Amt Brakel

ehemalige Verwaltungseinheit im ostwestfälischen Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen
(Weitergeleitet von Kanton Brakel)

Das Amt Brakel war ein bis 1969 bestehendes Amt im ostwestfälischen Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen. Seine historischen Vorgänger waren die Gografschaft Brakel und der Kanton Brakel.

Wappen Deutschlandkarte
?
Hilfe zu Wappen
Amt Brakel
Deutschlandkarte, Position des Amtes Brakel hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1969)
Koordinaten: 51° 43′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 51° 43′ N, 9° 11′ O
Bestandszeitraum: 1843–1969
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: HöxterVorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Landkreis existiert nicht
Fläche: 137,74 km2
Einwohner: 12.744 (30. Jun. 1968)
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 11 Gemeinden

Geographie

Bearbeiten

Das Amt Brakel lag im Süden des Kreises Höxter. An das Amt grenzten im Uhrzeigersinn beginnend im Westen die Ämter Driburg, Nieheim, Vörden, Höxter-Land und Beverungen (Kreis Höxter) sowie der Kreis Warburg.

Vorgeschichte

Bearbeiten

Die Gografschaft Brakel

Bearbeiten

Die Gografschaft Brakel war bis zu den Napoleonischen Kriegen eine Verwaltungseinheit im Hochstift Paderborn. Sie umfasste die Stadt Brakel sowie die Orte Altenbergen, Beller, Bellersen, Bökendorf, Erkeln, Hembsen, Herste, Hinnenburg, Istrup, Rheder und Riesel.[1][2]

Der Kanton Brakel

Bearbeiten

Nachdem das Gebiet des Hochstifts 1807 an das Königreich Westphalen gefallen war, wurden neue Verwaltungsstrukturen nach französischem Vorbild geschaffen; meistens ohne Berücksichtigung historischer Gebietsgrenzen. Zum Kanton Brakel gehörten die Stadt Brakel sowie die Gemeinden Beller, Bellersen, Bökendorf, Erkeln, Hembsen, Hinnenburg, Istrup und Riesel.[3] Im Jahre 1810 hatte der Kanton Brakel 5763 Einwohner.[4] Der Kanton gehörte zum Distrikt Höxter im Departement der Fulda des Königreichs und fiel 1813 an Preußen. 1816 wurde der Kanton, vergrößert um die Gemeinden Rheder und Schmechten aus dem Kanton Gehrden, dem neuen Kreis Brakel zugeschlagen und bestand in diesem als Verwaltungsbezirk fort.[5] 1832 wurde der gesamte Kreis Brakel mitsamt dem Verwaltungsbezirk Brakel in den Kreis Höxter eingegliedert. 1836 erhielt die Stadt Brakel die preußische revidierte Städteordnung und wurde dadurch ein eigener Verwaltungsbezirk.[6]

Das Amt Brakel

Bearbeiten

Im Rahmen der Einführung der westfälischen Landgemeinde-Ordnung von 1841 wurden aus den unterhalb der Kreisebene bestehenden Verwaltungsbezirken, sofern es sich nicht um Städte gemäß der revidierten Städteordnung handelte, Ämter gebildet. Im Kreis Höxter wurde dadurch aus dem Verwaltungsbezirk Brakel das Amt Brakel. Zum Amt gehörten bis auf die Stadt Brakel alle Gemeinden des alten Kantons Brakel.[7][8] Die Stadt Brakel war Verwaltungssitz des Amtes. Ein eigenes Amtshaus wurde 1910 an der Warburger Straße errichtet.

 
Siegelmarke des Amtes Brakel

Am Anfang der 1860er Jahre wurde der Gutsbezirk Abbenburg-Bökerhof aus der Gemeinde Bökendorf herausgelöst. Am 1. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk wieder nach Bökendorf eingemeindet.[9] Die Stadt Brakel wurde am 1. April 1938 in das Amt Brakel eingegliedert und verlor damit ihre Amtsfreiheit.[10]

Das Amt gliederte sich seitdem in die elf Gemeinden Beller, Bellersen, Bökendorf, Brakel, Erkeln, Hembsen, Hinnenburg, Istrup, Rheder, Riesel und Schmechten, von denen Brakel das Stadtrecht besaß und auch Verwaltungssitz war.

Die Gemeinden des Amts hatten bei der letzten Volkszählung vor der Amtsauflösung am 6. Mai 1961 eine Wohnbevölkerung von 11.946 Einwohnern. Der Fortschreibung der Volkszählungsergebnisse zufolge stieg diese Zahl bis Ende 1967 auf 12.785 Einwohner. Bei einer Fläche von 137,74 km² ergibt sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 93 Einwohnern pro Quadratkilometer, die weit unter dem Kreisdurchschnitt von 140 Einwohnern pro Quadratkilometer lag. Die folgende Übersicht zeigt die elf Gemeinden mit Bevölkerungs- und Gebietsstand vom 31. Dezember 1967:

Name Einwohner Fläche in km²
Beller 227 4,14
Bellersen 630 8,74
Bökendorf 906 13,88
Brakel, Stadt 7.340 42,67
Erkeln 711 13,25
Hembsen 1.126 9,31
Hinnenburg 70 14,39
Istrup 686 7,39
Rheder 364 8,86
Riesel 462 8,34
Schmechten 263 6,77
Amt Brakel 12.785 137,74

Aufgrund von Gebietsänderungsverträgen vom 8. August 1968 und § 3 des „Gesetzes zur Neugliederung des Kreises Höxter“ vom 2. Dezember 1969, das in § 8 Abs. 3 auch die Gebietsänderungsvertrage bestätigt, schlossen sich die Gemeinden des Amtes zum 1. Januar 1970 zur neuen Stadt Brakel zusammen. Das Amt Brakel wurde aufgelöst. Rechtsnachfolgerin ist die Stadt Brakel.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Jahr Amt Brakel Stadt Brakel Quelle
1864 4.942 2.875 [11]
1871 4.564 2.706 [12]
1885 4.503 2.950 [13]
1895 4.450 3.341 [14]
1910 4.628 3.642 [15]
1925 4.750 3.883 [16]
Amt Brakel
1939 8.956 [16]
1950 12.765 [17]
1961 11.946 [18]
1968 12.744 [19]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Band 4. Jacobi, Weißenburg 1786, Das Hochstift Paderborn, S. 465 (google.de).
  2. Johann Dietrich von Steinen: Kurzgefaßte Historie des Hochstifts Paderborn. In: Westphälische Geschichte. Band 2. Meyers, Lemgo 1755, S. 538 (google.de).
  3. Christian Daniel Voß: Die Zeiten. Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik. Band 13. Halle/Saale 1808, S. 372 (google.de).
  4. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1811, S. 30 (google.de).
  5. Amtsblatt der Regierung Minden 1816, S. 178 f.
  6. Amtsblatt der Regierung Minden 1836, S. 171
  7. Amtsblatt der Regierung Minden 1843: Bildung des Amtes Brakel. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
  8. Amtsblatt der Regierung Minden 1844: Vervollständigung des Amtes Brakel. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
  9. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 207.
  10. Amtsblatt der Regierung Minden. 1938, S. 61, abgerufen am 7. Juli 2022.
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden, 1866
  12. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Westfalen 1871
  13. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen 1885
  14. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen 1895
  15. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 2. Februar 2017.
  16. a b Michael Rademacher: P_westfalen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  17. Volkszählung 1950
  18. Volkszählung 1961
  19. Statistische Rundschau für den Landkreis Höxter, Düsseldorf 1968