Josef Werner Leben

deutscher Künstler (1931 – 2010)

Josef Werner Leben (* 7. August 1931 in Dortmund; † 24. März 2010 in München) war ein deutscher Grafiker, Maler und Bildhauer.

Kindheit

Bearbeiten

Josef Werner Leben wuchs in Dortmund, in einem bescheidenen, vom Bergbau geprägten Umfeld auf. Sein Vater, an dem er sehr hing, war Bergwerks-Ingenieur, fiel in Italien als Soldat,[1] kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945. In den letzten Jahren des Krieges war Josef Werner Leben in Bayern mit anderen Schulkameraden an verschiedenen Orten untergebracht,[2] auf einem Bauernhof in Niederbayern, in einem Schulheim in Bad Wiessee und am Ende des Krieges, beim Zusammenbruch, in Bad Reichenhall, da die Kinder aus bombenumkämpften Städten, wie Dortmund, in Sicherheit gebracht wurden. Das Ende, als die Alliierten in dieses Gebiet kamen, war ein Chaos und für alle Kinder, eine, für das spätere Leben, prägende Erfahrung.[3] Josef Werner Leben hat diese Erlebnisse nie vergessen.

Ausbildung

Bearbeiten

Wieder in Dortmund nach 1945, er war jetzt 14 Jahre, erhielt er neben seiner Schulausbildung Privatunterricht bei dem Maler Segall.[4] Das Bedürfnis von Josef Werner Leben, zu malen, war schon früh erkennbar, als er mit 10 Jahren ein Leintuch im Keller aufspannte und versuchte, ein Bild von Jakob van Ruisdael in der Größe des Leintuches zu kopieren. Mit 17 Jahren, 1948, gewann er einen Wettbewerb, der von den Regierungen Deutschlands und Englands gefördert wurde.[5] Das Plakat über die „Freundschaft der beiden Völker“ ermöglichte ihm die Zulassung zur Akademie der bildenden Künste in Düsseldorf, wo er Max Ernst und Oskar Kokoschka kennenlernte. Nach seinem Abschluss im Jahre 1953 begann er an der Werkkunstschule Wuppertal,[6] Vorläufer der heutigen Folkwang Universität, sein Werbestudium.

Neben seinem Studium volontierte Leben in einem Zeichenbüro einer Kranbaufirma als technischer Zeichner, gelegentlich arbeitete er unter Tage in einer Kohlemine oder half 1956 beim Messeaufbau in Leipzig. Durch seine grafische Tätigkeit und sein Interesse an neuen Kontakten, die für seine berufliche Karriere förderlich waren, ergab sich, dass 1956 auf der Leipziger Messe, ein Messebesucher ihn einlud, nach Brasilien zu kommen.[7]

Übersiedlung nach Südamerika

Bearbeiten

1956 reiste er nach Brasilien, begann seine Arbeit als Grafiker und war entschlossen, in Brasilien zu bleiben. Er bereiste die meisten Länder Südamerikas, wie Peru, Chile, Bolivien, Uruguay, Paraguay und Mexiko.[8] Bis 1961 arbeitete er als Grafiker in São Paulo für internationale Firmen. Am 11. September 1961 wurde er in seiner Wohnung in der Avenida Paulista in São Paulo in den frühen Morgenstunden wegen Spionage festgenommen.[9] Man fand in seiner Wohnung Material, das grafischen Arbeiten diente.

 
„Familie brasilianischer Landarbeiter“

Nach einjähriger Untersuchungshaft, ohne Anklage, begann ein neun Jahre dauernder Prozess. Diese Zeit nutzte Josef Werner Leben, um zu malen.[10] Es entstanden viele Bleistiftskizzen, die oft Vorlage für seine Gemälde waren. Schon in den ersten Jahren der Haft[11] gab es Ausstellungen seiner Werke in namhaften Galerien, wie der Galeria de Arte Uirapuru in São Paulo[12], jedoch ohne seine persönliche Anwesenheit, die man ihm verwehrte. Künstler, wie Candido Portinari stellten mit ihm aus.[13]

Bis 1971 konnte Josef Werner Leben auf beachtliche Ausstellungen seiner Werke, die unter extremen seelischen Auseinandersetzungen entstanden sind, zurückblicken.[14]

 
„Die Marionette Jo und Christus“

Die Christusfigur, in 15 Stationen von 1966/67 in Spachtel-Technik mit dickem Farbauftrag gemalt, war für Josef Werner Leben in ihrer historischen Bedeutung, Symbol des Leidens, der Auferstehung und der Hoffnung auf eine bessere Welt.

„„Ja, ich bin ein Christ, weil Christus mir oft begegnet in der ganzen Menschheit, die von ihren Ideen verfolgt, von ihrem Streben nach Würde, nach Brot, nach Freiheit“ Ich zeige nur, was ich über diese wehrlose, teilweise zerstörte Menschheit weiss. Wir leben in einer Zeit extremer Kontraste, ideologischer und kultureller Zusammenstösse. In meiner frühesten Jugend von 1939 bis 1945 litt ich unter den Schrecken des Krieges. Mein Geist war besessen von der Idee der Freiheit. In jeder Hinsicht, versuche ich seitdem - mit Öl und Tinte - die Niederlagen und Hoffnungen zu zeigen. Expressionismus ist eine Schule, die mit der Bitterkeit des Lebens verbunden ist.“

Josef Werner Leben, 1972

Zurück in Deutschland

Bearbeiten

Nach seiner Rückkehr aus Brasilien 1971 über Paris nach München[15] arbeitete Josef Werner Leben in seinem Beruf als freischaffender Grafiker und Maler, mit kurzzeitigen Unterbrechungen, die ihn mit Auftragsarbeiten, etwa Wandmalereien, nach Spanien führten. Neben seiner Arbeit als Grafiker war die Malerei für Josef Werner Leben ein Privileg,[16] sich in geistiger Freiheit, frei von Zwängen und Normen, mitzuteilen. Im Jahr 1972 wurden beachtliche Ausstellungen mit seinen Werken in Argentinien,[17] Brasilien und Mexiko gezeigt. Der mexikanische Maler David Alfaro Siqueiros lud ihn zu sich nach Mexiko-Stadt ein, machte das Angebot, mit ihm zu arbeiten, auf dem Gebiet der[18] Wandmalerei. Da David Alfaro Siqueiros ein Jahr später verstarb, kam es nicht zu dem gewünschten Ortswechsel von Josef Werner Leben von Deutschland nach Mexiko.

 
„Eis-Blau“, Josef Werner Leben, 1985

Die Malweise in den Jahren von 1961 bis 1970 war expressiv. Häufig benutzte er Spachtel und dicke Farbe. Religiöse und profane Themen wechselten sich ab.[19] Der Übergang vom Expressionismus zum Surrealismus war fließend.[20]

Das Leiden transformierte Josef Werner Leben in eine Ebene, die seelische Zustände sichtbar macht. Mit seinen, in Ausstellungen viel Aufsehen erregenden Werken, gewann Josef Werner Leben einen hohen Bekanntheitsgrad in den südamerikanischen Ländern und darüber hinaus.[21] Die Malerei ist von unterschiedlichen Stilrichtungen beeinflusst. Motive seiner Ölbilder gleichen ab 1980 traumhaften Gebilden mit pflanzlichen und figürlichen Formen. Feine Pinselführung, mit Fokus auf Details, durch Schicht für Schicht aufgetragene lasierende Farben, lassen Bildtiefen entstehen, die sich kulissenartig aneinander reihen. Vom humanistischen Expressionismus, von Vorbildern, wie Francisco de Goya, Diego Velázquez, El Greco beeinflusst, fand Josef Werner Leben, zu eigener Handschrift.

Josef Werner Lebens Werke befinden sich in zahlreichen privaten und staatlichen Sammlungen Südamerikas und Europas.

Ausstellungen

Bearbeiten
  • JOSE GERALDO VIEIRA, Galeria de Arte CONCRETA, São Paulo, 5. Mai 1970
  • Galeria de Artes UIRAPURU, São Paulo, 17. Dezember 1970
  • Galeria CONTRASTE, São Paulo, 7. August 1971
  • Galerie 2000, München, 6. Juli 1972

Literatur

Bearbeiten
  • Ultima Hora, Terca-feira, São Paulo, 18. September 1962
  • DIARIO DA NOITE, São Paulo, 27. Juli 1964
  • ROMAO GOMES PORTAO, Noticias populares, São Paulo, 9. Juni 1968
  • DIARIO DE S. PAULO, São Paulo, 3. Mai 1970
  • FERNANDO DEL CORSO, Revista - Manchete, Nr.: 947, 1970
  • Folha de S. Paulo, São Paulo, 6. Mai 1970
  • O Estado de S. Paulo, 7. August 1971
  • JORGE SILVA IZAZAGA, Kunstmagazin Norte, Mexiko-Stadt, Nr.: 254, September 1972
  • Ma. Teresa HURTADO, El Sol de Mexico D. F., Mexiko-Stadt, 3. September 1972
  • Playboy, München, Heft 1/1974
  • Manchester´s Diary, Evening News, Manchester, 20. Januar 1978
  • Beteiligungsjournal, München, Nr.: 6. Dezember 1979
Bearbeiten
Commons: Josef Werner Leben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Mexikanisches Kunstmagazin Norte, September 1972, Nr.: 254 Vita Interview: Josef Werner Leben mit Jorge Silva Izazaga. Werner Leben über Leben: „Ich wurde am 7. August 1931 in Dortmund geboren. Meine Familie war nicht reich, aber ich hatte genug. Mein Vater, ein Bergbauingenieur, starb im letzten Weltkrieg in Italien.“
  2. Mexikanisches Kunstmagazin Norte, Sept. 1972, Nr.: 254, Reportage, Werner Leben erzählt: „Während des Zweiten Weltkrieges, mit 14 Jahren, wurde ich mit meinen Schulkameraden nach Bayern gebracht. Ich nahm an keinen Kriegshandlungen teil.“
  3. Auszug aus dem Artikel Kinderlandverschickung: Manchmal war eine geordnete Rückführung nicht mehr möglich, weil Transportmittel fehlten, manchmal verhinderten Kampfhandlungen die Heimfahrt. In mehreren Fällen mussten sich Schüler alleine oder in kleinen Gruppen selbst zu ihren Eltern durchschlagen.
  4. Mexikanische Kunstzeitschrift "Norte", Sept. 1972, N.: 254 Josef Werner Leben im Gespräch mit Jorge Silva Izazaga in Mexiko-Stadt 1972: "Mit 13 Jahren begann ich meine private Ausbildung bei Segall".
  5. Mexikanisches Kunstmagazin "Norte", Sept. 1972, Nr.: 254, Reportage, Werner Leben erzählt: "Als ich 17 war, gewann ich den ersten und dritten Preis in einem Wettbewerb, der von den Regierungen Deutschlands und Englands gefördert wurde. Mein Plakat über die Freundschaft der beiden Völker ermöglichte mir die Zulassung zur Akademie der bildenden Künste in Düsseldorf. Ich war ein Freund von Kokoschka, Max Ernst und anderen bekannten Expressionisten"
  6. Mexikanische Kunstzeitschrift "Norte", Sept. 1972, N.: 254 Josef Werner Leben im Gespräch mit Jorge Silva Izazaga in Mexiko-Stadt 1972: "1953 begann ich mein Werbestudium an der Werkkunstschule Wuppertal".
  7. Porthole to the West ---Central Intelligence Agency, APPROVED FOR RELEASE 1994, CIA HISTORICAL REVIEW PROGRAM, 18 SEPT 95, Art Director: "He first fell in with officers of the East German service at the 1956 Leipzig fair, but he left for Brazil on his own shortly thereafter without having been approaches for recruitment..."
  8. El Sol de Mexico, Mexico. D. F., Sonntag, 3. September 1972 Reportage von Ma. Teresa HURTADO: Der deutsche Maler und Bildhauer Josef Werner Leben in Mexico, lebt derzeit in München. Dieser Künstler kennt Südamerika, er reiste durch Peru, Chile, Bolivien, Uruguay, Paraguay und verbrachte 17 Jahre in Brasilien.
  9. Porthole to the West ---Central Intelligence Agency APPROVED FOR RELEASE 1994 CIA HISTORICAL REVIEW PROGRAM, 18 SEPT 95 Art Director On 11 July 1961 the Brazilian police arrested a talented young German immigrant named Josef Werner Leben who held a well-paid job in Sao Paulo firm dominated by anti-Communists and North Americans.
  10. O ESTADO DE S. PAULO, Samstag, 7. August 1971, Auszug aus der Reportage: Bis zu seiner Verhaftung war Leben nur ein Mann, der Kunst mochte. Als Freund von Kokoschka, Max Ernst und anderen deutschen Expressionisten war seine einzige Verbindung zur Malerei eine Sensibilität, die ihn mit Bettlern und Bauern aus dem Nordosten mitfühlen ließ. Er beschränkte sich darauf, von berühmten, auch unbekannten Künstlern Gemälde zu kaufen, die er mit, in seine Wohnung in der Avenida Paulista in Sao Paulo, nahm. Jetzt entdeckte er seine Berufung zum Maler und Bildhauer, alles, was seine Sensibilität in den Jahren der Freiheit erlebt hatte.
  11. DIARIO DA NOITE, Sao Paulo, Montag, 27. Juli 1964, Auszug aus der Reportage: MEISTERMALEREI: Die bekannte Malerin Marisa Portinari aus Sao Paulo, die Gemälde von Leben sah, war beeindruckt. Gleiches geschah mit dem Kunstkritiker Paulo Maranca, der die Reihe der Skulpturen bewunderte. In allen Gemälden von Josef Werner Leben herrscht in den Personen ein Hauch von Traurigkeit, der auf seinen gegenwärtigen seelischen Zustand zurückgeführt wird. Der Künstler malte ein kolossales Abendmahl für das Refektorium des Centro Academico Onze de Agosto. Es ist ein Meisterwerk.
  12. Galeria de Artes UIRAPURU, 17. Dezember 1970: Mit einer gemeinsamen Ausstellung, an der bekannte Künstler teilnehmen, wird heute eine weitere Galerie in Sao Paulo, UIRAPURU in der Alfonso Brav Straße 673 eröffnet. Sein Besitzer, José Roberto, widmete sich ausschließlich dem Formen. Parallel zu dieser Beschäftigung widmete er sich nun auch der neuen Galerie. Die Eröffnungsausstellung vereint Werke von Candido Portinari, Volpi, Di Cavalcanti, Pancetti, Rebolo, Bonadel, Tarsila, Aldemir Martins, Inos, Gomide, Tamaki, José Paulo, Odriozola, Milton da Costa, Marcelo Grassaman, Josef Werner Leben, Maria Leontina, Fukushima, Di Fiori, Eurico Luis und Bernarde Cid.
  13. Folha de Tarde. F.D..T., 6. Mai 1970, Reportage: Die Concrete Art Gallery, seit 13. Mai 1848, eröffnete gestern die Ausstellung mit Gemälden von Josef Werner Leben. Es gibt mehrere Werke mit gewaltigem expressionistischem Inhalt zwischen mystischem Thema und erotischem Surrealismus. Er verwendet, inspiriert von der alten Sakralkunst, Farbe und Form auf intensive Weise in Werken, "Trauernde Maria" und in "Tränen des Erlösers", oder macht ein Traumbild, das mit leidenschaftlicher Lyrik beladen ist. In dieser Ausstellung gibt es eine Reihe von konfessionellen Resolutionen, sagt der Kritiker Jose Geraldo Vieira, die die Seele und nicht wenige Abweichungen von den Sinnen präsentiert. Die Art und Weise, die Werke zu erschließen, ist bei Werner Leben sehr deutsch, erinnert an Ernst Barlach und Max Ernst. "Ich habe nicht die Absicht, in meinen Gemälden Sinnlosigkeit oder utopische Schönheit zu zeigen", sagt der Maler bei der Präsentation seiner Werke, "sondern die wirklichen Wechselfälle, die das menschliche Genre durchläuft. Versuchen Sie mit dem humanitären Gefühl zu sehen, dass Sie Träger sind".
  14. O DIA, Sao Paulo, 7. Mai 1970, Reportage über die Ausstellung von Josef Werner Leben: Die künstlerische Darstellung von Josef Werner Leben übertraf alle Erwartungen der Anwesenden. Studenten, Akademiker und Kunstkritiker besuchten die Ausstellung der Galeria Concreta in der Straße 13 de Maio. Mehr als 150 Werke sind ausgestellt und stehen Liebhabern guter Malerei zur Verfügung.
  15. Norte, September 1972, Nr.: 254, Reportage von Jorge Silva Izazaga Josef Werner Leben im Gespräch: „Ich habe umfangreiche Einzelausstellungen in Buenos Aires gezeigt und einige meiner Gemälde wurden vom Berliner Museum, dem Bochumer Minenmuseum und auch von mexikanischen Sammlern, einschliesslich Siqueiros, erworben. 1970 stellte ich in der Galeria de Arte Concreta, Sao Paulo, aus. Im selben Jahr nahm ich an einer Gemeinschaftsausstellung, zusammen mit Candido Portinari, Pancetti und anderen Künstlern in der Uirapuru Arts Gallery, teil. 1972 wurden meine Werke in München in einer Einzelausstellung in der Galerie 2000 gezeigt.“
  16. Galerie 2000, 6. Juli 1972, München, Josef Werner Leben: Diese Bilder entstanden unter dem Eindruck eines schicksalhaften Lebens, durch welches der Maler sich zu einer künstlerischen Aussage veranlasst fühlte, einem inneren Zwang folgend, deren Niederschlag Sie in den Bildern dieser Ausstellung manifestiert sehen. Interessant ist die Wandlung des Ausdrucks der späteren Bilder, beim Versuch des Künstlers, seine dramatische Vergangenheit zu bewältigen.
  17. Beteiligungsjournal, Dezember 1979, Nr.: 6: Werner Leben, in Dortmund geboren, absolvierte die dortige Werkakademie und lebte von 1959 bis 1972 in Südamerika. Neben seiner Tätigkeit als Art-Direktor in großen internationalen Werbegesellschaften, schuf er sich einen Namen als einer der besten Surrealisten Südamerikas. Seine Werke werden heute in den USA, Kanada und Lateinamerika zu Preisen bis zu 14.000 Dollar gehandelt. Viele befinden sich in privaten und staatlichen Sammlungen Südamerikas und Europas.
  18. El Sol de Mexico, MEXICO, D. F., Sonntag, 3. September 1972, Reportage von Ma. Teresa HURTADO: Der deutsche Maler und Bildhauer Josef Werner Leben in Mexico, lebt derzeit in München und ist nach eigenen Angaben vor dem Tumult und Lärm der aktuellen Olympischen Spiele geflohen. Dieser Künstler kennt Südamerika wie seine Westentasche, denn er reiste nicht nur durch Peru, Chile, Bolivien, Uruguay und Paraguay, sondern lebte 17 Jahre in Brasilien. Mit einem fröhlichen Charakter erzählt er uns. Er interessiert sich für mexikanische Wandbilder, insbesondere für die Werke von Orozco und Siqueiros. Wir haben ihn im Haus seines Freundes Claudio Colombani im Stadtteil Narvarte interviewt. Bei ihm ist ein weiterer Maler, Antonio Hsieh Montenegro und der liebenswürdige Senor ta Iona Scoto.
  19. REVISTA MANCHETE, 1970, Nr.: 947, Reportage von FERNANDO DEL CORSO, Auszug / Unter einem gequälten Antlitz Christi, ein Stein mit dem Zeichen der Todesschwadrone - es ist nicht das weichste oder brutalste Gemälde von Joseph Werner Leben. Daneben sind weitere in der Galeria Concreta in Sao Paulo ausgestellt. Nur eines von ihnen hat subtile, blasse Farben mit einem einfachen Thema, die Art von Gemälden, die normale Bürger für ihr Wohnzimmer kaufen würden. Der Rest ? Kräftige Farben, die einen extrem gewaltigen Expressionismus - Surrealismus bilden, unangenehme, verstörende Malerei. Ein Datum, der 19. August 1962, trennt den ruhigen Stil eines Werkes von der Gewalt der anderen. An diesem Tag wurde Joseph Werner Leben verurteilt. Sehr kultiviert, intelligent und einfühlsam, litt seine Persönlichkeit unter einem Prozess tiefgreifender psychischer Traumata, der auf die Kunst übertragen wurde, das einzige Fluchtventil. Wie in einem Warnschrei begann er seine Gedanken zu malen. Es gibt Leute, die sagen, dass Leben`s Gemälde wie eine psychoanalytische Diva sind. Dort ist er völlig unbekannt, ohne Ängste oder Geheimnisse. Grundsätzlich kann Leben´s Arbeit in drei Themen unterteilt werden: Expressionismus wird im ersten verwendet, Übergang zum Surrealismus im zweiten und Verschmelzung der beiden im dritten. Die Christen sind Teil einer Serie von 25 Gemälden, in denen Leben alle seine religiösen Fragen entwickelte.
  20. F.D.T., Folha de tarde, 6. Mai 1970, Reportage, Ausstellung in der Concrete Art Gallery in Sao Paulo mit Werken von Josef Werner Leben. Es gibt mehrere Werke gewaltigen expressionistischen Inhalts zwischen mystischem Thema und erotischem Surrealismus Inspiriert von der alten Sakralkunst, verwendet er Farbe und Formen auf intensive Weise. Die Werke, die Kreuzabnahme mit den "Weinenden Frauen" oder das Bild "Die Tränen des Erlösers", sind mit leidenschaftlicher Lyrik beladen.
  21. Journal de terca, DIARIO DE S. Paulo, Sonntag, 3. Mai 1970, Reportage, Auszug: Josef Werner Lebens Werke, die heute von Mal- und Skulpturen Liebhabern geschätzt werden, durchlaufen laut Kritikern, wie Guilherme de Almeida, Menotti Del Picchia, Jansen Filho und Jose Geraldo Vieira, vom Impressionismus zur Abstraktion eine Phase starken Surrealismus. Seine Technik im Umgang mit Farben ist fast persönlich und manchmal sogar eine Botschaft des Ausdrucks und Sinn des Lebens".