Johann Friedrich Kittl
Johann Friedrich Kittl (Jan Bedřich Kittl, * 8. Mai 1806 in Worlik, Böhmen; † 20. Juli 1868 in Polnisch-Lissa bei Breslau) war ein böhmisch-österreichischer Komponist.
Leben
BearbeitenKittl studierte in Prag Jura und daneben bei Johann Wenzel Tomaschek Musik. Von 1843 bis 1864 leitete er das Prager Konservatorium.
Kittl wurde durch seine Opern bekannt, die in Prag großen Erfolg hatten. Daneben schrieb er Kammermusik, Lieder und vier Sinfonien, darunter die vielfach gespielte Es-Dur-Sinfonie „Lovecká“ (Jagdsinfonie op. 8, um 1838).
In den 22 Jahren seines Wirkens gelang es Kittl, das Prager Konservatorium zu einer international geachteten Ausbildungsstätte für junge Musiker zu etablieren.
Ende März 1865 verbreiteten sich dann in Prag „schlimme Gerüchte über Kittls finanzielle Lage“, die er schließlich selbst bestätigte, etwa, dass er dem Cellisten Adrien-François Servais (1807–1866) seit zehn Jahren 2000 Gulden schulde, „ohne seiner Verpflichtung nachkommen zu können“, ebenso, dass er „seine Sorgen beim Weine zu vergessen suche.“ Daneben soll Kittl, der zuletzt ein Jahresgehalt von 1365 Gulden bezog, „noch andere finanzielle Verpflichtungen“ gehabt haben, „auch Mitgliedern des Lehrkörpers gegenüber“. Kittl wurde daraufhin seines Dienstes enthoben und verlor obendrein seinen Pensionsanspruch.[1]
Anfang 1866 verließ er Prag und ließ sich im Großherzogtum Posen nieder, wo er in den letzten beiden Jahren seines Lebens in bescheidenen Verhältnissen als Musiklehrer einiger Adliger lebte. Zu großen finanziellen Sorgen kamen bald gesundheitliche Probleme. Am 20. Juli 1868 starb Kittl nach längerer Krankheit in Polnisch-Lissa bei Breslau.
Am 28. November 1868 veranstaltete das Prager Konservatorium einen Trauergottesdienst für Kittl, bei dem Mozarts Requiem zur Aufführung gelangte.[2]
Opern
Bearbeiten- Daphnis’ Grab (verschollen)
- Bianca und Giuseppe (oder Die Franzosen vor Nizza), Libretto: Richard Wagner nach Heinrich Josef Königs Roman Die hohe Braut, 1848
- Waldblume, Libretto: Johann Carl Hickel, 1852
- Die Bilderstürmer, Libretto: Julius Eduard Hartmann, 1854
Literatur
Bearbeiten- Joh. Friedrich Kittl. Friedr. Wilh. Markull. Carl Loewe. Biographien, Kassel: Balde 1857, S. 1–52 (Digitalisat)
- Constantin von Wurzbach: Kittl, Johann Friedrich. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 11. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 340–343 (Digitalisat).
- Ernst Rychnovsky, Johann Friedrich Kittl. Ein Beitrag zur Musikgeschichte Prags, Prag 1904, 2 Bände
- Band 1 (Digitalisat)
- Band 2 (Digitalisat)
- Marie Tarantová, Jan Bedřich Kittl, Prag 1948
- Kittl Johann Friedrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 360.
Weblinks
Bearbeiten- Noten und Audiodateien von Johann Friedrich Kittl im International Music Score Library Project
- Literatur von und über Johann Friedrich Kittl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur und andere Medien von und über Johann Friedrich Kittl im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik
- Kittl, Jan Bedřich. In: Český hudební slovník osob a institucí. Archiviert vom am 9. August 2022 (tschechisch).
- Kommentierter Briefwechsel zwischen Johann Friedrich Kittl und Louis Spohr
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johann Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag. Zur 100-Jahrfeier der Gründung im Auftrag des Vereines zur Beförderung der Tonkunst in Böhmen, Prag 1911, S. 107f.
- ↑ Vgl. Branberger 1911, S. 134 mit Anm. 76
Personendaten | |
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NAME | Kittl, Johann Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Kittl, Jan Bedřich |
KURZBESCHREIBUNG | böhmischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1806 |
GEBURTSORT | Worlik, Böhmen |
STERBEDATUM | 20. Juli 1868 |
STERBEORT | Polnisch Lissa |