Justizvollzugsanstalt Heidenheim
Die Justizvollzugsanstalt Heidenheim war eine im Stadtzentrum von Heidenheim an der Brenz betriebene Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd. In der geschlossenen Haftanstalt wurden zwischen Februar 1967 und August 2012 mehr als 1000 männliche, erwachsene Straftäter in Untersuchungshaft genommen oder verbüßten dort eine Freiheitsstrafe. Der Gebäudekomplex wurde in der ersten Jahreshälfte 2014 abgerissen.[1]
Justizvollzugsanstalt Heidenheim | |
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Staatliche Ebene | Land |
Stellung | Justizvollzugsanstalt |
Aufsichtsbehörde | Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg |
Hauptsitz | Stuttgart |
Zellentrakt der JVA Heidenheim (2012) | |
Informationen zur Anstalt | |
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Name | Justizvollzugsanstalt Heidenheim |
Bezugsjahr | 1967 |
Haftplätze | 45 |
Mitarbeiter | 23 |
Geschichte
BearbeitenDie Justizvollzugsanstalt Heidenheim wurde von 1964 bis 1966 auf einem rund 4000 m² großen Grundstück in der Helmut-Bornefeld-Straße erbaut, die Inbetriebnahme erfolgte im Februar 1967.[1]
Der Baukörper bestand aus einem 3-geschossigen Zellentrakt mit Hafträumen für 45 Insassen und einem 2-geschossigen Verwaltungsgebäude, die durch einen ebenerdigen, bogenförmigen Gang verbunden waren. Östlich des Zellentrakts schloss sich ein Freistundenhof an. Er war von einer etwa 6 Meter hohen Betonmauer umgeben, die mit einem für den Durchlass von Schubbussen geeigneten Stahlschiebetor ohne vorgeschaltete Fahrzeugschleuse versehen war. An der westlichen Grundstücksgrenze befanden sich zwei zu einem unterirdischen Anlieferungsbereich führende Zufahrtsrampen. Die Gebäude waren teilweise großflächig mit Waschbetonplatten und Verblendern verkleidet. Alle Fenster des Zellentrakts erhielten eine aus je 8 waagerecht montierten Stahlstreben bestehende Vergitterung. An den Fenstern der Hafträume wurden später zusätzlich engmaschige Lochbleche angebracht, um die Weitergabe von Gegenständen (sogenanntes Pendeln) zu verhindern.
Obwohl nach 44 Jahren Nutzung die Schließung der JVA bereits beschlossen war und kurz bevorstand, flossen 2010 noch rund 50.000 Euro in die Verbesserung des Brandschutzes.[1] Bis Ende August 2012 wurden alle Insassen in Haftanstalten nach Ulm, Schwäbisch Hall und Ellwangen verlegt[2] und der Gefängnisbetrieb eingestellt.
Im Sommer 2013 erwarb die Stadt Heidenheim für 1,175 Millionen Euro das Grundstück aus dem Besitz des Landes Baden-Württemberg. Zwischen Januar und Mai 2014 erfolgte der Abriss der Haftanstalt, die Kosten beliefen sich auf 119.000 Euro.[3] Ab Juli 2015[4] entstand auf dem Gelände das neue Gebäude der Heidenheimer Stadtbibliothek, die im November 2017 eröffnet wurde.
Zuständigkeit
BearbeitenDie Zuständigkeiten der Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg sind im Vollstreckungsplan des Landes geregelt.[5]
Die Justizvollzugsanstalt Heidenheim war zuständig für die Vollstreckung von:
- Untersuchungshaft
- Freiheitsstrafe bis 1 Jahr 3 Monate[6]
- Sicherungsverwahrung (bis 1975)[1]
Bekannte Insassen
Bearbeiten- Armin Newerla (1946–2015), Strafverteidiger von Andreas Baader, Ingrid Schubert und Irmgard Möller, wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung[7]
- Klaus Croissant (1931–2002), Strafverteidiger von Andreas Baader, wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung[8][9]
- Helmut Palmer (1930–2004), Pomologe und Bürgerrechtler, bekannt als Remstal-Rebell, wegen Beleidigung[10][9]
- Xatar (* 1981), Rapper und Musikproduzent, wegen bewaffnetem Raubüberfall auf einen Goldtransport[11]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Heidenheimer Zeitung vom 21. Oktober 2014: Vom Knast zur Bibliothek ( vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive), abgerufen am 27. Oktober 2015
- ↑ Justizministerium Baden-Württemberg am 25. Juli 2012: Vollstreckungsplan für das Land Baden-Württemberg hier: Änderungen aufgrund der Schließung der Außenstelle Heidenheim der JVA Schwäbisch Gmünd. S. 3, Punkt 5 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 27. Oktober 2015
- ↑ Heidenheimer Zeitung vom 21. Oktober 2014: Ein letzter Blick ins Heidenheimer Gefängnis ( vom 17. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 27. Oktober 2015
- ↑ Spatenstich am 23.07.2015 ( vom 7. November 2017 im Internet Archive), Webseite der Stadtbibliothek Heidenheim. abgerufen am 10. November 2017.
- ↑ Online-Vollstreckungsplan für das Land Baden-Württemberg ( vom 2. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 29. Oktober 2015
- ↑ JVA Schwäbisch Gmünd Info ( vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 29. Oktober 2015
- ↑ Hamburger Abendblatt vom 28. Juli 1979: Für Haftentlassung, abgerufen am 1. November 2015
- ↑ Der Spiegel vom 10. Oktober 1977: Mord beginnt beim bösen Wort, abgerufen am 1. November 2015
- ↑ a b Heidenheimer Zeitung vom 21. Oktober 2014: Hier sind nur noch die Erinnerungen gefangen ( vom 16. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 1. November 2015
- ↑ Der Spiegel vom 19. März 2001: Ich weiche niemals, abgerufen am 1. November 2015
- ↑ All Good Magazin für HipHop vom 1. Mai 2015: Ich muss niemanden mehr davon überzeugen, dass ich ein Gangster bin, abgerufen am 1. November 2015
Koordinaten: 48° 40′ 38″ N, 10° 9′ 16″ O