John Paul Giesy Jr. (* 9. August 1948 in Youngstown (Ohio)[1]) ist ein kanadisch-amerikanischer Ökotoxikologe und Umweltchemiker. Er ist emeritierter Professor an der University of Saskatchewan und beschäftigte sich mit der Erforschung von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) in der Umwelt.
Karriere und Forschung
BearbeitenGiesy erwarb 1971 und 1974 an der Michigan State University den Master und den PhD-Abschluss in Limnologie.[1] Der Titel seiner Dissertation lautete: "The effects of humic acids on the growth of and uptake of iron and phosphorus by the green alga Scenedesmus obliquus (Türp) Kütz"[2]
An der Michigan State University machte er folgende Entdeckungen:
- Die Ursache von Missbildungen und Sterblichkeit bei Vögeln in den Großen Seen
- Die photoinduzierte Toxizität
- Das Vorkommen von perfluorierten Chemikalien in der Umwelt
Im Jahr 2001 veröffentlichte Giesy zusammen mit Kurunthachalam Kannan eine (inzwischen über 3000-mal zitierte[3]) Studie über die globale Verbreitung von Perfluoroctansulfonat (PFOS) in der Tierwelt.[4] Giesy gilt als der erste Wissenschaftler, der toxische PFAS in der Umwelt entdeckte und dazu beitrug, den Chemiegiganten 3M davon zu überzeugen, die Herstellung dieser Chemikalien einzustellen.[5]
Kontroverse
BearbeitenIm Jahr 2018 wurde Giesy beschuldigt, verdeckt akademische Forschung über die Gefahren von per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) zugunsten von 3M zu unterdrücken.[6][7][8] Anwälte, die den Bundesstaat Minnesota vertraten, behaupteten, Giesy sei Teil einer angeblichen Kampagne von 3M, wissenschaftliche Forschung über die Toxizität von PFAS zu „verzerren“ und zu „unterdrücken“.[9]
Giesy habe sich die Zeit, die er für das Reviewen von bei Zeitschriften eingereichten Manuskripten aufwendete, von 3M bezahlen lassen. Damit es keine belastenden Nachweise gebe, habe er diese Zeit in den Zeiterfassungsbögen jeweils als Literaturrecherchen ausgewiesen.[7][10] Andere Manuskripte, die er zum Reviewen erhalten hatte, habe er an 3M-Mitarbeiter weitergeleitet, damit diese das Review an seiner Stelle vornehmen konnten.[7]
Giesy wies in der Folge alle Vorwürfe zurück und argumentierte, dies sei ein Versuch des Bundesstaats Minnesota und seiner Generalstaatsanwältin, seinen Ruf zu schädigen, nachdem er sich geweigert hatte, in einem Prozess gegen 3M als Sachverständiger aufzutreten.[6]
Schriften (Auswahl)
Bearbeiten- Herausgeberschaften
- mit Renato Baudo, Herbert Muntau: Sediments. Chemistry and Toxicity of In-Place Pollutants. Lewis Publishers, Ann Arbor 1990, ISBN 0-87371-252-8.
- mit Erik R. Christensen, David N. Edgington: Contaminated Aquatic Sediments. Proceedings of the First International Specialized Conference on Contaminated Aquatic Sediments (= Water Science and Technology. Band 28, Nr. 8/9). Pergamon Press, Oxford 1994, ISBN 0-08-042492-9.
- mit Keith R. Salomon: Reviews of Environmental Contamination and Toxicology. Ecological Risk Assessment for Chlorpyrifos in Terrestrial and Aquatic Systems in North America (= Reviews of Environmental Contamination and Toxicology. Band 231). Springer Open, Cham 2014, ISBN 978-3-319-03864-3.
Weblinks
Bearbeiten- Curriculum Vitae: John Paul Giesy, Jr. (PDF; 1,9 MB) University of Saskatchewan, 27. Oktober 2021 .
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b John P. Giesy, Jr., Technical Director - Environmental Risk. Abgerufen am 1. Dezember 2024.
- ↑ The effects of humic acids on the growth of and uptake of iron and phosphorus by the green alga Scenedesmus obliquus (Türp) Kütz. 1974, doi:10.25335/7n11-xd32.
- ↑ John Giesy. Abgerufen am 1. Dezember 2024.
- ↑ John P. Giesy, Kurunthachalam Kannan: Global Distribution of Perfluorooctane Sulfonate in Wildlife. In: Environmental Science & Technology. Band 35, Nr. 7, 2001, S. 1339–1342, doi:10.1021/es001834k.
- ↑ Carrie Fellner: Toxic Secrets: Professor ‘bragged about burying bad science’ on 3M chemicals. 16. Juni 2018, abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ a b U of S professor denies suppressing toxic pollution research for 3M. Abgerufen am 1. Dezember 2024.
- ↑ a b c Sharon Lerner: Lawsuit Reveals How Paid Expert Helped 3M "Command the Science" on Dangerous Chemicals. 23. Februar 2018, abgerufen am 30. November 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Deena Winter: Toxic: 3M knew its chemicals were harmful decades ago, but didn’t tell the public, government • Minnesota Reformer. In: Minnesota Reformer. 15. Dezember 2022, abgerufen am 30. November 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Brian McVicar: Ex-MSU professor accused of helping 3M allegedly suppress PFAS studies. 26. Juni 2018, abgerufen am 30. November 2024 (englisch).
- ↑ Re: Entrix Consulting. Abgerufen am 30. November 2024.
Personendaten | |
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NAME | Giesy, John |
ALTERNATIVNAMEN | Giesy, John Paul Jr. (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | kanadisch-amerikanischer Ökotoxikologe und Umweltchemiker |
GEBURTSDATUM | 1948 |
GEBURTSORT | Youngstown (Ohio) |