Karl Friederichs (Archäologe)
Karl Friederichs (* 7. April 1831 in Delmenhorst; † 18. Oktober 1871 in Berlin) war ein deutscher Klassischer Archäologe.
Leben
BearbeitenFriederichs besuchte die Gymnasien in Oldenburg und Bremen, ehe er sich an der Universität Göttingen für ein Studium der Philologie bei Karl Friedrich Hermann einschrieb. Er setzte seine Studien in den Jahren 1851 bis 1853 an der Universität Erlangen unter Hofmann, Ludwig von Döderlein und Karl Friedrich Nägelsbach fort und promovierte 1853 mit einer Dissertation Chorus Euripideus comparatus cum Sophocleo zum Dr. phil. Er war danach kurzzeitig in Elsfleth im Oldenburgischen als Lehrer tätig und ging nach Berlin, um sich dort weiterzubilden. Hier belegte er insbesondere die archäologischen Vorlesungen von Eduard Gerhard. 1855 habilitierte er sich mit einer Abhandlung über den Einfluss der Charakterverschiedenheit der griechischen Stämme auf die Entwickelung der griechischen Plastik an der Universität Erlangen als Privatdozent für das Fach Archäologie.[1] Er blieb bis 1858 in Erlangen und kehrte auf Wunsch Gerhards nach Berlin zurück, wo zum Nachfolger Theodor Panofka als Direktorialassistent des Königlichen Museums berufen wurde. Friedrichs wurde zum außerordentlichen Professor für Archäologie an der Universität Berlin ernannt. Im Jahr 1868 wurde er als Nachfolger Ernst Heinrich Toelkens Direktor des Berliner Antiquariums und begab sich im Herbst 1869 auf eine Reise nach Zypern, um dort im Auftrag des Museums Ankäufe zu tätigen. Im Anschluss bereiste er bis Mai 1870 Ägypten, Palästina, Griechenland, Sardinien, Sizilien, Italien, Frankreich und England. Eine einsetzende Lungenkrankheit hinderte ihn daran, die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen zu überarbeiten. Er hatte jedoch zahlreiche Briefe an seine Ehefrau geschrieben, in denen er ihr ausführlich über Land, Leute und die antiken Denkmäler berichtet hatte. Diese wurden 1872 nach seinem Tod unter dem Titel Kunst und Leben. Reisebriefe aus Griechenland, dem Orient und Italien veröffentlicht.[2] Friederichs befasste sich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten mit der Plastik und Malerei der Griechen. Auch einige seiner Vorträge wurden veröffentlicht. Friedrichs war Mitglied der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin, deren Vorsitz er gemeinsam mit Hübner vorübergehend nach dem Tod Gerhards übernahm.[3]
Friedrichs heiratete zwischen 1862 und März 1864 eine Tochter des Theologen Johann Hinrich Wichern, dem er mehrere seiner Vorlesungen widmete, unter anderem Der bildliche Schmuck auf den Grabsteinen alter und neuer Zeit.[4] Er hatte einen Sohn Karl Wilhelm Friedrichs, der am 3. März 1864 in Hannover geboren wurde, in Göttingen studierte[5] und später Gymnasialoberleher in Rostock wurde. Er starb 1944.
Friederichs fand auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Schöneberg seine letzte Ruhestätte. Die schlichte Familiengrabstätte mit den marmornen Kissensteinen befindet sich unweit der Gedenkstele für die ermordeten Offiziere vom 20. Juli 1944.
Schriften (Auswahl)
Bearbeiten- Praxiteles und die Niobegruppe. Nebst Erklärung einiger Vasenbilder. Teubner, Leipzig 1855 (archive.org – Eduard Gerhard gewidmet).
- Pindarische Studien. Mittler und Sohn, Berlin 1863, (archive.org).
- Die philostratischen Bilder. Andreas Deichert, Erlangen 1860 (archive.org).
- Berlins antike Bildwerke: Bausteine zur Geschichte der griechisch-römischen Plastik. Julius Buddeus, Düsseldorf, Band 1: Die Gypsabgüsse im Neuen Museum. 1868 (digi.ub.uni-heidelberg.de); Band 2: Geräthe und Broncen im Alten Museum. 1871 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
- Paul Heinrich Wolters (Bearb.): Die Gipsabdrücke antiker Bildwerke in historischer Folge erklärt. Bausteine und Geschichte der griechisch-römischen Plastik. Spemann, Berlin 1885 (archive.org).
- Kunst und Leben. Reisebriefe aus Griechenland, dem Orient und Italien. Buddeus Verlag, Düsseldorf 1872 (postum).
Vorträge
- Winckelmann. Druckerei des Rauen Hauses, Hamburg 1862 (Textarchiv – Internet Archive – Ein Vortrag gehalten am 22. Februar 18G2 im wissenschaftlicheil Verein zu Berlin.) „Meinem künftigen Schwiegervater Herrn Dr. Wichern in Liebe und Verehrung gewidmet“.
Literatur
Bearbeiten- Friederichs, Karl, Archäolog.. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 6, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 690.
- Conrad Bursian: Friederichs, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 391 f.
- Clemens Wachter: Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1743–1960. Teil 3: Philosophische Fakultät, Naturwissenschaftliche Fakultät. Erlangen 2009, S. 60–61 (Digitalisat).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karl Friederichs: Nationum Graecarum diversitates etiam ad artis statuariae et sculpturae discrimina valuisse. Deichert, Erlangen 1855 (archive.org).
- ↑ Conrad Bursian: Friederichs, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 391 f.
- ↑ Karl Friederichs: Chronik der Gesellschaft. In: Amor mit dem Bogen des Herkules: Marmorstatue im Museum zu Berlin. W. Hertz, Berlin 1867 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Karl Friederichs: Der bildliche Schmuck auf den Grabsteinen alter und neuer Zeit. Druckerei des Rauen Hauses, Hamburg 1866 (Textarchiv – Internet Archive – Ein Vortrag gehalten im wissenschaftlichen Verein in der Singakademie zu Berlin am 17. März 1866): „Meinem Schwiegervater Herrn Dr. Wichern in herzlicher Liebe und Verehrung gewidmet“
- ↑ Karl Friederichs: Vita. In: De Iride Dea Veterum Artificum Monumentis Illustrata. Göttingen (Textarchiv – Internet Archive).
Personendaten | |
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NAME | Friederichs, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Friederichs, Carl; Friederichs, Karl Heinrich Friedrich Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Klassischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 7. April 1831 |
GEBURTSORT | Delmenhorst |
STERBEDATUM | 18. Oktober 1871 |
STERBEORT | Berlin |