Karl Kirchner (Pädagoge, 1787)
Karl Kirchner, auch Carl, vollständig C/Karl Christian Jacob Kirchner (* 19. Mai 1787 in Herford; † 31. Mai 1855 im Solbad Wittekind) war ein deutscher Pädagoge.
Leben
BearbeitenNach dem Besuch des Gymnasiums in Detmold studierte er ab 1805 an der Universität Halle, vor allem bei Christian Gottfried Schütz und August Hermann Niemeyer. Niemeyer ließ ihn schon im Alter von 19 Jahren in der Latina des Waisenhauses unterrichten; nach Abschluss seines Studiums wurde er 1809 ordentlicher Lehrer am Königlichen Pädagogium zu Halle und führte seit 1813 unter Niemeyer als erster Lehrer die Leitung der Anstalt.
1815 wurde er auf Niemeyers Empfehlung als Conrector des Gymnasiums Stralsund im Katharinenkloster berufen. Nach dem Tode des Rectors Furchau 1820 wurde er dessen Nachfolger, zuerst kommissarisch, seit 1825 als Direktor des Gymnasiums. Er brachte preußischen Standard in die alte vorpommersche Anstalt, erwarb sich bald einen guten Ruf und erhielt 1827 das Angebot, Direktor des Friedrichwerderschen Gymnasiums in Berlin zu werden, das er ausschlug. Die Universität Greifswald verlieh ihm 1830 den Ehrendoktor der Theologie.
Kirchner verfasste 1823[1] den Text einer Inschrift aus zwei lateinischen Distichen, die früher am Portal des Gymnasiums,[2] dann im ersten Kreuzgang hing und dort heute Teil des Kulturhistorischen Museums Stralsund ist:
- ARDUA TECTA VIDES OPEROSAQUE FULCRA VIATOR
- STA VENERARE DEUS VINDICAT HANCCE DOMUM
- FUNDARAT PIETAS IPSIQUE ET MORIBUS ILLAM
- DOCTRINAEQUE PATRES INSTITUERE SACRAM
- Wanderer, steiles Gedach und mühende Stützen hier siehst du.
- Steh und verehre; denn Gott nennet das seine dies Haus!
- Frömmigkeit gründete dies für IHN und auch für die Sitten.
- Väter der Lehre sodann bauten den heiligen Bau.
Im Dezember 1831 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Adolph Gottlob Lange zum Rektor der Landesschule Pforta berufen, wo er bis zu seinem Tod wirkte und sich „durch seine Humanität und Biederkeit, seine große Geschäftstüchtigkeit und ausgezeichnete Lehrgabe bei seinen Amtsgenossen und Schülern ein unvergängliches Andenken“ erwarb.[3]
Auszeichnungen
BearbeitenWerke
Bearbeiten- Über die gegenwärtige Verfassung des Stralsunder Gymnasiums. 1820
- Ueber den Organismus des öffentlichen Unterrichts an Gelehrtenschulen. 1821
- Versuch einer Stralsundischen Schulgeschichte. Erste Partikel. Bis zum J. 1560. Zweiten Buchs v. J. 1560 bis 1617 erste Part. Stralsund 1823
- Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern
- Feier der Vereinigung Pommerns mit der Preußischen Monarchie. 1824
- Die Verfassung und Lehreinrichtung des Stralsundischen Gymnasii. Stralsund: Löffler 1827
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Des Horatius’ Satiren, kritisch berichtigt, übersetzt und erklärt. 1. Theil, Stralsund 1829 books.google
- Quaestiones Horatianae. Leipzig 1834 books.google
- Akademische Propädeutik: Oder, Vorbereitungswissenschaft zum akademischen Studium. Leipzig: Vogel 1842
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Die Landesschule Pforta in ihrer geschichtlichen Entwickelung seit dem Anfange des XIX. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Naumburg 1843
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Säcularbericht über die Feier der dreihundertjährigen Stiftung der Königl. Landesschule Pforta. 1843
- Zweite ausgabe Naumburg 1853 Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- C. Kirchneri novae quaestiones Horatianae. Leipzig 1847 books.google
- Hodegetik oder Wegweiser zur Universität für Studierende nebst einer systematischen Uebersicht der Wissenschaften und Künste und den Studienplänen für die einzelnen Fächer des Gelehrtenberufs. Leipzig: Vogel 1852
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Q. Horatius Flaccus Satiren aus dreissig unverglichenen und allen bisher verglichenen Handschriften. 3 Bände 1853–1857
- Digitalisat von Band 1 im Internet Archive
- Digitalisat von Band 2,1 im Internet Archive
- Digitalisat von Band 2,2 im Internet Archive
Nachlassbibliothek
Bearbeiten- Verzeichniss der von dem verstorbenen Rector Carl Kirchner hinterlassenen werthvollen Bibliothek, vorzüglich aus den Gebieten der Philologie, Alterthumskunde, Geschichte und Geographie, Naturwissenschaft u.s.w., ausgezeichnet durch eine ungewöhnlich reichhaltige Litteratur über Horaz, welche nebst einigen kleineren Büchersammlungen am 1. October 1855 und den folgenden Tagen in Schulpforta bei Naumburg a.d.S. öffentlich gegen baare Zahlung (in 14 Thaler-Fusse) versteigert werden soll 1855 books.google
Literatur
Bearbeiten- Ernst Heinrich Zober: Zur Geschichte des Stralsunder Gymnasiums. Sechster Beitrag: Die Zeit von 1804 bis 1860. Stralsund 1860, 4°. S. 34–36 books.google.de
- Ludwig Hölscher: Kirchner, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 22.
- Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 5017.
- Petra Dorfmüller: Rectores portenses. Leben und Werke der Rektoren der Landesschule Pforta von 1543 bis 1935. Beucha 2006, S. 74–77 (mit ausführlichem Schriftenverzeichnis)
Weblinks
Bearbeiten- Literatur über Karl Kirchner in der Landesbibliographie MV
- Eintrag im Sachsen-Anhalt-Wiki
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ So Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund. T.1, H.5, Der Stadtkreis Stralsund, Stettin 1902, S. 427
- ↑ Ludwig Adolf Wiese: Das höhere Schulwesen in Preussen: historisch-statistische Darstellung. Band 1, Berlin 1864, S. 155 Digitalisat
- ↑ Nachruf von Karl Steinhart (Philologe) im Osterprogramm von Schulpforta 1856, zitiert von Ludwig Hölscher (ADB, siehe Literatur) und Zober books.google
- ↑ Beilage zur Sundine 1837, S. 32
- ↑ Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung 2 (1843), S. 841
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Adolf Friedrich Furchau | Rektor des Gymnasiums Stralsund 1820–1831 | Johann Ernst Nizze |
Adolph Gottlob Lange | Rektor der Landesschule Pforta 1832–1854 | Karl Ludwig Peter |
Personendaten | |
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NAME | Kirchner, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Kirchner, Carl; Kirchner, Carl Christian Jacob (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1787 |
GEBURTSORT | Herford |
STERBEDATUM | 31. Mai 1855 |
STERBEORT | Solbad Wittekind |