Karoline Jagemann

deutsche Schauspielerin

Henriette Caroline Friedericke Jagemann (* 25. Januar 1777 in Weimar;[1]10. Juli 1848 in Dresden), ab 25. Januar 1809: Caroline von Heygendorff, war eine der hervorragendsten tragischen Schauspielerinnen und Sängerinnen ihrer Zeit sowie Theaterintendantin.

Karoline Jagemann als Ion. Gemälde um 1803 von Jakob Wilhelm Christian Roux.
Karoline Jagemann, Gemälde von Joseph Karl Stieler.
Gedenktafel am Haus Herderplatz 16 in Weimar
Grab Karoline Jagemanns auf dem Trinitatisfriedhof

Karoline Jagemann war die Tochter des Gelehrten und Bibliothekars Christian Joseph Jagemann (1735–1804) und seiner ersten Ehefrau Marianne Barbara geb. Spörer (* 19. Mai 1748 in Schwabach, † 10. September 1825 in Weimar[2]) sowie Schwester des Malers Ferdinand Jagemann (1780–1820) und der Marianna Jagemann (* März 1784[3]; † 28. Mai 1858[4]), die 1806‒1815 mit Adolph von Danckelmann verheiratet war.

Sie erhielt 1790 in Mannheim unter August Iffland und Heinrich Beck Schauspiel- und Gesangsunterricht, debütierte 1792 in der Titelrolle von Paul Wranitzkys Singspiel Oberon am dortigen Nationaltheater und am 18. Februar 1797 in derselben Rolle am Weimarer Hoftheater, wo sie im gleichen Jahr als Hofsängerin engagiert worden war.

Jagemann gehörte gemeinsam mit der Sopranistin Henriette Eberwein, dem Tenor Karl Melchior Jakob Moltke und dem Bassisten Karl Stromeier zum „Weimarer Quartett“. 1798 gastierte sie in Berlin, 1800 in Wien, später auch in Stuttgart, Frankfurt am Main und Leipzig.

Mit Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach traf sie im Haus von Christiane Friederike von Löwenstern (1761–1847) zusammen. Christiane Friederike von Gersdorff war seit 1781 die Ehefrau des herzoglich sachsen-weimarischen Rats und livländischen Hofgerichtsassessors Paul von Löwenstern (1752–1842) und machte nach Carl von Stein auf Kochberg (1765–1837)[5] in dessen Abwesenheit die parties fines für den Herzog, welcher die Abende da viel zubringt, wozu sich Dlle. Jagemann einfindet.[6] Nach Carl von Stein hatte die Jagemann an der Löwenstern eine starke Parthie für sich.[7]

Sie wurde 1801 die Geliebte des Herzogs,[8] der sie zum 25. Januar 1809 als „Freifrau von Heygendorff“ in den erblichen Adel erhob und ihr das Rittergut Heygendorf überließ. Ihrem vom Großherzog gezeugten Sohn Karl wurde am 16. Mai 1809 offiziell der Titel von Heygendorff verliehen und er und seine Kinder wurden in den großherzoglich-sächsischen Adel aufgenommen.

Der pessimistische Philosoph Arthur Schopenhauer verliebte sich 1809 als junger Mann unglücklich in die elf Jahre ältere Schauspielerin und schrieb für sie sein einziges überliefertes Liebesgedicht.[9]

Im selben Jahr wurde Karoline von Heygendorff zur Operndirektorin ernannt und übernahm, nachdem sie gegen Goethe intrigiert und 1817 dessen Rückzug aus dem Theaterbetrieb bewirkt hatte, die alleinige Leitung des Hoftheaters, seit 1824 als Oberdirektorin.[10]

Nach dem Tod des Herzogs Karl August (1828) zog sich Karoline von Heygendorff von der Bühne zurück und lebte die letzten Jahre bei ihrem Sohn in Dresden. In Weimar hatte sie nach dem Tod des Herzogs keinen Rückhalt in der höheren Gesellschaft mehr. Die einst gegen Goethe gerichtete Intrige fiel ihr nun zur Last. „Der von Johann Peter Eckermann überlieferte Topos, sie habe als Mätresse des Herzogs durch ihre Intrigen Johann Wolfgang von Goethe aus dem Amt als Theaterleiter vertrieben, hielt sich im 20. Jahrhundert beharrlich. Dieses negative Bild der Sopranistin wurde erst jüngst in der Forschung relativiert.“[11]

Karoline Jagemann starb in Dresden und wurde im Familiengrab Heygendorff auf dem Trinitatisfriedhof beerdigt.

Zu ihren großen Rollen gehörten die „Elisabeth“ in „Maria Stuart“ (1800) und die „Beatrice“ in der „Braut von Messina“ (1803).

Eigentlich fiel auch die Rolle der „Jungfrau von Orléans“ in ihr Fach. Herzog Karl August aber wollte seine Geliebte nicht als geharnischte Jungfrau auf der Bühne sehen und sorgte dafür, dass Schillers Drama erst nach einiger Verzögerung mit einer anderen, weniger bekannten Titelheldin aufgeführt wurde.

Literatur

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Commons: Karoline Jagemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. getauft am 27. Januar 1777 (Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 29. Januar 1777, S. 36).
  2. Todesanzeige und Kirchenliste in Weimarisches Wochenblatt vom 16. September und 4. Oktober 1825, S. 275 und 404.
  3. Getauft am 4. März 1784 (Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 17. März 1784, S. 86).
  4. Todesanzeige in Weimarer Zeitung vom 29. Mai 1858, S. 492.
  5. Er war der älteste Sohn der bekannten Charlotte von Stein und 1786–1796 mecklenburgisch-schwerinischer Kammerjunker, späterer Kammerherr
  6. Emde 2004, S. 311.
  7. Emde 2004, S. 39.
  8. Zeitzeichen. WDR, 10. Juli 2018, abgerufen am 19. Juli 2018.
  9. Jochen Stollberg: Die unbekannte Dame bekanntgemacht. 26. September 2022, abgerufen am 19. Januar 2024.
  10. Der Anlass für das Ende von Goethes Theaterleitung war der Auftritt eines dressierten Pudels auf der Bühne des Hoftheaters. Jagemann setzte die Aufführung des Erfolgsstücks Der Hund des Aubry, eines ins Deutsche übersetzten Melodrams von René Charles Guilbert de Pixérécourt, beim Großherzog durch, entgegen Goethes Theatergrundsätzen und gegen seinen Einspruch bei Carl August. Er drohte schriftlich aus Jena mit seinem Rücktritt. Der Pudel Dragon trat am 12. April 1817 auf und tags darauf war Goethe entlassen.
  11. Nicole K. Strohmann und Antje Tumat: „Bühnenrollen – Identitätskonzepte – Karrierestrategien. Einführende Überlegungen zu Künstlerinnen im Theater des 19. Jahrhunderts“. In: Dies. (Hg.): Bühnenrollen und Identitätskonzepte. Karrierestrategien von Künstlerinnen im Theater des 19. Jahrhunderts, Hannover 2016, S. 9–23, hier S. 17. Zur neueren Forschung zu Jagemann siehe Agnes Schmidt 2016.
  12. Die Namensangabe „Jagemann von Heyge[n]dorff“ stammt nicht vom Autor, sondern von der NDB-Redaktion; vgl. den originalen Artikel.