Joseph Katz (Agent)

Spion für sowjetische Geheimdienste

Joseph Katz (* 1912 oder 1913 in Litauen; † 2004 in Israel[1]) war ein jüdischer US-Amerikaner[2], der von den 1930er bis in die späten 1940er Jahre als Agent[3] für das Innenministerium der UdSSR arbeitete und einer seiner aktivsten Verbindungsagenten war.

Tätigkeit

Bearbeiten

Zeitweise war er für den NKWD als Führungsoffizier und Gruppenleiter tätig, zur Tarnung war er Mitinhaber eines sowjetischen Auslandsunternehmens zur Produktion von Handschuhen.

Katz’ Hauptaufgabe war es zunächst, aus den Reihen der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA) geeignete Kandidaten für eine Spionagetätigkeit auszuwählen und anzuwerben.

1941 war er nach Angaben aus den Venona-Papieren gemeinsam mit Amadeo Sabatini in die vermeintliche Ermordung des sowjetischen GRU-Überläufers Walter Kriwitzki verwickelt. Nach anderen Quellen soll Kriwitzki Selbstmord begangen haben.[4] Joseph Katz’ Decknamen im VENONA-Projekt waren X,[5] Douglas[6] und Informer.[7]

Im November 1943 starb der Agentenführer Jacob Golos, worauf seine Geliebte Elizabeth Bentley die Aufgaben als Geschäftsführer und Kurier übernahm. Katz, den Bentley als Jack kannte, wurde ab 1944 für das New Yorker TASS-Büro für die Rekrutierung neuer Agenten verantwortlich und war damit dem Leiter des Büros Vladimir Pravdin unterstellt. Dies war die aktivste Zeit in Joseph Katz’ Laufbahn.

Im September 1944 wurde Katz von seinen Aufgaben für das TASS-Büro entbunden und direkt dem sowjetischen Spionagechef in Washington Anatoli Gromov unterstellt. Ziel der Aktionen Gromovs war es, im Rahmen eines neuen Sicherheitsprogrammes die einzelnen Agenten besser voneinander zu trennen.

Mitte Oktober 1944 sollte Katz den Kontakt zu einer Person namens Margarita herstellen. Katz traf sich mehrmals mit Margarita, machte aber keine Versuche, sie anzuwerben, weil sie ihn mit Vergleichen zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus argwöhnisch machte und ihm nicht als möglicher kooperativer Mitarbeiter erschien. Er beschloss, sie lediglich weiter im Auge zu behalten.[8] Margarita bereitete dem Moskauer Geheimdienst auch künftig Sorgen. Am 6. Oktober 1944 übermittelte das New Yorker Büro eine Nachricht nach Moskau, nach welcher, beruhend auf Aussagen von Katz, Margarita zwar dem Dienst, aber nicht dem Land (der Sowjetunion) zugetan wäre. Der New Yorker Resident teilte sein Vertrauen in das Urteil Katz’ mit und empfahl, sich danach zu richten.[9]

Katz und Bentley leisteten in New York und Washington umfangreiche Arbeit. Bentley benannte schließlich mehr als 80 Personen aus einem Dutzend Regierungsinstitutionen, die Informationen an den sowjetischen Geheimdienst lieferten. Katz informierte Bentley bei ihrem ersten Treffen im Oktober 1944, dass Gromov in die USA geschickt worden war, um die Sicherheit der NKGB-Operationen zu verbessern. Ein Aspekt der Modernisierung war, dass Bentley die Kontrolle über all diejenigen Agenten an den NKGB abgeben sollte, die bis dahin noch nicht an NKGB-Offiziere ausgeliefert worden waren.

Nachdem Bentley 1945 zum FBI übergelaufen war, hatte Gromov einen ausführlichen Bericht mit verschiedenen Vorschlägen zu ihrer Ermordung nach Moskau geschickt. Ausführen sollte diesen Mord, für den sowohl Erschießung, Vergiftung als auch die Vortäuschung eines Unfalles oder Selbstmordes in Erwägung gezogen worden waren, Joseph Katz; allerdings wurde der Mord nie ausgeführt.[10]

Verfolgung

Bearbeiten

Erst 1950 wurde Katz durch die ehemaligen Agenten Harry Gold und Tom Black[11] identifiziert und 1953 wurde daraufhin von amerikanischer Seite versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Joseph Katz allerdings bereits längst nach Frankreich abgesetzt. Versuche, seiner über Kontakte der USA zu Frankreich habhaft zu werden oder ihn auf amerikanischen Boden, ein amerikanisches Boot oder Flugzeug zu locken, erwiesen sich als aussichtslos. Als schließlich dem FBI-Agenten Lamphere ein Interview mit ihm in Israel gelang, leugnete er, jemals Sowjet-Agent gewesen zu sein.[12]

Leben in Frankreich und Israel

Bearbeiten

In Westeuropa hatte Katz eine Firma gegründet, um damit Kurierdienste zwischen Europa und den USA zu tarnen. Katz lebte von 1948 bis 1951 in Frankreich und zog darauf nach Israel. In den 1970er Jahren gelang es Lamphere, der keine Verbindung zum FBI mehr hatte, dann inoffiziell, Kontakt zu Katz aufzunehmen, während er zu Besuch bei seinem Bruder Morris Katz auf Long Island weilte, und ihn für sein Buchprojekt zu befragen.[13]

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Harvey Klehr, John Earl Haynes, & David Gurvitz: The Two Worlds of a Soviet Spy. In: commentarymagazine.com. März 2017, abgerufen am 13. Juli 2020.
  2. Allen Weinstein, Alexander Vassiliev: The Haunted Wood: Soviet Espionage in America -- The Stalin Era, Random House, New York 1999, S. 108
  3. Earl M. Hyde, Bernard Schuster and Joseph Katz: KGB Master Spies in the United States, International Journal of Intelligence and Counterintelligence 12:1 (1999): 35-57
  4. Walter G. Kriwitzki: Ich war Stalins Agent; Trotzdem-Verlag Grafenau-Döffingen 1990; ISBN 3-922209-33-5; hier: Nachwort von Helmut G. Haasis
  5. Allen Weinstein, Alexander Vassiliev: The Haunted Wood: Soviet Espionage in America -- The Stalin Era, Random House, New York 1999
  6. Venona 21. August 1944
  7. Venona 11. April 1944
  8. Venona 1337, New York to Moscow, 19. September 1944
  9. Venona 1411, New York to Moscow, 6. Oktober 1944
  10. Kathryn S. Olmsted: Red Spy Queen - A Biography of Elizabeth Bentley, UNC Press 2002, ISBN 0-8078-2739-8, S. 106 f.
  11. Bericht des Senate Internal Affairs Subcommittee 1956, in: Ex-Spy Tells of Work for Soviet, New York Times vom 18. Mai 1956
  12. Robert J. Lamphere, Tom Shachtman: The KGB-FBI-War: A Special Agent's Story, Mercer University Press, 1995, ISBN 0-86554-477-8, S. 280 f.
  13. Robert J. Lamphere, Tom Shachtman: The KGB-FBI-War: A Special Agent's Story, Mercer University Press, 1995, ISBN 0-86554-477-8, S. 295 ff.