Karabiner 88

Karabiner Variante des Kommissionsgewehr M1888

Der Karabiner 88 (auch Kar 88 oder K88 genannt) war die Karabiner Variante des Kommissionsgewehr M1888, welches im Deutschen Heer aufgenommen wurde.

Karabiner 88
Karabiner 88
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung Karabiner 88
Einsatzland Deutsches Kaiserreich
Entwickler/Hersteller C.G. Haenel; V.C Schilling; Gewehrfabrik Erfurt
Produktionszeit 1890 bis 1892
Modellvarianten Karabiner 88; Gewehr 91
Ausstattung
Gesamtlänge 955 mm
Gewicht (ungeladen) 3,15 kg
Lauflänge 435 mm
Technische Daten
Kaliber Patrone M88, später auch 8 x 57 IS
Mögliche Magazinfüllungen 5 Patronen
Anzahl Züge 4
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Geschichte

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Nachdem Frankreich das rauchschwache Schießpulver erfunden hatte und daraufhin das M1886 Lebel an die Mannschaft brach, musste Deutschland schnell nachziehen. Im Auftrag der Gewehrprüfungskommission entwickelten mehrere Büchsenmacher aus unterschiedlichen Erfindungen und Patenten ein neues Gewehr, das Kommissionsgewehr M1888 entstand. So hatte Deutschland ein neues modernes Gewehr, welches an die Infanterie ausgeteilt werden konnte. Jedoch wurde schnell klar, dass ein neuer Karabiner benötigt wurde. Speziell die Soldaten die keinen direkten Fronteinsatz sahen wie z. B. Artillerie-,Versorgungs- und Radfahrertruppen, aber vor allem auch die Kavallerie benötigte ein neues Gewehr. Die Bewaffnung dieser bestand größtenteils noch aus Mauser M71 Karabinern oder noch schlimmer, konvertierte Chassepot Gewehre. Es gab zwar einen Mehrlader, das Mauser M71/84 Gewehr, das besaß aber einen Kropatschek Mechanismus, der genauso wie das M1886 Lebel kaum zu einem Karabiner gekürzt hätten werden können. Also kam das Kommissionsgewehr M1888 mit seiner Karabiner Variante nur recht! Ab 1890 kamen dann die ersten großen Stückzahlen aus den Betrieben. Produziert wurden sie eher von zwei privaten Betrieben in Suhl, C.G. Haenel und V.C Schilling, obwohl 1891 ein Auftrag von 25.000 Karabinern an die Gewehrfabrik Erfurt ging. Der erste Nutzen dieser fand tatsächlich in der Polizei gegen einen Aufstand im Ruhrgebiet. Nach Mängel der Soldaten, dass der Karabiner 88 nicht zu einem „Tipi“ aufgestellt werden konnte, wie es bei anderen Karabinern zu dieser Zeit üblich war, entwickelte man das Gewehr 91. Trotz dessen, dass es immer noch ein Karabiner war, wurde es als Gewehr 91 (oder Gew. 91) bezeichnet. Dieses besaß einen Zusammenstellhaken und einen Schutz vor ausweichendem Gas bei gerissenen Hülsen. Das Gewehr 91 wurde nur bei der Artillerietruppe ausgegeben. Ab 1904/05 wurde der Karabiner auf die neue Patrone 8 × 57 IS umgerüstet und genutzt, bis bessere Mauser M98 Karabiner sie ablösten. Bis in die 20er wurden sie noch bei der Grenzaufsicht genutzt. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden alle im Inventar befindlichen Karabiner 88 für den Fronteinsatz genutzt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Unterzeichnung des Versailler Vertrag mussten die meisten Karabiner zerstört werden, weil aufgrund der Limitierung der Waffen Mauser M98 Gewehre und Karabiner präferiert wurden. Heutzutage ist der Karabiner 88 und vor allem das Gewehr 91 sehr rar.

 
Laderahmen im Mannlicher Stil - 8 x 57mm I Patronen

Mechanisch ist der Karabiner 88 identisch zu dem Kommissionsgewehr M1888, war aber deutlich gekürzt. Der Kammerstängel am Verschluss war hier aber löffelartig und gebogen, sodass, wenn am Rücken getragen, es sich nicht selbstständig aufschließen kann. Am Ende der Mündung ist eine große stoßsichere Abschlusskappe, ähnlich wie beim Zündnadelkarabiner M57. Eine Idee die Jahrzehnte hinweg weiter gebraucht wurde, war der Durchbruch im Stutzen als Halterung für den Riemen und eine Ringhalterung am vorderen Schaft. Aufgrund der Größe und des Gewichts war der Karabiner sehr handlich und sehr mobil, ein darauffolgendes Problem war der immense Rückstoß und ein großer Feuerball am Mündungsende. Dieses Problem wurde mit der Einführung der leistungsfähigeren Spitzer-Patrone nur schlimmer. Andere Probleme wären die vom Kommissionsgewehr M1888 übernommenen Probleme mit dem Verschluss, siehe Gewehr 88#Mängel des Gewehrs 88.

Munition

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Anfangs verwendete es noch die Patrone M88 (8 × 57mm I) auf einer normalen Nitrozellulose Basis mit einem Rundkopf Projektil. Das lange Rundkopf Projektil führte oft zum immensen Verschleiß des Laufes, weshalb dieser alle paar Jahre ausgetauscht werden musste. Ab 1903/04 wurden der Karabiner 88 auf die neue Spitzer-Patrone (8 × 57mm IS) umgebaut. Wegen der leistungsstärkeren Treibladung aus Nitrozellulose und Nitroglyzerin wurde der Rückstoß unangenehm stark erhöht. Der Laufinnendurchmesser wurde wegen des größeren Projektildurchmessers der 8 × 57mm IS erhöht.

Gewehr 91

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Das Gewehr 91 (oder Gew. 91) basiert direkt auf den Karabiner 88 und besaß nur den Unterschied, dass dieses einen Zusammenstellhaken und einen Schutz vor ausweichendem Gas bei gerissenen Hülsen besaß. Der Schutz kam nur in Form einer Erweiterung der Schlagbolzenmutter. Insgesamt wurde das Gewehr 91 deutlich weniger produziert, etwa 65.000 Stück.

Literatur

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  • Das Gewehr 88 und seine Munition, mit Anhang: Leistungsfähigkeit des Gewehr 88 etc., Schulschießen, Feuerwirkung; für den Unterricht der Mannschaften. Salzgitter 1890. Digitalisierte Ausgabe, E-Book der SLUB Dresden (eBooks on Demand)
  • Das Gewehr 88: Auszug aus von Wedell’s Dienst-Unterricht für den übungspflichtigen Ersatz-Reservisten der Infanterie. Berlin 1890.
  • Neue militärische Blätter, Band 47. Expedition der Reuen militärischen Blätter. 1895.
  • Leitfaden betreffend das Gewehr 88 und seine Munition. Nach dem gleichnamigen K. Preussischen Leitfaden. München 1894.
  • Leitfaden betreffend den Karabiner 88, das Gewehr 91 und deren Munition. Nach dem gleichnamigen K. Preussischen Leitfaden. München, Gedruckt in K. B. Kriegsministerium 1894.
  • Felix von Klaß: Das Gewehr 88. Der gute Kamerad: Ein Lern- u. Lesebuch. f. d. Dienstunterricht des deutschen Infanteristen. Von Felix v. Klaß, weil. Major. Fortgesetzt von Maximilian v. Loefen, Hauptmann
  • Leitfaden betreffend das Gewehr 88/05 und seine Munition. München/Berlin 1907.
  • R. Eschweiler: Die Schußverletzungen durch das kleinkalibrige Gewehr. München 1897.
  • Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen. 36 (1941) Nr. 4, S. 77.
  • Hans Dieter Götz: Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen 1871–1945. Stuttgart 1985, ISBN 3-87943-350-X.
  • Uwe Mai: Wie es der Jude treibt. Das Feindbild der antisemitischen Bewegung am Beispiel der Agitation Hermann Ahlwardts. In: Christoph Jahr, Uwe Mai, Kathrin Roller: Feindbilder in der deutschen Geschichte. Studien zur Vorurteilsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Berlin 1994, S. 55–80.
  • Gerhard Ortmeier: Das Gewehr 88 und seine Varianten. In: DWJ. Deutsches Waffenjournal. 12 (2000) S. 138–144.
  • Wolfgang Finze: Eine verhängnisvolle Affäre. Das Gewehr 88 war Deutschlands erster Repetierer für Nitromunition – und stand im Ruf, nichts zu taugen. In: Visier 2001, Heft 1, S. 132–138.
  • Mechthild Leutner: Deutsch-Chinesische Beziehungen 1911–1927. Vom Kolonialismus zur Gleichberechtigung. Berlin 2006, ISBN 3-05-004243-5.
  • Paul S. Scarlata: Das Gewehr 88. Deutschlands erstes modernes Militärgewehr. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-30618-9.
  • Dieter Storz: Deutsche Militärgewehre. Schusswaffen 88 und 91 sowie Ziel- und Fechtgewehre. Seitengewehre und Patronentaschen. (Kataloge des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt 9) Verlag Militaria, Wien 2012, ISBN 978-3-902526-55-7.
  • Sebastian Thiem: Osmanische Importware. Seitengewehre 88 und 98 für die Türkei. In: DWJ (früher Deutsches Waffen Journal) 7/2014, S. 88–93.
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