Küstermann & Comp. Maschinenfabrik

1870 in Berlin gegründete eine Gießmaschinenfabrik

Die Küstermann & Comp. Maschinenfabrik war eine 1873[1] in Berlin gegründete Gießmaschinenfabrik.

Diese Küstermann Komplettgießmaschine Typ II von 1912 wird mit Gas beheizt und von Elektromotoren angetrieben. Museum für Druckkunst Leipzig
Universal-Gießmaschine kann Schrift zwischen 6 p und 20 p gießen. Küstermann & Comp.1968 Groß-Gerau. Museum Digital Leipzig.

Geschichte

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Die ursprünglichen Inhaber der Firma trennten sich Ende 1872 von dem Unternehmen und der Schlossermeister Ferdinand Heinrich Küstermann (1835–1908) erwarb es mit weiteren Schlossern als Firma Gursch, Küstermann & Co.[2], die später als Firma Küstermann & Comp. umfirmierte. Die erste Adresse der Firma war die Brunnenstraße 35.

 
Komplettgießmaschine Modell I Küstermann & Comp. für Hand und elektrisches Betrieb 1885 Berlin.

Die Firma baute seit 1874 eine Gießmaschine eigenen Systems, die als Stopfmaschine weite Verbreitung fand. Der Bau von Komplettgießmaschinen nach dem System Foucher wurde im Jahr 1885[3] aufgenommen und durch technische Innovationen weiterentwickelt. Die Küstermann Komplettgießmaschine eigenen Patents,[4] brachte eine neue Tagesleistung von 50.000 Lettern,[5] im Vergleich lieferte die 1853 in London entwickelte Schriftgießmaschine von Johnson und Atkinson nur 30.000 Letter pro Tag. Am Ende des 19. Jahrhunderts war das von Küstermann & Co. produzierte Gießmaschinemodell das am häufigsten benutzte Modell (System Küstermann 1889) in den deutschen Schriftgießereien und Buchdruckereien[6]. Die Küstermann Maschine wurde bereits nach Russland, Skandinavien und Osterreich exportiert.[7] Im Jahr 1873 nahm die Firma an der Weltausstellung Wien und im 1896 an der Berliner Gewerbeausstellung teil. Gleichzeitig entstand die erste Durchschussplatten-Gießmaschine Küstermann für den Handbetrieb, diese war auch die verbreitetste Handgießmaschine auf den deutschen Markt.[8] Auch die Doppelkomplettmaschine der H. Berthold AG wurde von Küstermann & Co. in Berlin 1906 gebaut. Ein eigenes Fabrikgebäude in Berlin N, Prinzenallee 74, wurde 1896 bezogen. Heinrich Küstermann trat 1902 vom Geschäft zurück und das Geschäft wurde von seinem Schwiegersohn Oskar Paap[9] (geb. 15. Mai 1859) übernommen.

Durch Qualität und Innovation wurde die Berliner Firma Küstermann & Co. führender deutscher Hersteller von Gießmaschinen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie baute eine Schnell-Komplettmaschine eigenen Patents seit 1908. Oskar Paap trat am 1. Juli 1924 aus der Firma zurück, die als offene Handelsgesellschaft von seinen drei Kindern Hans Paap, Lotte Köhler (geb. Paap) und Ernst Paap weitergeführt wurde. Nach langen Versuchen wurde 1927 von Küstermann & Comp. die erste elektrische Heizung mit automatischer Wärmeregulierung und Handregulierung für die Gießspitzenheizung für Komplettmaschinen auf den Markt gebracht.[1]

Bis 1955 hatte die Firma ihre Adresse in der Prinzenallee 74 unter der Leitung der Familie Paap, ab 1961 in der Schulstraße 5 in Groß-Gerau. 1968 brachte Küstermann ein neues Universal-Gießmaschinen Modell auf den Markt. Dieses konnte Schrift zwischen 6 p und 20 p gießen, der Wechsel eines Schriftgrades war möglich, was ein großer Vorteil gegenüber Maschinen mit festen Größen war.

 
Werbung Küstermann & Co .Typographische Jahrbücher 1902.

Ab 1974 gehörte die Firma Küstermann zu Günter Kollross (1937–2016) Küstermann u. Comp. (Maschinenbauanstalt; Inh. Günter Kolross[10]), Groß-Gerau.[11] Im Jahr 1980 wurde die Firma unter dem Namen Maschinenbau Günter Kollroß GmbH & Co.KG, Groß-Gerau beim Amtsgericht Darmstadt HRA 52684 eingetragen.[12]

Entwicklung der modernen Schriftgießmaschine in Deutschland, Küstermann & Comp.

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Mit der Entwicklung von elektrischen Komplettgießmaschinen während der Zweiten Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts wurden handgetriebene Gießmaschinen und die Gießhandarbeit überflüssig. Parallel zu Foucher Freres in Frankreich, Atkinson oder M.J. Hepurn & P.M. Slaukes in England spielten die Küstermann Maschinen eine Hauptrolle in der Industrialisierung des Fertigungsablaufs von Schriftmetall für den Buchdruck in Deutschland. Von Küstermann stammen die ersten Schnell-Komplettgießmaschinen.[8][13]

Literatur

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  • Küstermann & Comp.: Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von Schrift, Einfassungen, Füllmaterial, Linien. Berlin, o. J.
  • Gustav Bohadti: Die Buchdruckletter: Ein Handbuch für das Schriftgießerei- und Buchdruckgewerbe. Berlin 1954, S. 197 f.
  • Fritz Funke: Ein Überblick über die Geschichte des Buches. Gruyter, 2012, S. 193.
  • Monatsschrift für internationale Zeitungsforschung · Band 16. 1941, Staatspolitischer Verlag g. m. b. h.
  • Friedrich Bauer: Chronik der Schriftgießereien in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern, Offenbach 1928, S. 35.
  • Fritz Kühnemann: Berlin und seine Arbeit ,amtlicher Bericht der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896. Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), Osterreich, 1898, S. 396.
  • Fine Print, Band 14, Verlag S. Kirschenbaum, 1988, S. 6.
  • Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 815–817.
  • Hans Böckel: Das Schriftgiesser-Gewerbe in Deutschland, Böckel, 1913. S. 42
  • Walter Wilkes: Das Schriftgießen: Von Stempelschnitt, Matrizenfertigung und Letterguß, Darmstadt, Technische Hochschule, 1990.
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Commons: Küstermann & Comp. Maschinenfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Chronik der Schriftgießereien in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern. Klingspor Museum, Offenbach am Main 2011, S. 35 (Digitalisat)
  2. Alexander Waldow: Archiv Für Buchdruckerkunst Und Verwandte Geschäftszweige, 1891, Vol. 28 (Classic Reprint). Waldow, 2018, ISBN 978-0-365-24444-8 (google.de [abgerufen am 12. August 2024]).
  3. Hanns Karl Scholl: Wegmarken der Entwicklung der Schreib- und Drucktechnik. De Gruyter, 1965, ISBN 978-3-11-169056-8, S. 35.
  4. Verzeichnis der von dem Kaiserlichen Patentamt in der Zeit vom … ertheilten Patente. C. Heymann, 1887 (google.de [abgerufen am 5. August 2024]).
  5. Fritz Funke: Ein Überblick über die Geschichte des Buches. Gruyter, 2012, S. 193
  6. Friedrich Bauer: Chronik der deutschen Schriftgiessereien: im Auftrage des Vereins deutscher Schriftgiessereien aus Anlass der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik zu Leipzig 1914 bearbeitet. Verlag des Vereins deutscher Schriftgiessereien, 1914 (google.de [abgerufen am 12. August 2024]).
  7. Berlin und seine Arbeit : amtlicher Bericht der Berliner Gewerbeausstellung 1896 ; zugleich eine Darstellung des gegenwärtigen Standes unserer gewerblichen Entwicklung – Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 5. August 2024.
  8. a b Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 815–817.
  9. Typographische Jahrbücher, Band 23, 1902, s. xxiv.
  10. Vorrichtung zum Raffen von schlauchförmigem Verpackungsmaterial, insbesondere Kunstdarm für die Wurstherstellung – Patent 0539850. Abgerufen am 5. August 2024.
  11. HWA Bestand 1 Nr. 15083 (1950–1982). Küstermann u. Comp. (ab 03.1974 Inh. Günter Kollross), Maschinenbauanstalt, Groß-Gerau. In: Arcinsys Hessen. Abgerufen am 31. Juli 2024.
  12. Amtsgericht+Darmstadt+HRA+52684 Maschinenbau Günter Kollroß GmbH & Co.KG. In: northdata.de. Abgerufen am 31. Juli 2024.
  13. Schweizer Stempelschneider und Schriftgiesser. Geschichte des Stempelschnitts und Schriftguss in Basel und der übrigen Schweiz von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Albert Bruckner, B. Schwabe, Basel, 1943, S. 132.