Karl Groß (Jurist)

deutscher Jurist und Oberfinanzpräsident im Protektorat Böhmen und Mähren
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Begründung: keine Relevanz ersichtlich. Oberfinanzdirektor eines Protektorat reicht nicht aus. LG Mirmok12 (Diskussion) 15:48, 19. Feb. 2025 (CET)

Karl Groß (* 10. August 1884 in Wilhelmshaven; † 22. August 1945 in Prag, Tschechoslowakei) war ein deutscher Jurist. Er war in Prag Leiter der Gruppe Finanzen beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren und in Personalunion ab 1940 Oberfinanzpräsident im Protektorat Böhmen und Mähren.

Groß studierte nach dem Schulbesuch Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. Das Studium schloss er mit Promotion ab und trat 1912 als Gerichtsassessor in den Staatsdienst. Von 1913 bis 1919 war er als Verwaltungsassessor bei der Generalzolldirektion in Hamburg tätig, wo er 1918 zum Regierungsrat befördert wurde. Als solcher war er ab Oktober 1919 in der Reichsfinanzverwaltung in Berlin tätig, wo 1923 seine Beförderung zum Oberregierungsrat erfolgte.

1927 wurde Groß Direktor beim Landesfinanzamt Unterelbe, 1933 war er der NSDAP beigetreten (Mitglieds-Nr. 3.033.621). 1937 wurde er zum Finanzpräsident befördert und 1939 Beauftragter des deutschen Reichsfinanzministeriums für Zollsachen beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren. Im November 1940 fand im Prager Czernin-Palast seine feierliche Amtseinführung als erster Oberfinanzpräsident des Protektorats Böhmen und Mähren durch den Reichsprotektor Reichsminister Konstantin Freiherr von Neurath und den Reichsminister der Finanzen Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk statt.[1] Die von ihm geleitete, im Aufbau befindliche Oberfinanzbehörde war entscheidend am Prozess der „Arisierung“ jüdischer Besitztümer im Protektorat Böhmen und Mähren beteiligt. Neben der Vereinnahmung und Verwaltung von jüdischen Vermögenswerten konnte die von ihm geleitete Behörde direkt von Eigentum jüdischer Familien profitieren. So wurden zum Beispiel Gegenstände aus jüdischen Haushalten übernommen. Dabei gab es unter den leitenden deutschen Finanzbeamten von Anfang Differenzen.

1942 verschickte die von ihm geleitete Oberfinanzbehörde mehrere Zehntausend 16-seitige Formulare einer „Vermögenserklärung“ in Vorbereitung der angekündigten Deportation an jüdische Bewohner des Protektorats. Diese Erklärung umfasste über 80 Fragen u. a. zu Sparbüchern und Bankkonten, Kaufverträgen und Schuldscheinen, Hypothekbriefen und Versicherungspolicen sowie nach Textilien, Mobiliar und Wertgegenständen. Am 16. Mai 1942 zeigte er in diesem Zusammenhang dem Staatssekretärs beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren die Festnahme von vier Juden an, die versucht hatten, sich durch Grenzübertritt in die Slowakei vor der Deportation in das KZ Theresienstadt retten zu wollen. Die Festgenommenen wurden der Gestapo übergeben.[2]

Ihm als Oberfinanzpräsident nachgeordnet waren im Protektorat Böhmen und Mähren die Befehlsstellen und Hauptzollämter Mährisch-Ostrau, Ungarisch-Hradisch und Wseti/Luhatschowitz, das Ausbildungslager Straßnitz, die Zahnstation Blumenbach und die Zollhundeschule Blumenbach.

Literatur

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  • Horst Bathe, Johann Heinrich Kumpf: Die Mittelbehörden der Reichsfinanzverwaltung und ihre Präsidenten. 1999, S. 104.
  • Susanne Heim (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Band 6: Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941–März 1943. Berlin 2019, ISBN 978-3-11-036496-5, S. 741 mit Anm. 2.
  • Jürgen Kilian: Krieg auf Kosten anderer: Das Reichsministerium der Finanzen. 2017, S. 131.
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Einzelnachweise

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  1. Dresdner Nachrichten vom 28. November 1940, S. 4.
  2. Marie Wilke: Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941 – März 1943. De Gruyter, Berlin, 2019, S. 741