Karpniki
Karpniki (deutsch Fischbach) ist ein Ort der Landgemeinde Mysłakowice in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Karpniki Fischbach | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Jelenia Góra | |
Gmina: | Mysłakowice | |
Geographische Lage: | 50° 51′ N, 15° 52′ O
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Höhe: | 370-410 m n.p.m. | |
Einwohner: | 742 (2011[1]) | |
Postleitzahl: | 58-533 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 75 | |
Kfz-Kennzeichen: | DJE | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau |
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenKarpniki liegt ca. neun Kilometer östlich vom Gemeindesitz Mysłakowice (dt. Zillerthal-Erdmannsdorf), ca. dreizehn Kilometer südöstlich der Kreisstadt Jelenia Góra (Hirschberg) und 108 Kilometer südwestlich von der Woiwodschaftshauptstadt Breslau.
Karpniki liegt am nördlichen Fuß des Riesengebirges im Hirschberger Tal. Nördlich und östlich liegen die Sokole Góry (Falkenberge) und der Landeshuter Kamm. Nördlich des Dorfes liegt der 654 m hohe Hausberg Krzyżna Góra (Kreuzberg).
Nachbarorte
BearbeitenNachbarorte von Karpniki sind im Nordwesten Łomnica (dt. Lomnitz) und Wojanów (Schildau), im Norden Bobrów (poln. Boberstein) und Trzcińsko (Rohrlach), im Südosten Strużnica (Neu-Fischbach) und im Südwesten Krogulec (dt. Södrich).
Geschichte
BearbeitenIm Jahr 1300 wird das Dorf erstmals als Wysbach erwähnt. Im gleichen Jahr gehörte das Dorf zum Herzogtum Jauer. 1364 wird auf den Falkenbergen erstmals die Burg Falkenstein erwähnt, welche zum Schutze des Hirschberger Tal erbaut wurde. 1369 war Clericus Bolczen Burgfürst. Drei Jahre später ging die Burg als Lehen an das Herzogtum Schweidnitz-Jauer. Die Burg wurde in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zerstört und nicht wiederaufgebaut. Mauerreste haben sich bis heute erhalten.
1393 erfolgte erneut eine Erwähnung des Dorfes als Vischbach. 1399 wird in Fischbach erstmals eine Kirche erwähnt. 1438 geht das Dorf in den Besitz von Cuncze Bieler von Reichenbach über. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche St. Hedwig erbaut. 1532 hielt die Reformation Einzug in Fischbach. Die Dorfkirche wurde 1589 zu einem protestantischen Gotteshaus. Nachdem das Dorf samt dem Schloss Fischbach eine Weile der Familie von Schaffgotsch unterliegte, wurde es 1580 für 25.000 Taler an Friedrich von Kanitz verkauft. Die Familie von Kanitz waren bis 1648 Besitzer des Schlosses und des Dorfes Fischbach. 1593 brannte das Schloss Fischbach aus und wurde ein Jahr später wieder aufgebaut.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf stark verwüstet. 1632 suchte die Pest die Dorfbewohner heim, wobei 55 Menschen, darunter der Schlossbesitzer Christoph Frederick von Kanitz, umkamen. Zwischen 1633 und 1634 wurde Fischbach jeweils von kaiserlichen und schwedischen Truppen geplündert und zerstört. Bis 1648 wurde das Gut von der Witwe Lucrezia von Kanitz geleitet.
1651 wechselten das Schloss und das Dorf Fischbach durch Erbschaft in den Besitz der Familie von Winterfeld. 1652 kam es im Dorf zu Bauernprotesten gegen die Leibeigenschaft. Etwa zur gleichen Zeit befanden sich im Dorf eine Brauerei, mehrere Wassermühlen und zehn Fischteiche. 1654 wurde die Dorfkirche „rekatholisiert“. Evangelische Gottesdienste wurden heimlich in den umliegenden Wäldern abgehalten. Ab 1709 konnten Protestanten aus Fischbach die evangelische Gnadenkirche in Hirschberg besuchen.
In den folgenden Jahrzehnten wechselte Fischbach samt Schloss ebenfalls erbschaftlich mehrmals den Besitzer. Zwischen 1658 und 1679 war erblich Anne Elisabeth von Schönaich Besitzern von Fischbach. 1679 wechselte das Dorf in den Besitz von Graf Balthasar von Hoynow, der es 1725 weiterverkaufte. 1748 wurde in Fischbach die evangelische Kirche erbaut. Zwischen 1777 und 1784 gehörte das Dorf zum Kloster Grüssau. 1787 bis 1789 gehörte die Schlossanlage Fischbach dem Staatsminister Karl Georg von Hoym. 1789 wechselte das Dorf in den Besitz von Caspar Conrad Freiherr von Zedlitz. Dessen Enkel verkaufte das Dorf samt Schloss im Jahr 1822 an Prinz Wilhelm von Preußen, einen Bruder von König Friedrich Wilhelm III. und Generalgouverneur der preußischen Rheinprovinz. Unter ihm wurde das Schloss 1844 nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler im Stil der Neugotik umgebaut. In dieser Phase erlebte Fischbach eine kulturelle Blütezeit. Im Schloss wurden eine Kunstsammlung sowie eine große Bibliothek eingerichtet. Außerdem logierten dort in den Sommermonaten hochrangige Gäste, darunter König Friedrich Wilhelm III., Zar Nikolaus I. und Zar Alexander II. 1836 wurde in Fischbach ein neues Schulhaus erbaut. Nach dem Tod von Wilhelm von Preußen 1851 kamen das Schloss und das Dorf Fischbach durch die Heirat der Tochter Elisabeth mit Prinz Karl von Hessen-Darmstadt an diese Familie, das Schloss blieb bis 1945 im Eigentum des Hauses Hessen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Dorf bei Touristen sehr beliebt. Im Dorf gab es zwei Gasthöfe. In Abwesenheit des Schlossbesitzers war es den Gästen möglich, die Kunstsammlungen im Schloss Fischbach zu besichtigen. Im Laufe der Zeit wurde Fischbach – vor allem aufgrund der Lage am Riesengebirge – immer mehr zu einem Touristenort. In der Zwischenkriegszeit gab es mehr als 100 Gästebetten im Dorf.
1933 lebten in Fischbach 968 Einwohner, 1939 1010 Einwohner.[2] Zwischen 1943 und 1945 wurden im Schloss Fischbach zahlreiche Kunstwerke aufbewahrt, darunter die Darmstädter Madonna. Bis 1945 gehörte Fischbach zum Landkreis Hirschberg im Riesengebirge.
1945 kam der bisher deutsche Ort Fischbach unter polnische Verwaltung und wurde in Karpniki umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 wurde der Ort der Woiwodschaft Breslau zugeordnet. 1999 kam der Ort zum Powiat Jeleniogórski.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Schloss Fischbach – neogotischer Schlossbau[3]
- Schlosspark – Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße
- St.-Hedwigs-Kirche – erbaut in den der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
- Ruinen der evangelischen Kirche – ehemals 1748 erbaut und 1945 zerstört
- Ruinenreste der Burg Falkenstein
- Villa Anny Aichinger – 1878 erbaut, heute Pałac Dębowy
- Erhaltenes Kreuz des Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Georg Gotthold Monse (1751–1811), deutscher Buchdrucker
- Prinz Wilhelm von Preußen (1783–1851), Besitzer von Schloss Fischbach
- Prinzessin Marianne von Preußen (1785–1846) Gemahlin des Prinzen Wilhelm
- Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803–1879), deutscher Pädagoge und Sprichwortsammler, wurde in Fischbach geboren
- Adalbert von Preußen (1811–1873), Prinz von Preußen, wuchs in Fischbach auf
- Elisabeth von Preußen (1815–1885), Prinzessin von Hessen-Darmstadt, wuchs in Fischbach auf
- Waldemar von Preußen (1817–1849), Prinz von Preußen, wuchs in Fischbach auf
- Marie Friederike von Preußen (1825–1889), Königin von Bayern, wuchs in Fischbach auf
- Ulrich von Saint-Paul-Illaire (1833–1902), Hofmarschall, Erbauer einer Villa in Fischbach
- Georg Christian Heinrich Götschmann (1857–1929), deutscher Bildhauer
Literatur
Bearbeiten- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 94–95.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ GUS: Einwohnerzahlen in Polen, Stand 31.03.2011
- ↑ Verwaltungsgeschichte – Kreis Hirschberg im Riesengebirge ( vom 3. September 2017 im Internet Archive)
- ↑ Illustration von 1839: Schloss Fischbach in Schlesien (Digitalisat)