Karl Gjellerup

dänischer Schriftsteller und Nobelpreisträger
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Karl Adolph Gjellerup (* 2. Juni 1857 in Roholte, Dänemark; † 11. Oktober 1919 in Klotzsche bei Dresden, Deutsches Reich) war ein dänischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, der seine Werke ab den 1890er-Jahren vor allem auf Deutsch veröffentlichte.

Karl Gjellerup um 1890
„Villa Baldur“ in Dresden-Klotzsche, Goethestraße 11
Grabstätte Karl Gjellerups auf dem Alten Friedhof in Dresden-Klotzsche, geschaffen von Woldemar Kandler

Der Sohn des Pastors Carl Adolph Gjellerup und seiner Frau Anna Fibiger wurde 1857 in Roholte (Faxe Kommune, etwa 6 km südwestlich von Faxe Ladeplads) geboren. Der Vater starb drei Jahre später, sodass die Mutter mit ihrem Sohn noch im selben Jahr zu ihrem Cousin, dem Schriftsteller und Pastor Johannes Fibiger, nach Kopenhagen zog. Bereits zu Schulzeiten begann Karl Gjellerup zu schreiben, kurz nach Abschluss der Schule entstanden die Stücke Scipio Africanus und Arminius. Karl Gjellerup sollte eigentlich wie sein Vater Pastor werden und absolvierte in Kopenhagen ein Studium der Theologie, das er 1878 mit Summa cum laude abschloss. Nach dem Studium wandte er sich erneut der Literatur zu und veröffentlichte im November 1878 En idealist (dt. Ein Idealist) und Den evige Strid, die beide am selben Tag unter einem Pseudonym erschienen. Der Erfolg der beiden Werke brachte Gjellerup schon bald mit den Künstlern seiner Zeit wie Georg Brandes, Holger Drachmann und Jens Peter Jacobsen zusammen. Es folgten weitere Werke wie Arvelighed og Moral (1881), Germanernes Lærling (dt. Ein Jünger der Germanen; 1882) oder Aander og Tider (1882), das sich mit Charles Darwin beschäftigte. Eine Erbschaft ermöglichte Karl Gjellerup, Europa zu bereisen, und so lebte er 1883 mehrere Monate in Rom; sein Rückweg führte ihn durch die Schweiz, Griechenland, Russland und Deutschland. Seine Notizen zu diesen Reisen, wie auch der gesamte schriftliche Nachlass Gjellerups, werden heute von der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt und wurden teilweise in den Werken En klassisk Maaned (1884) und Vandreaaret (1885) veröffentlicht.

Seine lyrische Tragödie Brynhild (1884) wurde Karl Gjellerups endgültiger literarischer Durchbruch. Er hatte sie seiner Geliebten Eugenia Bendix (geb. Heusinger) gewidmet, einer gebürtigen Dresdnerin (zuvor Ehefrau von Fritz Bendix), die er am 24. Oktober 1887 heiratete. Karl Gjellerup lebte von 1885 bis 1887 in Dresden, auch sein weitgehend biographischer Roman Minna (1889; dt. Seit ich zuerst sie sah) spielt hauptsächlich in Dresden und Rathen und ist die nur wenig verschlüsselte Liebesgeschichte mit Eugenie. Im März 1892 ließ er sich endgültig in Dresden nieder. Gjellerup, der neben Deutsch, Englisch und Französisch auch die griechische Sprache beherrschte, veröffentlichte seine Werke bis in die 1890er Jahre auf Dänisch, bevor er mit seinem Werk Pastor Mors (1894) dazu überging, mit Unterstützung seiner Frau auf Deutsch zu schreiben. Nach 1898 erschienen die meisten seiner Werke in deutscher Sprache, seine Vorbilder waren neben Schiller, Goethe und Heine auch Kant, Schopenhauer und Nietzsche.

Gjellerup durchlief eine intensive buddhistische Phase, wofür sein Roman Der Pilger Kamanita (1906) und das Drama Das Weib des Vollendeten (1907) wichtige Beispiele sind. Der Autor verbindet dabei den Buddhismus mit dem Motiv der romantischen Liebe, wodurch er sich im Gegensatz zum damals vorherrschenden Bild vom Buddhismus in Europa befand:

„Gjellerups Buddhismus kennt mit der Beziehung zweier Menschen bis zum Nirvana einen positiven Wert im Weltlichen. Die Wiedergeburten erhalten erst unmittelbar vor dem Eintritt der Erlösung überwiegend leidhaften Charakter, der sich in sehr subtilen Formen der Erkenntnis der Nichtdauer zeigt. Zuvor wird das Wandern durch die Welten mit allen Irren und Wirren als große Pilgerreise nicht pessimistisch empfunden, sondern als Prozeß des Reifens.“[1]

Im Jahr 1917 erhielt Karl Gjellerup zusammen mit seinem Landsmann Henrik Pontoppidan den Literaturnobelpreis. Während Pontoppidan für sein Werk Der Teufel am Herd ausgezeichnet wurde, ehrte man Gjellerup „für seine vielseitig reiche und von hohen Idealen getragene Dichtung“.[2] Wegen des Ersten Weltkrieges fand jedoch keine Zeremonie statt, sodass Gjellerup die Verleihungsmappe und Medaille im Juni 1918 zugesandt bekam.[3] Für das Preisgeld erfüllte er sich einen lang gehegten Traum und kaufte sich im September 1918 die „Villa Baldur“ im Dresdner Vorort Klotzsche. Nur ein Jahr später starb Gjellerup; er liegt auf dem Alten Friedhof in Klotzsche begraben.

In heutigen Dresdner Stadtteil Klotzsche wurde eine im Jahr 2004 angelegte Straße nach ihm benannt (Karl-Gjellerup-Straße, Lage).[4]

Lyrik
  • Den evige Strid. (1878)
  • Rødtjørn. (1881)
  • Aander og Tider. Et Rekviem over Charles Darwin. (1882)
  • Thamyris. (Dramatisch-lyrische Dichtung, 1887)
  • Min Kjærligheds bog. (1889)
Novellen und Erzählungen
  • Antigonos. (1880). Online im Projekt Gutenberg. Abgerufen am 2. Mai 2022.
  • Romulus. (1883)
  • G-Dur. (1883)
  • En arkadisk Legende. (1887)
  • Pastor Mors. En underlig Historie. (1894)
  • Der goldene Zweig. Dichtung und Novellenkranz aus der Zeit des Kaisers Tiberius. (1917) Online im Projekt Gutenberg. Abgerufen am 2. Mai 2022.
  • Das heiligste Tier. Ein elysisches Fabelbuch. (1919)
Romane
Bühnenstücke
  • Brynhild. (1884)
  • Saint-Just. (1885)
  • Helikon. (dramatische Dichtung, 1887)
  • Hagbard og Signe. (1888)
  • Herman Vandel. (1891)
  • Wuthorn. Sørgespil i fem Handlinger. (1893)
  • Kong Hjarne Skjald. Tragedie i fem Handlinger. (1893)
  • Hans Excellence. Skuespil indledet ved en Efterskrift til mine Dramer. (1895)
  • Gift og modgift. (1898)
  • Die thörichte Liebe. (1898)
  • Die Opferfeuer. Ein Legendenstück. (1903)
  • Das Weib des Vollendeten. Ein Legendendrama. (1907)
Übersetzung
  • Den ældre Eddas Gudesange. (1895) – Übersetzung der „Edda“ ins Dänische
Nicht-Fiktionales
  • Arvelighed og Moral. (1881)
  • En klassisk Maaned. (Reiseimpressionen, 1884)
  • Vandreaaret. Skildringer og Betragtninger. (Reiseimpressionen, 1885)
  • Richard Wagner i hans Hovedværk „Nibelungens Ring“ (1890) – dt. Richard Wagner in seinem Hauptwerke „Der Ring des Nibelungen“. (1891 erste deutsche erweiterte Ausgabe)

Literatur

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  • Karl Gjellerup, der Dichter und Denker. Sein Leben in Selbstzeugnissen und Briefen. 2 Bände. Quelle & Meyer, Leipzig 1922.
  • Georg Nørregård: Karl Gjellerup – en biografi. C. A. Reitzel, Kopenhagen 1988, ISBN 87-7421-613-9.
  • Olaf C. Nybo: Karl Gjellerup – ein literarischer Grenzgänger des fin-de-siècle. Dr. Kovač, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0644-6.
  • Heinz Weise (Hrsg.): „Seit ich zuerst sie sah“: Erzähltes Dresden – Zum 150. Geburtstag von Literatur-Nobelpreisträger Karl Gjellerup. Verlags- und Publizistikhaus Dresden, Dresden 2006.
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Commons: Karl Gjellerup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Karl Gjellerup – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Volker Zotz: Auf den glückseligen Inseln. Buddhismus in der deutschen Kultur. Berlin 200, S. 249–250.
  2. Originaltext der Verleihungsurkunde: För hans mångsidigt rika och av höga ideal burna diktning.
  3. Vgl. Andreas Fels: Brillant geschlafen – nach 8 ein Floh – vom Hund vermacht. In: Sächsische Zeitung, 2. Juni 2007.
  4. Straßen und Plätze in Klotzsche (Memento vom 7. Dezember 2022 im Internet Archive)