Karl-Franz Hannong

Keramiker, Fayencekünstler, Pfeiffenmacher und Unternehmer

Karl-Franz Hannong (auch: Charles-François Hannong, * 1669 in Maastricht; † 24. April 1739 in Straßburg)[1] war ein niederländisch-französischer Keramiker und Unternehmer, der sich zunächst mit der Herstellung von Tonpfeifen und später mit der Fabrikation von Fayencen beschäftigte. Er gründete 1721 die Fayence-Manufaktur Compagnie Strasbourg-Haguenau in Straßburg, die über drei Generationen bis 1784 von Mitgliedern der Familie Hannong geleitet wurde.

Teller (Karl-Franz Hannong)

Hannong war, laut dem Eintrag in das Bürgerbuch der Stadt Straßburg, ein Sohn des Carl Hannong und dessen Frau Petronilla (geborene Joster). Der Eintrag vom 27. August 1710 lautet:

„Carl Frantz Hannong Tabackpfeifenmacher von Mastricht, weiland Herrn Hannong gewesenen offiziers hinterlassener Sohn und seine Frau Anna Nicke, weiland Johann Nicke gewesenen Tabackpfeifenmachers zu Cölln hinterlassener Tochter erkaufen das Bürgerrecht pro 6 Goldgulden 16 schilling. Bringen 7 Kinder mit. Wird bei einer ehrsamen Zunft der Mauerer dienen“[2]

Er wanderte aus den Niederlanden nach Köln ein, wo er die Tochter des dort ansässigen Pfeifenmachers heiratete.[1] Zwei ihrer Söhne ergriffen ebenfalls den Beruf des Vaters: Paul Anton (um 1700/01–1760) und Balthasar (vermutlich 1705–1766).

Um das Jahr 1700 lebte die Familie in Mainz, von wo aus Hannong 1709 nach Straßburg weiterzog. Hier gründete er im selben Jahr eine Pfeifenfabrik in der Stampfgasse, erwarb das Bürgerrecht und trat der Zunft der Maurer bei. 1721 gründete er zusammen mit dem Fayencemaler Johann Heinrich Wachenfeld, der ursprünglich aus Wolfhagen stammte und sein Handwerk in Ansbach gelernt hatte,[3] eine Fayencefabrik. Wachenfeld hatte Unterstützung in der Stadt erhalten, da er vorgab, im Besitz des sogenannten Arkanums, also des Wissen, wie man echtes Porzellan herstellen könne, zu sein, hatte dann aber Schwierigkeiten beim Brand der Stücke gezeigt, da er vermutlich Porzellanmaler in Meißen gewesen war, und somit in den streng arbeitsteiligen Produktionsstätten gar nicht das notwendige Wissen hatte erlangt haben können.[4] Die Zusammenarbeit mit Hannong hingegen brachte die Fayenceherstellung in Gang. Wachenfeld verließ 1723 Straßburg und ging nach Durlach, wo er eine eigene Fabrik eröffnete. Hannong arbeitete nun mit vier Gesellen, pachtete bald darauf von der Stadt die Glasurmühle und gründete im folgenden Jahr 1724 eine weitere Fayence-Manufaktur in Hagenau, die er zusammen mit der Straßburger Niederlassung 1730[5] an seine Söhne übergab. 1732 zog er sich endgültig aus dem Geschäftsleben zurück.

1729 war Hannong, obwohl kein gebürtiger Straßburger, nachdem er bereits verschiedene Male innerhalb seiner Zunft als Schöffe berufen worden war, in den Kleinen Rat der Stadt gewählt worden.[6]

Literatur

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  • Ruth von Bassewitz: Hannong, Karl Franz. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 595 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Jacques Bastian: Les Hannong: étude des décors peints sur les faïences et porcelaines à Strasbourg et Haguenau, 1721–1784. Strasbourg 1986 (Dissertation).
  • Jacques Bastian: Charles-François Hannong. In: Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne. Band 15, S. 1406.
  • Hans Haug: Le «vieux Strasbourg»: Notes sur la famille Hannong. In: Le messager d’Alsace-Lorraine. 1913, Nummer 441, S. 104–105.
  • Ernst Polaczek: Beiträge zur geschichte der Straßburger Keramik. I. Die Anfänge der Fayence-Industrie. In: Georg Biermann (Hrsg.): Der Cicerone. Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers und Sammlers. 1, Heft 12, 1909, S. 385–391 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  • August Schricker: Strassburger Fayencen und Porzellan und die Familie Hannong 1710–1780. In: Kunstgewerbeblatt. Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart. Seemann, Leipzig. N.F. 2, Heft 9, 1891, S. 114–123 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  • August Stoehr: Die elsässischen Fabriken der Hannong. In: Ders.: Deutsche Fayencen und Deutsches Steingut. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber. Schmidt, Berlin 1920, S. 264–275.
  • Hannong, Charles François. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 69, De Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23036-3, S. 139.

Einzelnachweise

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  1. a b Hannong, Charles François. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 69, De Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23036-3, S. 139.
  2. August Schricker: Strassburger Fayencen und Porzellan und die Familie Hannong 1710–1780. 1891, S. 114.
  3. August Stoehr: Die elsässischen Fabriken der Hannong. 1920, S. 265.
  4. August Schricker: Strassburger Fayencen und Porzellan und die Familie Hannong 1710–1780. 1891, S. 115 f.
  5. Ernst Polaczek: Beiträge zur geschichte der Straßburger Keramik. I. Die Anfänge der Fayence-Industrie. 1909, S. 385.
  6. August Schricker: Strassburger Fayencen und Porzellan und die Familie Hannong 1710–1780. 1891, S. 116.