Johanneum (Dresden)
Das Johanneum in Dresden ist ein nach König Johann von Sachsen benanntes Renaissancegebäude von 1586. Es diente als Stallgebäude (Marstall) ursprünglich der Unterbringung der kurfürstlichen Pferde und Kutschen.
Das älteste Ausstellungsgebäude Dresdens befindet sich am Neumarkt nahe der Frauenkirche, im unmittelbaren Anschluss an den Stallhof. Es beherbergt heute das Dresdner Verkehrsmuseum.
Geschichte
BearbeitenDas Stallgebäude wurde von 1586 bis 1590 von dem Architekten Paul Buchner unter Kurfürst Christian I. erbaut.[1] Eine Zuschreibung des Entwurfs an Giovanni Maria Nosseni muss nach der aktuellen Forschungs- und Quellenlage spekulativ bleiben. Das Bauwerk wurde an die dem Dresdner Residenzschloss gegenüberliegende Seite des Stallhofes angebaut. Das Stallgebäude ist damit über den Langen Gang des Stallhofes direkt mit dem Georgenbau des Residenzschlosses verbunden.
Das Gebäude diente der Unterbringung der kurfürstlichen Pferde und Kutschen. Über dem kurfürstlichen Pferdestall im Erdgeschoss war die Kurfürstliche Rüst- und Harnischkammer untergebracht.
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Stallgebäude am Jüdenhof 1677
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Das Stallgebäude nach seinem Umbau 1731 zum Festhaus, Stich von Moritz Bodenehr
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Das Johanneum (links), gemalt von Canaletto zwischen 1749 und 1751
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Johanneum als Gemäldegalerie um 1828
Zwischen 1730 und 1731 fügte der Architekt Johann Georg Maximilian von Fürstenhoff im Auftrag Augusts des Starken ein weiteres Stockwerk mit einem modernen Dach hinzu, wobei die Renaissance-Giebel entfernt werden mussten.[2] Vor der stadtseitigen Fassade schuf er eine doppelläufige Englische Treppe. Über diese gelangte man nun direkt ins Obergeschoss, das in eine spätbarocke Raumfolge umgewandelt worden war. Die Stallungen im Erdgeschoss blieben erhalten. Das Stallgebäude diente nun zum Austragen von Festlichkeiten und als Herberge für königliche Gäste. Der das Stallgebäude mit dem Residenzschloss verbindende Lange Gang erhielt zwischen 1731 und 1733 eine Neuausstattung als repräsentative Gewehrgalerie.[2]
In das neue Obergeschoss zog 1747 die Gemäldegalerie ein und verblieb hier bis 1855. Für die Ausstellung hatte Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel zwischen 1744 und 1746 noch einige Umbauten durchgeführt. Dabei wurden die großen Rundbogenfenster zur besseren Ausleuchtung der Räumlichkeiten, in denen sich die Gemälde befanden, eingesetzt. Im Erdgeschoss waren von 1794 bis 1857 die Abguss-Figuren des Antiken-Kabinetts zur Schau gestellt. In das Obergeschoss führt eine Rampe herauf vom Stallhof, so dass auch das Obergeschoss mit Pferden erreicht werden konnte.
Während des Dresdner Maiaufstands 1849 wurde das Gebäude durch Beschuss stark beschädigt. Dabei wurden auch viele der wertvollen Bilder durchschossen.
Im Jahr 1866 versetzte man den Friedensbrunnen, auch Türkenbrunnen genannt, direkt vor das Gebäude auf dem Jüdenhof. Der achteckige Brunnen von 1616 ist einer der ältesten Brunnen Dresdens.[3]
Zwischen 1872 und 1876 erfolgte unter dem kunstsinnigen König Johann der dritte und letzte Umbau des Gebäudes. Karl Moritz Haenel baute es in ein historisches Museum, Militaria und Kulturgeschichte Sachsens genannt, um. Die Fassade erhielt dabei eine Gestaltung im Stil der Neorenaissance. Von nun an wurde das Gebäude nach dem Bauherrn dieser Umgestaltung – König Johann – „Johanneum“ benannt. 1876 zog die Porzellansammlung in drei Räume des Obergeschosses ein. 1877 folgte das Historische Museum, die heutige Rüstkammer.
Durch die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 brannte das Bauwerk aus und wurde stark beschädigt. 1950 begann der Wiederaufbau des Gebäudes, das später an das Verkehrsmuseum übergeben wurde. In den 1960er Jahren erhielt das Johanneum mit der Restaurierung der Fassade das heutige Aussehen.
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Aushubarbeiten am Neumarkt, im Hintergrund rechts das kriegszerstörte Johanneum (um 1959)
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Neumarkt mit Johanneum und Ruine der Frauenkirche vom Turm des Rathauses aus gesehen (1972)
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Johanneum mit der Aufschrift Verkehrsmuseum, davor der unbebaute Vorplatz (1973)
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Detailansicht der stadtseitigen Fassade (2022)
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Eine der Skulpturen vor dem Haupteingang
Gegenwart
Bearbeiten2007–2021 befand sich im Langen Gang die Schifffahrtsausstellung des Verkehrsmuseums. 2021 wurde die Gewehrgalerie als Teil der Rüstkammersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in der restaurierten bzw. rekonstruierten Räumlichkeit eröffnet.
2008 wurde mit der Fassadensanierung des Johanneums im Neorenaissancestil der dritten Umbauphase von 1872 bis 1876 begonnen.
Das Relief Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, das sich ursprünglich am Palais Wackerbarth in der Inneren Neustadt befand, wurde nach dessen Zerstörung geborgen und befindet sich inzwischen am Johanneum.
Literatur
Bearbeiten- Dresdener Kunstblätter: Vierteljahresschrift der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. (Themenheft zum Stallgebäude mit weiterführenden Quellen- und Literaturangaben) Heft 1, Jahrgang 53. Dresden 2009.
- Esther Münzberg: Aula enim Principis non equorum videbatur. Der neue Stall- und Harnischkammerbau in Dresden 1586. In: Sybille Ebert-Schifferer, Elisabeth Kieven (Hrsg.): Scambio culturale con il nemico religioso. Italia e Sassonia attorno al 1600. (Atti della giornata internazionale di studi nell’ambito della serie di incontri „Roma e il nord“, percorsi e forme dello scambio artistico, 4 – 5 aprile 2005, Roma, Bibliotheca Hertziana) Mailand 2007, S. 143–151. (Onlineversion auf ART-Dok der UB Heidelberg)
- Esther Hoppe-Münzberg: Das Kurfürstliche Stall- und Harnischkammergebäude mit Langem Gang und Stallhof – eine neue Bauaufgabe im Komplex des Dresdner Residenzschlosses in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Das Residenzschloss zu Dresden. Band 2: Die Schlossanlage der Renaissance und ihre frühbarocken Um- und Ausgestaltungen. Petersberg 2019, S. 397–419.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
- ↑ a b Dirk Syndram, P. Ufer: Die Rückkehr des Dresdner Schlosses. edition Sächsische Zeitung, Dresden 2006, ISBN 978-3-938325-28-5, S. 78.
- ↑ Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-364-00300-9
Koordinaten: 51° 3′ 7,4″ N, 13° 44′ 22,2″ O