Die Karlovitz-Zahl wird zur Beschreibung von turbulenten Verbrennungsprozessen verwendet und setzt sich aus dem Verhältnis der Zeitskala für die Ausbreitung der laminaren Flamme zur kleinsten turbulenten Zeitskala (Kolmogorov-Zeit) zusammen:

Physikalische Kennzahl
Name Karlovitz-Zahl
Formelzeichen
Dimension dimensionslos
Definition
Zeitskala für Ausbreitung der laminaren Flamme
kleinste turbulente Zeitskala
Benannt nach Béla Karlovitz
Anwendungsbereich turbulente Verbrennungsprozesse

Die laminare Flammen-Zeitskala wird dabei üblicherweise als diejenige Zeit definiert, die die laminare Flammenfront benötigt, um sich durch Flammenpropagation mit der laminaren Flammengeschwindigkeit um eine Strecke fortzubewegen, die gleich groß wie die laminare Flammenfrontdicke (inklusive ihrer Vorwärmschicht) ist. Sie lässt sich auch über das Verhältnis der Diffusionskonstante zum Quadrat der laminaren Flammengeschwindigkeit beschreiben:[1][2]

Falls , läuft die Wärme- und Stoffdiffusion innerhalb der Flammenfront viel schneller als alle Turbulenzzeitskalen ab. Somit werden die lokale Flammenstruktur und der Bereich der chemischen Reaktion nicht von Turbulenzen verändert, bzw. beeinflusst und es herrschen innerhalb der Flamme laminare Bedingungen. Die Flamme lässt sich in diesem Fall meist gut mit einem Flamelet-Ansatz beschreiben, bei dem angenommen wird, dass sich die Flammenfront in lokaler Näherung vollständig laminar verhält.

Falls , sind die kleinsten turbulenten Wirbel gleich groß oder kleiner als die Dicke der Vorwärmschicht in der Flammenfront. Dadurch kann es zu einem turbulenten Wärme- und Stofftransport innerhalb der Flammenfront kommen. Dieser führt sowohl zu einer Verbreiterung der Flammenfront als auch zu einer Erhöhung der turbulenten Flammengeschwindigkeit[3].

Die Namensgebung der dimensionslosen Kennzahl bezieht sich auf den ungarischen Physiker Béla Karlovitz.[4]

Zusammenhang mit anderen Größen

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Nach obiger Definition der Karlovitz-Zahl lässt sich das Verhältnis auch über Längenskalen oder Geschwindigkeiten ausdrücken[1]:

 

Hierbei stehen   für die Kolmogorov-Länge (also der kleinsten Längenskala, die von der Turbulenz beeinflusst wird) und   für die Kolmogorov-Geschwindigkeit (also der Umlaufgeschwindigkeit von Wirbeln mit dem Durchmesser der Kolmogorov-Länge).

Unter der Annahme, dass für die Schmidt-Zahl   gilt, dass also die kinematische Viskosität etwa gleich groß wie die stoffliche Diffusionskonstante ist, kann man die Karlovitz-Zahl, die Damköhler-Zahl   und die Reynolds-Zahl   näherungsweise in folgende Beziehung zueinander setzen:[1]

 

Alternative Definition

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Ersetzt man in obiger Gleichung die laminare Flammen-Zeitskala durch die Reaktions-Zeitskala  , lässt sich eine Karlovitz-Zahl für den Einfluss der Turbulenz auf die Reaktionsschicht definieren:

 

Analog zur Definition der laminaren Flammen-Zeitskala beschreibt die Reaktions-Zeitskala diejenige Zeit, die die Flammenfront benötigt, um durch Flammenpropagation eine Strecke zurückzulegen, die gleich groß wie die Dicke der Reaktionsschicht   ist. Die Reaktionsschicht ist derjenige Abschnitt innerhalb der Flammenfront, in dem die chemischen Reaktionen ablaufen. In einer laminaren Flammenfront ist die Reaktionsschicht erheblich dünner als die durch Stoff- und Wärmediffusion geprägte Vorwärmschicht. Das Größenverhältnis wird oft mit einem Faktor   beschrieben. Es gilt also

 .

Typischerweise ist   eine Zahl der Größenordnung  .

Analog zur obigen Beschreibung lässt sich hier feststellen:

Falls  , laufen die chemischen Reaktionen viel schneller als alle Turbulenzzeitskalen ab. Somit wird die interne Struktur der Reaktionsschicht nicht von Turbulenzen verändert, und es herrschen innerhalb der Reaktionsschicht laminare Bedingungen.

Falls  , sind die kleinsten turbulenten Wirbel gleich groß oder kleiner als die Dicke der Reaktionsschicht in der Flammenfront. Dadurch kann es rein theoretisch zu einer turbulenten Verbreiterung der Reaktionsschicht kommen. In extremen Fällen würde dies zu einer homogenen Verteilung der chemischen Reaktionen über ein makroskopisches Volumen führen (perfekter Rührreaktor). Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass bei einer derart intensiven turbulenten Störung der Reaktionsschicht lokale Verlöschungen auftreten und die Flammenfront aufbricht oder sogar gänzlich erlischt.[1][3]

Einzelnachweise

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  1. a b c d Norbert Peters: Turbulent Combustion. Cambridge University Press, 2000, S. 78–79.
  2. Jürgen Warnatz, Ulrich Maas, Robert Dibble: Combustion, Physical and Chemical Fundamentals, Modeling and Simulation, Experiments, Pollutant Formation, 3rd Edition. Springer, 2001, S. 201–204.
  3. a b Chung K. Law: Combustion Physics. Cambridge University Press, 2006, S. 496–500.
  4. Bernard Lewis: Address by Dr. Bernard Lewis, Remarks on Combustion Science In: Symposium (International) on Combustion Volume 7 (Issue 1), 1958, S. xxxi–xxxv.