Johannes Herrenschneider

lutherischer Geistlicher in Straßburg und Hofprediger in der Grafschaft Gaugrehweiler

Johannes Herrenschneider (* 1723 in Straßburg; † 1802 ebenda) war lutherischer Geistlicher in Straßburg und Hofprediger in der Grafschaft Gaugrehweiler.

Johannes Herrenschneider

Herrenschneider war zunächst Direktor am Gymnasium in Grünstadt und später „geistlicher Inspektor“ und Hofprediger am Hof von Carl Magnus von Rheingrafenstein in Gaugrehweiler. Als solcher war er für die gesamte Geistlichkeit der Grafschaft verantwortlich und oberstes Organ des Landesherrlichen Kirchenregiments.

Am 15. Februar 1773 wurde er bei einem Attentat schwer verletzt. Seine damals zehn Jahre alte Tochter kam bei dem Anschlag ums Leben.[1][2] Der ihm unterstellte Pfarrer Valentin aus Bad Münster hatte eine Ladung gehacktes Blei durch das Fenster des Esszimmers abgefeuert, in dem Herrenschneider gerade mit seiner Familie beim Abendessen saß. Das Mädchen war sofort tot. Herrenschneider selbst, dem der Anschlag gegolten hatte, wurde an der Schulter verletzt. Valentin entkam zunächst unbemerkt und der Anfangsverdacht fiel auf den Rheingrafen Carl Magnus. Herrenschneider hatte seinen Dienstherren kurz zuvor in einem Betrugsprozess schwer beschuldigt.[2] Als die Untersuchungskommission dem wahren Täter auf die Spur kam, nahm dieser sich das Leben. Die Hintergründe der Tat sind nicht vollständig geklärt. Friedrich Christian Laukhard nennt eine vorausgegangene Beleidigung und die autoritäre Amtsführung Herrenschneiders als Tatmotiv.

In der Folge dieses Vorfalls verließ Herrenschneider mit seiner Familie die Pfalz und wurde Pfarrer im elsässischen Rappoltsweiler. 1777 wurde er zum Diaconus in der Thomaskirche in Straßburg berufen und einige Jahre später schließlich zum Pastor der Aureliagemeinde. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne.

Während der Schreckensherrschaft Robespierres wurde er im Mai 1794 zusammen mit Isaak Haffner (1751–1831), Johann Lorenz Blessig und anderen Straßburger Geistlichen als Gegner der Jakobiner verhaftet und bis zum 9. Thermidor festgehalten.

Seine Amtsführung in Gaugrehweiler war umstritten. Friedrich Christian Laukhard, dessen Vater als Pfarrer von Wendelsheim Herrenschneider unterstand, wirft ihm vor, mit päpstlicher Autorität gehandelt zu haben und sich auf Kosten der Bauern und einfachen Geistlichen ein angenehmes Leben gemacht zu haben.[2] Johann Lahr tritt diesen Aussagen in einem öffentlichen Artikel entschieden entgegen[3].

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Literatur

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  • Friedrich Christian Laukhard: F.C. Laukhards, vorzeiten Magister der Philosophie und jetzt Musketiers unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben. Band 1. Michaelis und Bispink, Halle 1792, S. 21 ff., 58 ff. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
  • Johann Ludwig Alexander Herrenschneider: Prof. Herrenschneider’s in Strasburg Verteidigung seines Vaters gegen eine Stelle in Laukhards’s Leben und Schicksalen. In: Allgemeiner litterarischer Anzeiger. 1798, S. 660–661 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Friedrich Christian Laukhard: Leben und Thaten des Rheingrafen Carl Magnus, den Joseph II. auf zehn Jahre ins Gefängniß nach Königstein schickte, um da die Rechte der Unterthanen und anderer Menschen respectieren zu lernen. Halle 1798 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Johann Lahr: Einiges zur Berichtigung F.C. Laukhards schriftstellerischem Charakter. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Nr. 110, 1804, S. 885–888 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Biografie seines ältesten Sohnes Johann Ludwig Alexander Herrenschneider mit Informationen zu Herrenschneiders Leben: Georg Friedrich August Schmidt et al.: Neuer Nekrolog der Deutschen. Voigt Ilmenau 1845, S. 102 ff. (Volltext in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. Friedrich August Schmidt et al.: Neuer Nekrolog der Deutschen. 1845, S. 102 ff. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  2. a b c Friedrich Christian Laukhard: Leben und Thaten des Rheingrafen Carl Magnus, den Joseph II. auf zehn Jahre ins Gefängniß nach Königstein schickte, um da die Rechte der Unterthanen und anderer Menschen respectieren zu lernen. Halle 1798 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  3. Johann Lahr: Einiges zur Berichtigung F.C. Laukhards schriftstellerischem Charakter. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Nr. 110, 1804, S. 885–888.