Josef Moeller
Josef Moeller (* 21. März 1848 in Pápa (Kom. Veszprém, Ungarn); † 4. Oktober 1924 in Graz) war Mediziner, Pharmakognost und Ordinarius.
Leben
BearbeitenMoeller gelangte bereits im Kindesalter mit seinen Eltern nach Wien. Nach dem Schulbesuch begann er an der medizinischen Fakultät der Universität Wien ein Studium der Medizin, das er 1873 mit der Promotion zum „Doctor der gesammten Heilkunde“ abschloss.
Wissenschaftliche Laufbahn
BearbeitenMoeller war von 1874 bis 1876 Assistent am Pharmakologischen Institut bei August Emil von Vogl (1833–1909), dessen bedeutendster Schüler er auf dem Gebiet der mikroskopischen Untersuchung pflanzlicher Arzneidrogen und Lebensmittel war. Durch die gemeinsame Arbeit in diesem Teilbereich der Heilmittellehre, wurde Österreich damals führend auf dem Gebiet der Pharmakognosie, (Drogenkunde, einem Teilgebiet der Pharmazie und Pharmazeutischen Biologie). Moeller beschäftigte sich mit der angewandten Pflanzenanatomie auf breitester Grundlage als organische Warenkunde. unter Einschluss der technischen Rohstoffe.
1876 war er als Lehrer an der Handelsakademie und ab 1877 als Privatdozent an der Technischen Hochschule in Wien, 1876–86 als Adjunkt der Forstlichen Versuchsanstalt Mariabrunn, ab 1884 gleichzeitig Priv.-Doz. für Pharmakognosie an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1879 übernahm er die Schriftleitung der „Neuen Freien Presse“ (aus der später Die Presse entstand), einer auch in Laienkreisen beliebten naturwissenschaftlichen Zeitschrift. Die an den österreichischen Universitäten übliche Verbindung des Lehramtes der Pharmakologie und der Pharmakognosie lehnte er entschieden ab, musste jedoch beide Fächer als Ordinarius an den Universitäten Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (1886–1893) und Graz (1893–1908) vertreten. 1908 erhielt er den Ruf zum ordentlichen Professor der Pharmakognosie an der Universität Wien und erster Vorstand des 1904 selbständig gewordenen Pharmakognostischen Instituts der Universität Wien.
Moeller gelang es zusammen mit dem Apotheker Ewald Albert Geissler (1848–1898) mehrere Professorenkollegen aus der Medizinischen Fakultät als Mitarbeiter für das zehnbändige Werk Real-Encyclopädie der gesammten Pharmacie zu gewinnen, unter ihnen Julius Kratter (1848–1926) für den Themenbereich Hygiene, Wilhelm Franz Loebisch (1839–1912) für das Fach Angewandte Medizinische Chemie oder auch Moritz Loewit (1851–1918) für Beiträge zur Pathologie. Mit der Zeit wuchs das Werk auf einen fast hundertköpfigen Autorenstab an, der Maßstäbe setzte. Dazu gehörten auch Heinrich Beckurts (1855–1929), Albert Hilger (1839–1905) oder Alexander Tschirch (1856–1939). Erstmals präsentierte ein pharmazeutisches Fachlexikon die Pharmazie als emanzipierte, fachlich vielseitig vernetzte, transdisziplinär arbeitende Wissenschaft.
1916 ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.
Mitgliedschaften
Bearbeiten- korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien
Publikationen (Auswahl)
Bearbeiten- Vergleichende Anatomie des Holzes, 1874
- Vergleichende Anatomie der Baumrinden, 1882
- Mikroskopie der Nahrungs- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich. 1885; 3. Auflage, bearbeitet von C. Griebel, 1928.
- als Hrsg. mit Ewald Geissler: Real-Encyclopädie der gesammten Pharmacie. Handwörterbuch für Apotheker, Ärzte und Medicinalbeamte. 10 Bände. Urban & Schwarzenberg, Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Wien/Leipzig 1886–1891; 2. Auflage, mit H. Thoms, 1904–1912
- Lehrbuch der Pharmakognosie, 1889
- Pharmakognost. Atlas, 1892
- Lehrbuch der Arzneimittellehre, 1893
- Leitfaden zu mikroskopisch-pharmakognostischen Übungen, 1901
- Materia medica in Österreich. In: Festschrift für A. E. Vogl. 1904.
- als Hrsg.: J. Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, gemeinsam mit N. Bamberger. 3. Auflage 1914–1918.
Literatur
Bearbeiten- Mikroskopie der Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche, Berlin : Julius Springer, 1928, 3., neubearb. Aufl. / von C. Griebel
Quellen
Bearbeiten- Karl Conrath, Christoph Friedrich, „Ich glaube, im Vertrauen gesagt, nicht an buchhändlerischen Erfolg der Sache“, 100 Jahre ,Real-encyclopädie der gesammten Pharmacie‘, Geschichte der Pharmazie, 64. Jahrgang, Nr. 3, Juli 2012, S. 46–47
- Zum Rücktritte des Herrn Hofrates Prof. Dr. Josef Moeller vom Lehramte, Pharmazeutische Zeitung, Nr. 57, 15. Juli 1916, S. 755–763.
- K. Ganzinger: 338.pdf Moeller, Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 338 f. (Direktlinks auf 338.pdf S. 338, S. 339).}
- R. Wasickiy Josef Moeller
- Heinz Huber: Geschichte der Medizinischen Fakultät Innsbruck und der medizinisch-chirurgischen Studienanstalt (1673-1938). Böhlau Verlag Wien, 2010, ISBN 978-3-205-78417-3, S. 246 (google.com).
Ehrungen
Bearbeiten- 1981, Josef-Moeller-Haus, Gebäude der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
- Ehrenmitglied des Allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines
- Hofrat
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Das Professorenkollegium der medizinischen Fakultät der Universität Wien, Wien 1908-1910. Bildnachweis: Sammlungen der Medizinischen Universität Wien – Josephinum, Bildarchiv; Zugehörige Personenidentifikation.
Personendaten | |
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NAME | Moeller, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Mediziner, Pharmakognost und Ordinarius |
GEBURTSDATUM | 21. März 1848 |
GEBURTSORT | Pápa |
STERBEDATUM | 4. Oktober 1924 |
STERBEORT | Graz |