Kalley (Niamey)

Stadtteil von Niamey in Niger

Kalley ist ein Stadtteil von Niamey in Niger.

Blick von der Großen Moschee von Niamey auf Kalley (2006)

Geographie

Bearbeiten
 
Die nach Adamou Moumouni Djermakoye benannte Verkehrsfläche Place Adamou Moumouni Djermakoye an der Grenze der Stadtviertel Kalley Centre, Kalley Est und Lacouroussou (2018)

Der Stadtteil liegt im Zentrum von Niamey und gehört administrativ zum Arrondissement Niamey III.[1] Er umfasst neben den Stadtvierteln (quartiers) Kalley Centre, Abidjan (Kalley Nord), Kalley Est und Kalley Sud die Stadtviertel Collège Mariama (Sabongari), Lacouroussou und Nouveau Marché.[2] Am Rand von Kalley befindet sich das Parlamentsgebäude der Nationalversammlung.[3]

Geschichte

Bearbeiten

Die Zarma-Siedlung Kalley wurde möglicherweise zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründet.[4] Der Ortsname lässt sich von der Ethnie Kallé herleiten, einer Untergruppe der Zarma.[5] Der Rang, am Anfang der Besiedlungsgeschichte von Niamey zu stehen, ist zwischen Gruppen aus Kalley, Goudel, Maourey, Saga und Yantala strittig.[6] Nach der Version der Zarma verließ ein Kallé wegen Familienstreitigkeiten um Land die Region Zarmaganda. Er bat im Dorf Goudel um Felder, die er, gelegen zwischen den Siedlungen Yantala und Gamkalley Sébanguey, erhielt. Der Mann trug seinen Sklaven in der Sprache Zarma auf: wa gnam ne, wa gnam ne („erschließt das Land hier, erschließt das Land dort“). Aus diesem Ausspruch hätte sich mit der Zeit der Ortsname Niamey herausgebildet.[4]

Die eigentliche Stadt Niamey wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet. In den 1930er Jahren bildete Kalley neben Gawèye, Koira Tagui, Maourey und Zongo eines der damals fünf Stadtviertel. Als die Bevölkerung Niameys Anfang der 1950er Jahre stark wuchs, war Kalley das einzige der alten Stadtviertel, das angrenzend noch Raum für Expansion bot. So entstanden als Erweiterung neue Viertel wie Nouveau Marché.[7]

Infrastruktur

Bearbeiten

Kalley zählt zu den ärmsten Stadtteilen von Niamey. Hier leben viele Bettler.[8] Die Wohnhäuser in Kalley sind üblicherweise Lehmziegelbauten ohne jeden Komfort. Gekocht wird im Freien. Es gibt kein Fließwasser und entsprechend auch keine Duschen und Wasserklosetts.[9]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 716, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Arouna Hamidou Sidikou: Niamey. In: Les Cahiers d’Outre-Mer. Nr. 111, September 1975, S. 212 (persee.fr [abgerufen am 5. Mai 2019]).
  3. Emmanuel Ravalet, Stéphanie Vincent-Geslin: Mobilités, activités et territoires du quotidien à Niamey (Niger). La ségrégation au-delà des espaces résidentiels ? In: Espace populations sociétés, 2015/1–2. 1. Juli 2015, abgerufen am 11. Juni 2019 (französisch).
  4. a b Ursula Meyer: Foncier périurbain, citoyenneté et formation de l’état au Niger. Une analyse ethnographique de Niamey. LIT, Münster 2018, ISBN 978-3-643-80287-3, S. 66–67.
  5. Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 0-7864-0495-7, S. 334.
  6. Gabriella Körling: In Search of the State. An Ethnography of Public Service Provision in Urban Niger (= Uppsala Studies in Cultural Anthropology. Nr. 51). Uppsala University, Uppsala 2011, ISBN 978-91-554-8127-8, S. 106 (uu.diva-portal.org [PDF; abgerufen am 8. Mai 2019]).
  7. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 28.
  8. Patrick Gilliard: L’extrême pauvreté au Niger. Mendier ou mourir? Karthala, Paris 2005, ISBN 2-84586-629-1, S. 136.
  9. Kokou Henri Motcho, Hamadou Issaka: Diversité des stratégies résidentielles des familles démunies à Niamey. In: Mu Kara Sani. Vol. 11, Oktober 2007, S. 12 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 9. Januar 2022]).

Koordinaten: 13° 31′ N, 2° 7′ O