich.
  • Merten Heinz: Athemstett (Attemstett, Adamstett), Andreas. In: Neue Deutsche Biographie. Band 1. 1953 (online auf deutsche-biographie.de).
  • Merten Heinz: Altenstetter (Attenstett, Attemstetter), David. In: Neue Deutsche Biographie. Band 1. 1953 (online auf deutsche-biographie.de).
  • Wissen in aktueller Form. Meyers Konversationslexikon 1888. Stichwort Attemstetter. S. 27 und 61 (eLexikon auf peter-hug.ch). Ist fehlerhaft. Andreas Athemstett und David Altenstetter waren nicht verwandt.
  • F. Ulrich: Das Sanitätswesen und die Volkskrankheiten des sechzehnten Jahrhunderts im Lande ob der Enns. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 16. Linz 1856, S. 8 (zobodat.at [PDF] Johann Atemstett).
  • David Altenstetter: Pürschbüchse mit Pulverflasche und Spanner. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Band IV. Adolf Holzhausen, Wien 1886, S. 67, doi:10.11588/diglit.5533 (uni-heidelberg.de).
  • Cornelis Jacobszoon Drebbel: een Kloeck Verstant. Hrsg.: Hubert van Onna, Drebbel Foundation, Amsterdam. ISBN/EAN 9789090324166, S. 224 (Nog enige Lijfartsen van Rudolf, online auf drebbel.net) niederländisch.
  • Österreichisches Staatsarchiv. Adelsarchiv – Reichsadelsakten – Allgemeine Reihe (1500–1806):
    • Athemstett von Preuenshaimb, Johann, Doctor medicinae. (online auf archivinformationssystem.at).
    • Perger Simon, kaiserlicher Leibarzt. (online aufarchivinformationssystem.at).
    • Sebisch Andreas und Mathäus, Landschaftsmedikus. (online auf .archivinformationssystem.at).
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  • Athemstett, Johann. In: digitale-sammlungen.de. Oberdeutsche Personendatenbank, abgerufen am 12. Dezember 2023 (Geburtsjahr 1583 ist fehlerhaft).
  • Johann Siebmacher: Deß neuen Teutschen Wappenbuchs Vierdter Theil. Verleger Paulus Fürst, Nürnberg 1670. Original in Nationalbibliothek der Tschechischen Republik. Tafel 18 (Geadelte: DIE ATHEMSTETTER. online auf google.at)

Einzelnachweise

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  1. Gerhart Nebinger: Das Augsburger Bürgerbuch 1557–1680. In: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde. Jahrgang 37, 1974, S. 318 (1582: 28.9. Andreas Athemstett, online auf bf-online.de).
  2. Bildnis des Andreas Athemstett , auf deutsche-digitale-bibliothek.de
  3. Stadtlexikon Augsburg. Hrsg. G. Grünsteudel, G. Hägele, R. Frankenberger. Wißner-Verlag. Stichwort 1. Altenstetter, 2. Occo. online auf wissner.com
  4. Friedrich von Hurter: Maria, Erzherzogin zu Oesterreich, Herzogin von Bayern (* 1551, † 1608). Hurtersche Buchhandlung, Schaffhausen 1860. S. 319 (... Doctor Athmstett, der jetzt zu Linz in Oberösterreich ist ...) online auf books.google.at
  5. Documenta Rudolphina, 1612 Prag "... du Luttherisher schelm sagte Ranfft zum Atmannstetter..." online auf documenta.rudolfina.com
  6. Joseph Anton von Riegger: Archiv der Geschichte und Statistik, insbesondere von Böhmen. Zweyter Theil. Waltherische Hofbuchhandlung, Dresden 1793. S. 246 (Johann Athmstet) online auf books.google.at
  7. Friedel Pick: De Magna Jessen. Arzt und Rektor in Wittenberg und Prag. Studien zur Geschichte der Medizin, Heft 15. Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1926. S. 177 (Leib-Medici beim Tode des Kaisers 1612) online auf archive.org
  8. Eduard Straßmayr: Das Archiv der Marktkommune Perg. Verlag der Marktkommune Perg, 1909, S. 16 und 17 (Physikus Dr. Johann Athmstett).
  9. Gerhard Pilz: Das Gesundheitswesen. In: Heimatbuch der Stadt Perg. Hrsg. Heimatverein und Stadtgemeinde Perg. Denkmayr Druck, Linz 2009, ISBN 978-3-902598-90-5, S. 457 (Kammer-Medicus Dr. Johann Ahmstett).