Karl Geiser (Jurist)

Schweizer Hochschullehrer, Behördenleiter und Heimatforscher

Karl Geiser (* 25. September 1862 in Langenthal; † 16. November 1930 in Bern) war ein Schweizer Hochschullehrer, Behördenleiter und Heimatforscher.

Karl Geiser war der Sohn des Weinhändlers Abraham Friedrich Geiser und dessen Ehefrau Emilie (geb. Baumgartner).

Sein Grossvater war der Hotelier und Grossrat Friedrich Geiser-Rüegger (1797–1870)[1].

Er war ab dem 13. Juni 1889 mit Lina (* 1866 in Koppigen; † 15. August 1909)[2], einer Tochter von Jakob Affolter, verheiratet; gemeinsam hatten sie zwei Söhne, zu denen der spätere Bildhauer und Fotograf Karl Geiser gehörte[3].

In zweiter Ehe war er ab dem 17. August 1922[4] mit seiner Schwägerin Frieda, auch Frida (geb. Affolter) verheiratet[5].

Er wurde auf dem Schosshaldenfriedhof in Bern beigesetzt.

Werdegang

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Karl Geiser besuchte in Langenthal die Sekundarschule und kam im Frühjahr 1878 an das 1873 gegründete Gymnasium in Burgdorf, wo er auch seine Maturität absolvierte; zu seinen Freunden und Mitschülern gehörte der ebenfalls aus Langenthal stammende und spätere Oberrichter und Militärschriftsteller Theodor Hellmüller († 18. September 1915)[6].

Nachdem er sich an der Universität Strassburg im Frühjahr 1881 zu einem Medizinstudium immatrikuliert hatte, wechselte er nach einem Semester zu einem Studium der Geschichte und Literatur und setzte im Winter 1882/83 das Studium an der Universität München fort. Er studierte darauf an der Universität Basel bei dem Geschichtsphilosophen Jacob Burckhardt, den Historikern Wilhelm Vischer und Heinrich Boos sowie dem Volkswirtschaftler Karl Bücher. Von 1884 bis 1888 studierte er an der Universität Bern bei Basilius Hidber, Alfred Stern, Ludwig Hirzel, Eduard Juljewitsch Petri und bei Albert Zeerleder (1838–1900)[7]; dort promovierte er 1887 mit seiner Dissertation Geschichte der bernischen Verfassung von 1191 bis 1471 zum Dr. phil. magna cum laude[8].

Nach dem Studium war er zunächst als Volontär in der eidgenössischen Zentralbibliothek und im Departement des Innern tätig.

Im Frühjahr 1890 habilitierte er sich an der juristischen Fakultät in Bern als Privatdozent für schweizerische und bernische Verfassungsgeschichte und war dort bis 1899 tätig[9]. 1904[10] wurde er zum ausserordentlichen Professor für bernische Verfassungs- und Rechtsgeschichte beziehungsweise seit 1917 auch bernisches Staatsrecht an der Universität Bern ernannt. Später wurde sein Lehrgebiet noch auf Wirtschafts- und Rechtsgeschichte der Landwirtschaft, des Forstwesens und der Nutzbarmachung der Wasserkräfte erweitert[11].

Er wurde 1892 als Gehilfe im bernischen Staatsarchiv angestellt und war dort mit Ordnungs- und Registraturarbeiten betraut worden.

1895 wurde er Adjunkt in der neu gegründeten Schweizerischen Landesbibliothek[12] und beendete im September 1907[13] dieses Amt; in dieser Zeit war er von 1899 bis 1900 für die Freisinnigen Stadtrat in Bern.

1897 unterrichtete er auch zeitweise am staatlichen Berner Lehrerseminar in Hofwyl[14].

Er betätigte sich 1901 auch als Erfinder und entwickelte unter anderem ein phosphorfreies Zündhölzchen[15], worauf in Basel die Aktiengesellschaft Geiser[16] zur Verwertung der Erfindungen und Patente von Karl Geiser gebildet worden war[17].

1903 verfasste er im Auftrag der Gemeindedirektion Bern eine historisch-politische Studie über die Entwicklung und Neugestaltung des bernischen Gemeindewesens, die als Grundlage für die Reform des Gemeindegesetzes von 1852 diente[18][19][20].

Er wurde 1907 Beamter der Baudirektion des Kantons Bern für den Vollzug des kantonalen Gesetzes über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte[21]. 1912 wurde er zum Vorsteher des Wasserrechtsbüros des Kantons Bern ernannt.

Schriftstellerisches Wirken

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Karl Geiser veröffentlichte neben verschiedenen juristischen und historischen Publikationen auch weitere literarische Arbeiten.

Er war auch Textautor und Komponist des Liedes Vom Rosegarte z'Mailand[22]; das Lied handelt von der Schlacht bei Marignano und beschreibt die seltsam freudige Stimmung der Soldaten, bevor sie in den Krieg ziehen.

Von 1889 war er für vier Jahrgänge Herausgeber des Berner Taschenbuchs zuständig.

Er übernahm von 1889 bis 1890 die Redaktion des Berner Landboten,[23] der aus der Vereinigung der Zeitungen Freier Berner und die Allgemeine Zeitung für Dorf und Stadt hervorgegangen und ein Presseorgan der Vereinigten Freisinnigen des Oberaargaus war[24].

1894 beauftragte ihn die Direktion des kantonalen Armenwesens, eine Geschichte des Armenwesens im Kanton Bern zu schreiben; dies diente später als Vorarbeit für die Armenreform des Regierungsrates Johannes Ritschard (1845–1908)[25].

Von seinen Bühnenstücken wurden unter anderem Es Badgricht im Aenggistei oder d'Frau Merian zahlt's 1922 im Stadttheater Bern uraufgeführt[26].

Mitgliedschaften

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Während des Studiums gehörte Karl Geiser der Schweizerischen Studentenverbindung Helvetia an, die ihre Jahresfeste regelmässig in Langenthal abhielt.

Er war ab 1897 Mitglied der Allgemein Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz (heute Schweizerische Gesellschaft für Geschichte).

Als Mitglied der Literarischen Gesellschaft verfasste er fünf Neujahrsblätter.

Schriften (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Stadt Langenthal Online: Geschichte. Abgerufen am 21. April 2022.
  2. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 17. August 1909 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  3. Neue Zürcher Nachrichten 9. April 1957 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. April 2022.
  4. Der Bund 18. August 1922 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. April 2022.
  5. Der Bund 17. November 1930 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  6. Der Bund 20. September 1915 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. April 2022.
  7. Dozenten an der Universität Bern. Abgerufen am 23. April 2022.
  8. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 23. Dezember 1887 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. April 2022.
  9. Der Bund 2. September 1899 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  10. Der Bund 5. Mai 1904 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  11. Der Bund 24. Mai 1928 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  12. Neue Zürcher Zeitung 15. März 1895 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  13. Thuner Wochenblatt 11. September 1907 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  14. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 23. August 1897 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  15. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 17. April 1901 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  16. Neue Zürcher Nachrichten 5. Januar 1906 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 23. April 2022.
  17. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 11. Januar 1906 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  18. Der Bund 7. Oktober 1903 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  19. Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 4. Mai 1903 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  20. Intelligenzblatt für die Stadt Bern 27. Dezember 1910 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  21. Der Bund 11. September 1907 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  22. «Im Rosegarte z'Mailand» aus der «Sammlung Dür» - Fiirabigmusig - SRF. Abgerufen am 21. April 2022.
  23. Neue Zürcher Zeitung 10. Dezember 1891 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.
  24. Neue Zürcher Zeitung 24. Juni 1890 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. April 2022.
  25. Christoph Zürcher: Johannes Ritschard. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. November 2010, abgerufen am 23. April 2022.
  26. Der Bund 1. November 1922 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. April 2022.