Das Amt Verl war bis 1969 ein Amt im Kreis Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen, Deutschland mit Sitz in Verl. Als sein Vorgänger kann der Kanton Neuenkirchen angesehen werden.

Wappen Deutschlandkarte
Amt Verl
Deutschlandkarte, Position des Amtes Verl hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1969)
Koordinaten: 51° 53′ N, 8° 31′ OKoordinaten: 51° 53′ N, 8° 31′ O
Bestandszeitraum: 1843–1969
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Wiedenbrück
Fläche: 100,47 km2
Einwohner: 26.497 (1969)
Bevölkerungsdichte: 264 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 5 Gemeinden

Vorgeschichte

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Das Gebiet des Amtes Verl gehörte bis zu den Napoleonischen Kriegen zur Grafschaft Rietberg. Nachdem die Grafschaft 1807 an das Königreich Westphalen gefallen war, wurden neue Verwaltungsstrukturen nach französischem Vorbild geschaffen; meistens ohne Berücksichtigung historischer Gebietsgrenzen. Die Gemeinden Bornholte, Liemke, Neuenkirchen, Sende, Varensell und Verl wurden zum Kanton Neunkirchen zusammengefasst.[1] Im Jahre 1810 hatte der Kanton Neuenkirchen 5453 Einwohner.[2] Der Kanton gehörte zum Distrikt Paderborn im Departement der Fulda des Königreichs und fiel 1815 an Preußen.

Der Kanton Neuenkirchen wurde 1816 dem neuen Kreis Wiedenbrück im Regierungsbezirk Minden zugeschlagen und bestand in diesem als Verwaltungsbezirk fort.[3] Am 1. Juli 1838 wurde die Kantonsverwaltung von Neuenkirchen nach Verl verlagert. Gleichzeitig wurden Neuenkirchen und Varensell dem Kanton Rietberg zugeschlagen, während Österwiehe aus dem Kanton Rietberg in den Kanton Neuenkirchen wechselte, der seitdem nach seinem neuen Hauptort Kanton Verl genannt wurde.[4]

Das Amt Verl

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Im Rahmen der Einführung der westfälischen Landgemeinde-Ordnung von 1841 wurden aus den Verwaltungsbezirken unterhalb der Kreisebene Ämter gebildet. Im Kreis Wiedenbrück entstand dadurch aus dem Kanton Verl das Amt Verl, dem fünf Gemeinden angehörten.[5] Die folgenden Daten stammen vom 6. Juni 1961:[6]

  1. Bornholte (17,81 km², 3.110 Ew.)
  2. Liemke (26,38 km², 6.702 Ew.)
  3. Österwiehe (14,55 km², 1.825 Ew.)
  4. Sende (23,94 km², 4.484 Ew.)
  5. Verl (17,79 km², 5.470 Ew.)

Die Gemeinde Liemke wurde 1964 in Schloß Holte umbenannt. Durch das Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld wurde das Amt zum 31. Dezember 1969 aufgelöst:

  • Die Gemeinden Bornholte, Oesterwiehe und Verl sowie der Hauptteil der Gemeinde Sende wurden zu einer neuen Gemeinde Verl im Kreis Wiedenbrück vereinigt.
  • Die Gemeinde Schloß Holte wurde Teil der neuen Gemeinde Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Bielefeld.
  • Die übrigen Teile der Gemeinde Sende kamen zur Stadt Sennestadt und zur Gemeinde Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Bielefeld.
  • Rechtsnachfolgerin des Amtes wurde die Gemeinde und heutige Stadt Verl.

Bürgermeister

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An der Spitze der Verwaltung des Amtes Verl standen die ernannten Amtmänner, die seit 1927 als Bürgermeister und seit 1934 als Amtsbürgermeister bezeichnet wurden. Nach 1945 wurde aus dem Amtsbürgermeister der Amtsdirektor als Leiter der Verwaltung und Vertreter des Amtes in allen Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten, dessen Arbeit von ehrenamtlichen Amtsbürgermeistern als Vorstehern der Amtsversammlung begleitet wurde.

Amtszeit Bezeichnung Name
1843–1844 Amtmann Bracksiek
1844–1846 Amtmann Lakebrink
1846–1852 Amtmann Duve
1852–1890 Amtmann Werner Rohden
1890–1919 Amtmann Adolf Rohden
1919–1920 Amtmann Kleikemper
1920–1932 Amtmann / Bürgermeister (ab 1927) Wilhelm Runte
1932–1945 Bürgermeister / Amtsbürgermeister (ab 1934) Josef Lükewille
1945 (Juli–Oktober) Amtsbürgermeister Carl Creutz
1945–1961 Amtsdirektor Paul Gärtner
1961–1969 Amtsdirektor Hans-Georg Klose

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1843 06.744 [7]
1849 07.144 [8]
1871 07.246 [7]
1890 07.633 [8]
1910 09.811 [9]
1925 11.490 [10]
1930 12.566 [8]
1938 14.324 [8]
1948 18.432 [8]
1956 20.396 [8]
1961 21.591 [6]
1969 26.497 [11]

Einzelnachweise

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  1. Christian Daniel Voß: Die Zeiten. Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik. Band 13. Halle/Saale 1808, S. 374 (google.de).
  2. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1811, S. 31 (google.de).
  3. Amtsblatt der Regierung Minden 1816, S. 177
  4. Amtsblatt der Regierung Minden 1838, S. 229
  5. Amtsblatt der Regierung Minden 1843: Bildung des Amtes Verl. Abgerufen am 3. März 2014.
  6. a b Regionales Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys (mit historischen Bevölkerungszahlen)
  7. a b Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966
  8. a b c d e f Einwohnerzahlen für das Amt Verl 1849–1956: Nach der Chronik des Amtes Verl 1849–1956 von Amtmann a.D. Josef Hermwille, Verl 1957
  9. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 2. Februar 2017.
  10. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen 1931: Volkszählung 1925
  11. Einwohnerzahl für das Amt Verl 1969: Nach Die Gemeinde Verl nach dem 1. Januar 1970. Zahlenspiegel und Kurzinformationen.