Johann Philipp Manz

Jurist im Dienst der Fürsten von Salm-Kyrburg und der Ersten Französischen Republik

Johann Philipp Josef Ludwig Manz (* 19. August 1726 in Mainz; † um 1812 vermutlich in Sobernheim) war ein Verwaltungsjurist im Dienst der Fürsten von Salm-Kyrburg in Kirn und der Ersten Französischen Republik in Sobernheim.

Johann Philipp Manz war ein Sohn des Kurfürstlich Mainzer Advokaten Joseph Thomas Mantz (* um 1680/90; † 1756)[1] und seiner Frau (⚭ 1716)[2] Anna Regina Elisabeth Diel (* um 1683; † 1758).[3] Sein Vater, ein Sohn des Franziscus Servilianus Manz (* 1648; † nach 1692) aus Ellwangen[4] und der Anna Maria Theresia Sprenger aus Comburg, kam aus Heiligenstadt im kurmainzischen Eichsfeld an die Alte Universität Mainz, erwarb den Dr. jur. utr. und war ab 1742 außerordentlicher Professor (um 1751 Subsenior)[5] der Mainzer Juristenfakultät.[6] Ein Bruder des Vaters, Johann Philipps Onkel Johann Caspar Mantz (* um 1690; † 1774/76) aus Mergentheim (Mariae-Vallensis), war kurmainzischer Regierungssekretär und Kriegskommissar und wurde 1763 zum Titular-Hofrat ernannt.[1]

Johann Philipps Bruder Peter Caspar Ignatius Mantz (* 1717; † nach 1766) wurde 1739 Advokat am Reichskammergericht in Wetzlar[7][8] und war später Konsulent des Klosters Schöntal. Der Bruder Bernhard Joseph Manz (* 1722; † nach 1746) war ebenfalls Jurist.[1][9] Die Mutter Regina Manz geborene Diel wurde zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes in Kirn beigesetzt.[3]

Im Dezember 1741 immatrikulierte sich Johann Philipp Manz an der Universität Mainz, 1744 erwarb er das Baccalaureat.[1] Manz war nach dem Studium 20 Jahre Landschreiber und 23 Jahre Hofrat der Fürsten von Salm-Kyrburg in Kirn.[10][1] 1761 wurde er mit einer Ernennung zum Hofpfalzgrafen ausgezeichnet.[1] 1784 wurde Manz Nachfolger von Johann Adam Grüsner als Direktor der salmschen bzw. wild- und rheingräflichen (gemeinschaftlich Salm-Kyrburg und Salm-Salm) Lehenkanzlei in Kirn.[11] Kanzleidirektor Manz und Hofkammerrat Peter Heinrich Anton Brentano († 1817) bildeten gemeinsam die Beständige Kommission zur Verwaltung der Schulstiftung des Fürsten Johann Dominik Albert zu Salm-Kyrburg für das Collegium patrum piarum scholarum (Piaristenkolleg) zu Kirn.[11][12][13]

Manz’ Nachfolger als Kanzlei- und Lehendirektor war ab 1787 für eine kurze Zeit Franz Xaver von Zwackh. Ab 1789 übernahm der erste Hofrat Manz – inzwischen bereits pensioniert – wieder die kommissarische Leitung der Kanzlei.[14] Eine historische Ausarbeitung, die der Kirner Regierungsrat und Archivar Georg Friedrich Schott 1790/91 im Auftrag des Fürsten Friedrich III. Otto von Salm-Kyrburg verfasst hatte,[15] wurde von Kanzleidirektor Manz vor der Veröffentlichung revidiert.[16] Die Schrift stellt die Kyrburg als „die erste und fürnehmste Burg“ des Nahegaus dar, in dem jetzigen Fürsten Friedrich III. Otto von Salm-Kyrburg sei „wieder der erste Landgraf des alten Nahegaues in all seiner Herrlichkeit erwachet“.[17] Nach der französischen Besetzung des Linken Rheinufers 1794 endete die Herrschaft der Fürsten von Salm in Kirn.

Bürger Philipp Manz wurde am 10. April 1798 Friedensrichter (juge de paix) des Kantons Sobernheim.[10][1] Nach einem Verzeichnis vom September 1799 gehörten zu seinem Bereich die Gemeinden (communes) Auen, Bockenau, Boos, Burgsponheim, Daubach, Eckweiler (mit dem Wohnplatz Entenpfuhl bei Pferdsfeld), Gebroth, Horbach, Ippenschied, Langenthal, Martinstein, Monzingen, Nußbaum, Oberstreit, Pferdsfeld, Rehbach, Sobernheim, Sponheim, Thalböckelheim (mit dem Rotherhof), Waldböckelheim (mit Steinhardt und dem Marienpforterhof), Weiler (mit dem Gonraderhof), Winterbach sowie Winterburg.[18]

Im Verfahren gegen die Bande des „Schinderhannes“ Johannes Bückler leistete Manz Amtshilfe für das Mainzer Spezialgericht unter dem Vorsitz von Georg Friedrich Rebmann. Er verhörte 1798 in Monzingen den Komplizen Peter Petry, „Sohn des schwarzen Peters“, und untersuchte die Umstände der Flucht, als Petry jun. aus dem Gefängnis entwich.[19] Im März 1800 vernahm Manz den Schweinehirten Johann Peter Kost als Zeugen über einen Straßenraub der Bande am Steinhardter Hof.[20] Im amtlichen Verzeichnis des Département de Rhin-et-Moselle wird Friedensrichter Manz noch für das Jahr 1812 aufgeführt.[21] Im selben Jahr scheint er verstorben zu sein.[22]

Im Februar 1752 heiratete Johann Philipp Manz[23] in Kirn Maria Christina Grüsner (Griesnerin) († nach 1812),[3] die wahrscheinlich eine Schwester des Salm-Kyrburger Hofrates Johann Adam Grüsner war und aus Erfurt kam. Kinder von Johann Philipp Manz und Christina Griesner waren:[3]

  1. Johann Nepomuk Joseph Thomas (≈ 13. Oktober 1755. † 15. Juli 1758), gestorben in Kirn; Taufpaten waren Johann Adam Grüsner und der Großvater Joseph Thomas Manz,
  2. Klara Christina Nepomuceria (≈ 12. Dezember 1760),
  3. Maria Christina Nepomuca (≈ 17. Februar 1765),
  4. Johanna Sophia Nepomuca (≈ 2. Oktober 1766),
  5. Josef Colestantius[24] Johann Nepomuk (≈ 22. August 1768),
  6. Johann Caspar (* um 1770/75; † nach 1790), 1789/90 als Student aus Kirn in Mainz belegt,[1] hörte 1790 Staats-Polizei-Wissenschaft an der Kameralfakultät bei Georg Adam Merget († nach 1817) und besuchte um 1790/91 ein Kolleg von Franz Joseph Bodmann,[16]
  7. Josepha Polexina (≈ 30. Mai 1771; † verm. 4. Mai 1858), gestorben vermutlich in Mannheim als Witwe des Finanzrates Accisor Jakob Hoffmann,[25]

Die Namensgebung der Kinder zeigt eine tiefe Verehrung des 1729 heiliggesprochenen Johannes Nepomuk. Auch ein Sohn des Bruders Peter Caspar Ignatius Mantz hieß „Peter Joseph Nepomuk“.[26]

  • Untersuchungsprotokolle des Friedensrichters des Kantons Sobernheim Manz vom Juli 1798, ausgefertigt in Monzingen; Udo Fleck: „Diebe – Räuber – Mörder“. Studie zur kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. (diss. phil. Trier 2003). Hochschulschrift, Trier 2007, bes. Kurzregesten / Quellenanhang, Nr. 158, 160–167, 169, 190 und Nr. 205, S. 10*−12*, 377*−388*, 407* und S. 414* (PDF der Universitätsbibliothek Trier)

Literatur

Bearbeiten
  • Rudi Jung, K. Herbert Küster: Katholische Einwohner in Kirn und Umgebung 1682–1889. (Heimatkundliche Schriftenreihe der Verbandsgemeinde Kirn-Land 3). Kirn 1992 (PDF; abgerufen am 9. Januar 2021)
  • Josef Benzing, Alois Gerlich (Bearb.): Verzeichnis der Studierenden der alten Universität Mainz, Lfg. 4. (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 13). Universitätsbibliothek Mainz, Mainz 2016, S. 547f (Digitalisat der Universitätsbibliothek Mainz)
  • Joseph Mantz. In: Projekt Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz 1477–1973 (Online der Universitätsbibliothek Mainz; Zugriff am 9. Januar 2021)

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f g h Josef Benzing, Alois Gerlich (Bearb.): Verzeichnis der Studierenden der alten Universität Mainz, Lfg. 4. (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 13). Universitätsbibliothek Mainz, Mainz 2016, S. 548.
  2. Eheschließung am 19. August 1716 im kurmainzischen Höchst am Main.
  3. a b c d Rudi Jung, K. Herbert Küster: Katholische Einwohner in Kirn und Umgebung 1682–1889. (Heimatkundliche Schriftenreihe der Verbandsgemeinde Kirn-Land 3). Kirn 1992, S. 98 und 167f.
  4. 1661–1668 als Schüler des Jesuiten-Gymnasiums in Ellwangen erwähnt, 1668 immatrikuliert in Dillingen, 1677 in Comburg, 1681 in Ballenberg, Rektor in Bisingen, 1688–1692 (abgesetzt) Magister in Mergentheim; Felix nox Fulconis. Ignatz Mayer, Dillingen 1661, S. 6; Abfall Durch das Bluet außgeleschet Und Von der Studierenden Jugent deß Fürstlichen Gymnasij zu Ellwangen vorgestelt. Ignaz Mayer, Dillingen 1668, S. 7, u. a.
  5. Henrich Knodt: De Moguntia litterata commentationes historicae. Elias Peter Bayer, Mainz o. J. [um 1751], S. 48.
  6. Joseph Mantz. In: Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz.
  7. Anke Stein: Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Wetzlar (1693 – 1806) als Rechtslehrer und Schriftsteller. (diss. jur.) Würzburg 2001, S. 239.
  8. Peter Caspar Manz war Beiträger zu: Johann Philipp Hahn (1690–1774), Wilhelm Joseph Horn († 1790; 1783 geadelt): Dissertatio juridica De pactis futuram successionem inducentibus. Johannes Heinrich Haeffner, Mainz 1742 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München).
  9. Bernardus Josephus Manz war ebenfalls Beiträger zu: Johann Philipp Hahn, Wilhelm Joseph Horn: Dissertatio juridica De pactis futuram successionem inducentibus. Johannes Heinrich Haeffner, Mainz 1742 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München) und Beiträger zu: Johann Philipp Hahn, Franz Joseph Kaden: Disputatio juridica opinionum juridicarum improbabilium censoria. Goubler, Mainz 1743 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin).
  10. a b Selbstauskunft im Etat des services des fonctionaires. Rhin-et-Moselle, 1800; Stadtarchiv Mainz (HBBb21, Bl. 329).
  11. a b Urkunde Friedrichs III. von Salm-Kyrburg vom 30. Dezember 1784, ausgestellt in Paris; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 105 Kirn, Piaristenkolleg, Urkunde 3).
  12. Johann Aloys Cadenbach, Franz Joseph Potthoff (zugeschrieben): Denkschrift über das Stiftungsvermögen des Collegii patrum piarum scholarum zu Kirn, und die Rechte, welche daraus von den Nachfolgern der untergegangenen Anstalt noch jetzt auszuüben sind. Henß, Kreuznach 1825, S. 3 und Stiftungsurkunde, § xviii und § xxxv, Anhang S. 6 und S. 12 (Digitalisat des Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Koblenz).
  13. Helmut Prößler: Kirn unter dem Bürgermeister Johann Aloys Cadenbach in den Jahren 1806–1826. In: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins und seiner Nachbargebiete 14 (1962), S. 98–112, bes. S. 106f (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  14. Arthur Kleinschmidt: Karl Theodor, Friedrich zu Salm und F. X. von Zwackh. In: Neue Heidelberger Jahrbücher 7 (1897), S. 199–216, bes. S. 212 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg).
  15. Nach Verlesung vor der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt am 2. März 1791 veröffentlicht unter dem Namen von Franz Joseph Bodmann: Diplomatische Nachricht von der Fürstlichen Wild- und Rheingräflichen Landgrafschaft im Nahgau. Georg Adam Keyser, Erfurt 1792 (Google-Books).
  16. a b Brief von Georg Friedrich Schott an Andreas Lamey vom 6. November 1801; Hans Wibel: Die Urkundenfälschungen Georg Friedrich Schotts. In: Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde 29 (1904), S. 666–765, bes. S. 660f Anm. 2 (Digitalisat der Monumenta Germaniae Historia).
  17. Franz Joseph Bodmann (Georg Friedrich Schott): Diplomatische Nachricht von der Fürstlichen Wild- und Rheingräflichen Landgrafschaft im Nahgau. Georg Adam Keyser, Erfurt 1792, S. 22 und S. 29.
  18. Dieter Strauch: Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten. Die Entwicklung der ordentlichen Gerichtsbarkeit in den Rheinprovinzen und ihren Nachfolgestaaten von 1798 bis 2005. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 76). Droste, Düsseldorf 2007, S. 268.
  19. Udo Fleck: „Diebe – Räuber – Mörder“. Studie zur kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. (diss. phil. Trier 2003). Hochschulschrift, Trier 2007, bes. S. 377*−388*, 407* und S. 414*.
  20. Edmund Nacken: Schinderhannes. Die wahre Geschichte des Johann Willhelm Bückler. Mainzer Verlagsanstalt, Mainz 1968, S. 67.
  21. Handbuch für die Bewohner des Rhein- und Mosel-Departements. Prefektur-Buchdruckerei, Koblenz 1812, S. 73.
  22. Johannes Birnbaum (Hrsg.): Jurisprudence de la Cour Impériale de Trèves et des Tribunaux de son Ressort, Bd. XIII. Hetzroth, Trier 1813, S. 318–324 (Digitalisat des Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Koblenz).
  23. Im Kirner Kirchenbuch „Manz, Johann Philipp Josef Ludwig. Judex Provincialis (= Landrichter), ex Mainz in Kirn“.
  24. Als Vorname sonst nicht belegt, wahrscheinlich ist „Josef Calasantius“ (nach dem Stifter des Piaristenordens José Calasanz; 1767 heiliggesprochen) zu lesen. Pater Joseph Calasanctius a. S. Theresia Rothenberger SP (* um 1746; † 1798) war Rektor des Piaristenkollegs in Kirn und ab 1779 Geistlicher für die Stadt.
  25. Mannheimer Anzeiger, Nr. 109 vom 8. Mai 1858
  26. 1758 als „Josephus Petrus Manz, Schonthalensis“ immatrikuliert in Würzburg, als „Peter Joseph Nepomuk Manz“ Beiträger einer Dissertation zu Peter Schwaan SJ (1728–1777) (Hrsg.): Ethica Stylo Scholastico Concinnata, cum selectis ex universa philosophia corollariis. Walder, Würzburg 1762.