Karl Josef Gross

österreichischer Landarzt, der als SS-Sturmbannführer im KZ Mauthausen Menschenversuche verübte

Karl Josef Gross (auch Joseph Carl Groß und weitere Namensvarianten; * 12. Dezember 1907 in Bad Vellach in Kärnten; † 1. Januar 1967) war ein österreichischer Landarzt, der als SS-Sturmbannführer im KZ Mauthausen Menschenversuche verübte.

Gross wurde zunächst von seinem Vater, dem Betreiber des Kurbades, unterrichtet und besuchte ab 1920 das Gymnasium in Klagenfurt, wo er 1927 maturierte. Noch während der Schulzeit und dann während des Medizinstudiums nahm er ausgiebige Grabungen in einer steinzeitlichen Jagdhöhle vor. Nach der Promotion 1933 wurde er Kurarzt in seinem Heimatort. Hier soll er viele mittellose Patienten (auch etliche von jenseits der jugoslawischen Grenze) kostenlos behandelt haben.

Gross trat zum 1. Februar 1939 der Waffen-SS bei (SS-Nummer 314.902) und avancierte zum Sturmbannführer.[1] Er diente zuerst als Truppenarzt,[2] forschte aber ab Mai 1942 am Hygiene-Institut der Waffen-SS in Berlin, von wo er im Juni an das Robert-Koch-Krankenhaus in Wien wechselte. Von dort aus testete er im Auftrag der der Behringwerke Impfstoffe u. a. gegen Paratyphus an Häftlingen im KZ Mauthausen. Ab 1943 war er auf Veranlassung Himmlers an das Zentralinstitut für Krebsforschung in Nesselstedt (poln. Pokrzywno) bei Posen abkommandiert, wo er die Leitung der bakteriologischen Abteilung übernahm.[3] Es war einerseits ein Zentrum der Krebsforschung, andererseits wurde dort an Häftlingen die Wirkung von Impfstoffen getestet.[3] Die Akten mit den Namen von 1.105 Opfern sowie Datum und Art der Tests im Zeitraum von Februar bis April 1943 sind erhalten. Verwendet wurden Vaccine (Typhus und Paratyphus A und B, Tetanusimpfstoff), die von der IG-Farben hergestellt wurden, die Blutproben wurden in der Universität Wien untersucht.[4]

Nach Kriegsende arbeitete er wieder als Arzt. 1947 wurde er wegen der Zugehörigkeit zur SS kurzzeitig inhaftiert. Da anschließend seine Praxis nicht mehr florierte, lebte er in der Familienvilla in Bad Vellach von dem väterlichen Vermögen.[5]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Bundesarchiv R 9361-III/526955
  2. Die Biografie bis hierhin nach Friedrich Hans Ucik: Dr. med. Josef Carl Groß jun. In: Carinthia 191, 2001, S. 73–82, der aber zur Tätigkeit als SS-Arzt nichts weiter herausgefunden haben will.
  3. a b Erhard Geißler: Biologische Waffen, nicht in Hitlers Arsenalen. Biologische und Toxine Kampfmittel in Deutschland von 1919 bis 1945 (= Studien zur Friedensforschung. 13). LIT, Münster 1999, S. 530–547.
  4. Paul Wendling: Victims and Survivors of Nazi Human Experiments. Science and Suffering in the Nazi Holocaust.Bloomsbury, London 2015, S. 107.
  5. Friedrich Hans Ucik: Dr. med. Josef Carl Groß jun. In: Carinthia 191, 2001, S. 81.