Johann Julius Hummel (* 1. Mai 1723[1] in Waltershausen in Unterfranken; † 27. Februar 1798 in Berlin) war ein deutscher Musikverleger.
Leben
BearbeitenJohann Julius und sein Bruder Burkhard[2] (1731–1797), Söhne eines Johann Matthäus Hummel aus Waltershausen in Unterfranken,[3] waren zunächst Hornisten in einem Militärorchester.[4] Um 1740 ließen sie sich in Den Haag in den Niederlanden nieder, wo Johann Julius 1747 Christina de Raadt heiratete und 1751 das Bürgerrecht erwarb. Hier etablierte sich der Bruder als Händler,[5] wogegen Johann Julius um 1753 in Amsterdam eine Musikalienhandlung gründete, die Noten aber auch Notenpapier, Konzertkarten und anderes im Sortiment hatte. Das Ladenlokal befand sich zunächst auf der Nes, 1764 auf dem Vygendam, 1766 in der Warmoestraat und 1780 auf der Rokkin. 1770 meldete Johann Julius einen Musikverlag mit Notendruckerei in Berlin an und wechselte später mit einem „Privileg“ des preußischen Königs ganz in die preußische Hauptstadt. Die Amsterdamer Filiale übergab er zunächst seinem Sohn Johann Bernhard, 1791 seiner Tochter Elisabeth Christina (1751–1818) und deren Ehemann Carl Wilhelm von Mettingh (1751–1820); sie bestand bis 1822.[6] Das Berliner Geschäft entwickelte er zu einem der größten Musikverlage seiner Zeit.
Der Sohn, Johann Bernhard Hummel, geboren 1760 in Berlin, übernahm 1798 beim Tod des Vaters die Musikalienhandlung samt Notenstecherei in Berlin.
Johann Julius Hummel arrangierte Sinfonien von Ludwig van Beethoven für Klavier, Flöte, Violine und Violoncello.[7] Er verlegte um 1000 Werke deutscher und österreichischer, böhmischer, italienischer und niederländischer Komponisten, unter ihnen Carl Friedrich Abel, Johann Christian und Carl Philipp Emanuel Bach, Luigi Boccherini, Carl Ditters von Dittersdorf, Leopold Kozeluch, Joseph Martin Kraus, Wolfgang Amadeus Mozart, Ignaz Pleyel, Franz Xaver Richter, Joseph Schmitt, Carl Stamitz und Johann Baptist Wanhal. Er gilt als der wichtigste Verleger von Werken Joseph Haydns nördlich der Alpen. Unter den weniger bekannten verlegten Werken waren 2 Sinfonien von Johann Friedrich Berwald, ein Potpourri für Klavier mit Violine oder Flöte von Joseph Caffro (* um 1776 Neapel), 1797, XII Airs für 2 Violinen von Johann Christian Frischmuth (1741–1790), Giuseppe Giordani, Franz Anton Hoffmeister, ein „Entreakt für Orchester zu Hamlet“ von Johann David Holland (1746–1827), Adolph August von Münchhausen (ca. 1755–1811) und 6 Quartette mit Fagott von Franz Anton Pfeiffer (1752–1787).[8] Er und sein Bruder publizierten 1768 einen thematischen Katalog ihrer Publikationen, dem von 1769 bis 1774 sechs Supplementausgaben und eine weitere 1838 folgten.
Literatur
Bearbeiten- Hummel, Johann Bernhard. In: Gustav Schilling (Hrsg.): Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst. Neue Ausgabe. 5. Band. Franz Heinrich Köhler, Stuttgart 1840, S. 447.
- Carl von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Ludwig Rauh, Berlin 1861, S. 259, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10931847-2 (Textarchiv – Internet Archive).
- Stanley Sadie (Hrsg.): Cari Johansson, The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Auflage. Macmillan Reference, London 2001, ISBN 0-19-517067-9; 29 Bände.
- Rudolf Rasch: Aux adresses ordinaires. Waar muziek te koop was in de Nederlandse republiek – Johann Julius Hummel. In: Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis, 2001, Jaargang 8, S. 89–106.
- Friedrich Blume, Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Band 9. Bärenreiter, 2003.
- Johann Julius Hummel. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 5: Hitz–Kozub. De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-094653-X, S. 206 (books.google.de).
- Bertil van Boer (Hrsg.): Historical Dictionary of Music of the Classical Period. The Scarecrow Press, Lanham / Toronto / Plymouth UK 2012, S. 283–284.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ abweichende (falsche) Angaben in der Literatur: 1728. Das Geburts- bzw. Taufdatum, 1. Mai 1723, ist offenbar richtig; frdl. Mitteilung von Matthias Kruse, 2. November 2019, nach eigenen Angaben ein Nachkomme des J. J. Hummel bzw. dessen Sohnes Friedrich Wilhelm Hummel (1777–1826). Quelle: Sterbeanzeige von Elisabeth Christina van Mettingh, geborene Hummel, und Carl Wilhelm van Mettingh in: „Amsterdamse courant“ vom 8. März 1798, für Johan Julius Hummel, † 27. Februar 1798 im Alter von 74 Jahren, 9 Monaten, 27 Tagen in Berlin
- ↑ auch „Burchard“
- ↑ die Eltern von Johann Julius, Burkhard und eines weiteren Bruders Johannes waren Johann Matthäus Hummel (1694–1778), Schuhmachermeister, und Elisabeth Catharina, geborene Höfling (1696–1779); frdl. Mitt. Matthias Kruse, 2. November 2019
- ↑ Rasch, S. 99
- ↑ 1801 geschlossen
- ↑ Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis, 2001, 8. Jahrgang, S. 100.
- ↑ Gustav Schilling (Hrsg.): Encyclopädie. 1840, S. 18.
- ↑ Gustav Schilling (Hrsg.): Encyclopädie. 1840, S. 131, 308, 349, 440, 684.
Personendaten | |
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NAME | Hummel, Johann Julius |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musikverleger |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1728 |
GEBURTSORT | Waltershausen |
STERBEDATUM | 27. Februar 1798 |
STERBEORT | Berlin |