Jung Typ HILAX

Dampflokomotive für Feldbahnen

Die Lokomotiven des Typs HILAX der Lokomotivfabrik Jung sind eine in den 1930er Jahren in großer Stückzahl erbaute Dampflokomotiv-Baureihe für Feldbahnen in der Spurweite von 600 mm. Die Serie umfasste etwa 180 Lokomotiven.

JUNG Typ HILAX
Jung 9295/41 im Frankfurter Feldbahnmuseum
Jung 9295/41 im Frankfurter Feldbahnmuseum
Jung 9295/41 im Frankfurter Feldbahnmuseum
Anzahl: etwa 180
Hersteller: Jung
Baujahr(e): 1938–
Ausmusterung: etwa 1976
Bauart: B n2t
Gattung: K 22.5
Spurweite: 600 mm
Länge über Puffer: 5.790 mm
Höhe: 2.900 mm
Breite: 1.830 mm
Gesamtradstand: 1.300 mm
Leermasse: 8,8 t
Dienstmasse: 11,2 t
Höchstgeschwindigkeit: 18 km/h
Indizierte Leistung: ca. 65 PS (48 kW)
Treibraddurchmesser: 630 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 240 mm
Kolbenhub: 300 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 0,47 m²
Verdampfungsheizfläche: 21,4 m²
Wasservorrat: 0,8 m³
Bremse: Handbremse
Lokbremse: Wurfhebelbremse
Besonderheiten: Flachschieber

Mit HILAX bezeichnete die Herstellerfirma Lokomotiven mit 65 PS und der Spurweite 600 mm.[1]

Geschichte und technische Merkmale

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Die Feldbahnlokomotive wurde in mehreren Serien ab 1938 geliefert. Die genaue Anzahl der gelieferten Maschinen ist nicht genau bekannt. Über die vorletzte Serie der Lokomotiven wird die Stückzahl mit 20 Lokomotiven angegeben.[2] Als technische Daten sind die der erhaltenen Lokomotive der Waldeisenbahn Muskau zu Grunde gelegt.

Bei der Waldeisenbahn Muskau (WEM) ist eine Lokomotive erhalten geblieben, sie wird betriebsfähig aufgearbeitet. Auch beim Feldbahnmuseum Oekoven und dem Frankfurter Feldbahnmuseum ist je eine Lokomotive in betriebsfähigem Zustand vorhanden. Weitere Lokomotiven sind in Ruse, in Schweden, England und Frankreich erhalten.[3]

Waldeisenbahn Muskau

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Jung 8293/38 bei der Waldeisenbahn Muskau

Die Muskauer Maschine wurde unter der Fabriknummer Jung 1938/8293 von der Carl Halbach AG gekauft und kam auf deren Steinbruch in Bernbruch zum Einsatz. Auffallend bei der Lokomotive ist die Ausstattung mit einem Kobelschornstein,[4] Dort war die Lokomotive 40 Jahre in Betrieb und beförderte schwere Abraumzüge.[5]

Zu den technischen Besonderheiten der Lokomotive, die für den Einmannbetrieb ausgelegt war, zählen die Heusingersteuerung und die Zylindersteuerung mit Flachschieber. Der Wasservorrat wurde innerhalb der Rahmenwangen des Innenrahmens, der Kohlevorrat in dem Behälter vor dem Führerhaus mitgeführt.[6]

1976 wurde der Steinbruch geschlossen, und die Lokomotive wurde mit anderen Fahrzeugen von Eisenbahnfreunden gerettet. Die Lokomotive kam 1976 zur Parkeisenbahn Gera, wo sie nicht wieder in Betrieb genommen wurde. 1998 wurde sie zur Waldeisenbahn Muskau überstellt und stand seither als rollfähiges Exponat im Lokschuppen von Weißwasser. 2016 wurde mit der betriebsfähigen Aufarbeitung der Lokomotive in Weißwasser begonnen, zur Finanzierung 2017 eine Spendenaktion gestartet. 2021 wurde sie zur Fertigstellung in die Werkstätte der 1. Kolínská Lokomotivní s.r.o. im tschechischen Žamberk gebracht.[7][8] Im Juni 2024 wurden in Žamberk Probefahrten der ausgearbeiteten Lokomotive dokumentiert.[9]

Feldbahnmuseum Oekoven

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Jung 9294/41 in Oekoven

1941 wurde eine Lokomotive mit der Fabriknummer 9294 an die Kölner Baufirma Bauwens geliefert, die sie bei verschiedenen Bauvorhaben im Raum Köln verwendete. Der Unterschied zur Muskauer Lokomotive ist der Verzicht auf den Kobelschornstein, auch hatte die Lokomotive bestimmte Merkmale der Kriegseinsparungen bei Dampflokomotiven; so wurden bei ihr teure Buntmetalle durch Stahl bzw. Bakelit ersetzt.[3]

Mitte der 1960er Jahre wurde die Lokomotive außer Betrieb genommen und auf einen Spielplatz in Köln aufgestellt. Durch die ungeschützte und unbeaufsichtigte Ausstellung im Freien gingen viele Teile der Lokomotive verloren bzw. wurden vom Rost zerstört. 1982 übernahm das Feldbahnmuseum Oekoven nur noch ein Wrack und arbeitete es wieder auf. Die Wiederaufarbeitung gelang, sodass seit 1995 (Stand 2019) wieder eine betriebsfähige Lokomotive vorhanden ist.[10]

Frankfurter Feldbahnmuseum

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Auch im Frankfurter Feldbahnmuseum ist eine Lokomotive der Bauart HILAX erhalten; sie stammt aus dem Jahr 1941 und trägt die Betriebsnummer 9295.[11] Die Lokomotive ist aufgearbeitet und betriebsfähig.

Literatur

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  • Werbeprospekt der Waldeisenbahn Muskau über den Wiederaufbau der Lokomotive

Internet

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Einzelnachweise

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  1. Marcus Mandelartz: Aufarbeitung der Dampflok Jung HILAX. (PDF) In: Deutsche Museumseisenbahn. April 1993, S. 13, abgerufen am 20. September 2019.
  2. Homepage des Feldbahnmuseums Oekoven
  3. a b Internetseite über das Projekt der HILAX in Oekoven
  4. Foto des Abraumbetriebes im Grauwackebruch bei Kamenz mit der Lokomotive HILAX
  5. Foto des Abraumbetriebes im Grauwackebruch bei Kamenz
  6. Foto von der Lokomotive HILAX bei der Waldeisenbahn Muskau
  7. Internetseite auf Facebook über das Projekt Hilax der WEM
  8. Felix Birkmann: Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten Waldeisenbahn Muskau e. V. In: Preß’kurier, Ausgabe 177. Preßnitztalbahn, 14. Dezember 2020, abgerufen am 21. März 2022.
  9. MASCHINIST: Jung 8293 Probefahrten Zamberk 15 06 2024. 27. August 2024, abgerufen am 28. August 2024.
  10. Foto der betriebsfähigen Hilax in Oekoven
  11. Foto der betriebsfähigen HILAX im FFM im Jahr 2010.