Julienne Bloch

französische Pädagogin, Autorin

Julienne Bloch (geboren am 11. August 1833 in Mutzig im Elsass; gestorben am 11. November 1868) war eine französische Pädagogin und Journalistin. Sie gehörte zu den frühen jüdischen Autorinnen, die in Frankreich veröffentlichten.

Julienne Bloch war die älteste Tochter von Simon Bloch,[1] dem Gründer und Herausgeber der Monatszeitschrift L’univers israélite in Paris. Der Name der Mutter ist unbekannt. Mit 16 Jahren erhielt sie eine Lehrbefugnis für säkulare sowie für religiöse jüdische Erziehung. Drei Jahre später erlangte sie einen höheren Bildungsabschluss und eröffnete Privatschulen für jüdische Mädchen, zuerst in Lyon und später in Paris.[2]

Von Juni 1854 bis August 1862 veröffentlichte Bloch eine Reihe von Artikeln in der Zeitschrift ihres Vaters in der Rubrik „Lettres d’une Parisienne“ (Briefe einer Pariserin), für die auch ihre Schwester Pauline Bloch schrieb.[3] Ihre Artikel lieferten komplexe Analysen der französischen Gesellschaft, der Rolle der Frau im Judentum, der Gefahren der jüdischen Assimilation und zeichneten ein lebendiges Bild der Spannungen innerhalb der französisch-jüdischen Gemeinden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie war Frankreich dankbar für die frühe Emanzipation der Juden während der Französischen Revolution, blieb jedoch wachsam gegenüber Anzeichen antijüdischer Vorurteile, die nicht vollständig verschwunden waren.[2] Sie kritisierte den französischen Autor und Journalisten Eugène de Mirecourt für dessen negative Beschreibungen bekannter Juden.[4] Ihr Artikel in der Tageszeitung Le Figaro, an Mirecourt gerichtet, habe „seinerzeit Aufsehen“ erregt, berichtete der jüdische Gelehrte Meyer Kayserling 1879.[3]

Bloch hielt die Behandlung von Frauen durch das Judentum für bewundernswert. Sie bezog sich in ihren Texten oft auf die emanzipatorische Wirkung des Judentums auf Frauen. Gleichzeitig kritisierte sie Aspekte der jüdischen Tradition, die sie für ungerecht gegenüber Frauen hielt, wie das regelmäßig von Männern vorgetragene Morgengebet, in dem diese Gott dafür danken, dass er sie nicht als Frau erschaffen hatte, oder das Verbot in der Synagoge Männer- mit Frauenstimmen zu vermischen.[2]

Julienne Bloch starb im Alter von 35 Jahren an den Folgen einer Tuberkulose.

Literatur

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  • Eva Martin Sartori, Madeleine Cottenet-Hage (Hrsg.): Daughters of Sarah. Anthology of Jewish Women Writing in French, Holmes & Meier, London 2006, ISBN 978-0-8419-1436-0, S. 14f
  • Michèle Bitton: 110 femmes juives qui ont marqué la France: XIXe et XXe siècles, Éditions Normant, Nantes 2014, ISBN 978-2-915685-61-9[5]

Einzelnachweise

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  1. Zum Tod des aus Reichshofen stammenden Kämpfers für die jüdische Orthodoxie Simon Bloch (geb. 1809 in Reichshofen, gest. 1879 in Paris) mit Nachruf auf seine Tochter Julienne Bloch. Mainz 4. April (1879). In: Alemannia Judaica.de (2011)
  2. a b c Eva Martin Sartori, Jennifer Sartori: Julienne Bloch. Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia. 27. Februar 2009. Jewish Women’s Archive
  3. a b Meyer Kayserling: Julienne und Pauline Bloch, in ders.: Die jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur und Kunst, Brockhaus, Leipzig 1879, Nachdruck: Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1991, ISBN 978-3-487-09425-0, S. 292
  4. Souvenir de Julienne Bloch, in: L’Univers israélite. Journal des principes conservateurs du Judaisme, Paris 1. September 1869 (mit einem Abdruck eines „Briefes“ an Eugène de Mirecourt) S. 173–176
  5. Catalog, Princeton University Library