Katholischer Akademikerverband

Organisation

Der Katholische Akademikerverband e. V. ist ein europaweit tätiger Zusammenschluss katholischer Hochschulabsolventen. Er ist aus dem Verband der Vereine katholischer Akademiker hervorgegangen, dessen Vorläufer der Verein akademisch gebildeter Katholiken war.

Geschichte

Bearbeiten

Deutschland

Bearbeiten

Auf dem Aachener Katholikentag 1912 wurde die Forderung laut, die Ortsgruppen des Vereins akademisch gebildeter Katholiken (gegründet 1909) zu einem Gesamtverband zusammenzuschließen. Der erste Präsident des Verbands der Vereine katholischer Akademiker, der aus den Ortsvereinen Bonn, Bremen, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Kleve und Köln im Jahr 1913 entstand, wurde der Kölner Carl Gussone. Aus diesem Verein entstand später der Katholische Akademikerverband Deutschland (abgekürzt KAV), dem Franz Xaver Münch als Gründungsmitglied und ab 1916 (über 20 Jahre) als Sekretär diente. Im Gegensatz zur Görres-Gesellschaft strebte der KAV eine größere Eigenständigkeit des Katholizismus an.

Abt Ildefons Herwegen, Alois Dempf, Robert Schumann, Heinrich Brüning, Paul Simon, Johannes Pinsk und andere waren dem Verband aktiv verbunden. Papst Pius XI. gab 1928 dem Katholischen Akademikerverband Deutschland den Auftrag zum „Apostolat des Geistes“. Im selben Jahr begann der Verband mit der Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel Der katholische Gedanke.

Mit der theologischen Fakultät des Erzbischöflichen Stuhls in Salzburg, der deutschsprachigen Benediktinerkonföderation und der Görres-Gesellschaft veranstaltete der Katholische Akademikerverband Deutschland erstmals vom 3. bis 22. August 1931 die Salzburger Hochschulwochen (SHW), auch als universitas catholica in nuce bezeichnet. Anschließend kam es zum Zerwürfnis mit der Görres-Gesellschaft, die zu diesem Zeitpunkt von Heinrich Finke präsidial geführt wurde.

1935 hatte der Verband zirka 11.000 Mitglieder. Am 21. Dezember 1938 wurde der KAVD aufgelöst und verboten.

1947 wurde der Verband in Mülheim an der Ruhr neu gegründet – in der kirchenrechtlichen Form eines privaten Vereins (convociato privata) von Gläubigen gemäß c 299 CIC. Als Sitz wurde Marl gewählt.

Im Juni 2014 beschloss die Generalversammlung des KAVD, zum Jahresende 2014 seine überdiözesane Tätigkeit einzustellen. Zum gleichen Datum löste der Verband seine Strukturen auf.[1][2] Als Grund wurde der Mitgliederrückgang und der damit verbundene Verlust an Beitragsmitteln genannt. In den Diözesen soll die regionale Arbeit fortgesetzt werden.

Die Zeitschrift Renovatio – Zeitschrift für das interdisziplinäre Gespräch wurde ebenfalls zum Jahresende 2014 eingestellt; die Hefte der Jahrgänge 1976–2014 sind weiterhin als pdf abrufbar.[3]

Österreich

Bearbeiten

1947 gründete Monsignore Otto Mauer den Katholischen Akademiker/innenverband der Erzdiözese Wien (KAV), deren Geistlicher Assistent er war. Otto Schulmeister, Erika Weinzierl, Ferdinand Klostermann und Markus Bittner zählten zu den ersten Mitgliedern und die Zeitschrift Wort und Wahrheit war ihr Sprachrohr. 2006 erfolgte die Umbenennung in „Forum Zeit und Glaube / Katholischer Akademiker/innenverband Wien“. Helmut Schüller ist gegenwärtig sein Geistlicher Assistent. Der KAV existiert in den Diözesen Eisenstadt, St.Pölten, Gurk-Klagenfurt, Graz-Seckau (Forum Glaube Wissenschaft Kunst), Linz (Forum St. Severin), Salzburg und als Dachverband Katholischer Akademiker/innenverband Österreich, der Herausgeber der Zeitschrift „Quart“ ist. Als Laienorganisation mit ca. 1.500 Mitgliedern ist der KAV eine Gliederung der Katholischen Aktion.

Veröffentlichungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Michael Graetz, Aram Mattioli (Hrsg.): Katholische Akademiker in der Krise der Moderne. Die Entstehung des Katholischen Akademikerverbands im wilhelminischen Deutschland zwischen bildungsbürgerlichen Reformbewegungen und Laienapostolat. Krisenwahrnehmungen im Fin de siècle. Jüdische und katholische Bildungseliten in Deutschland und der Schweiz, Zürich 1997, S. 285–300.
  • Dieter Breuer, Gertrude Cepl-Kaufmann (Hrsg.): Der „Katholische Akademikerverband“ im Übergang von der Weimarer Republik ins „Dritte Reich“. Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland, Paderborn 1997, S. 551–576.
  • Jessica Lammerse: Der Katholische Akademikerverband als Teil des Katholischen Milieus in Deutschland. Historische Darstellung unter besonderer Berücksichtigung der Ortsvereinigung Essen von ihren Anfängen bis in die 1970er Jahre (= Forum Religion & Sozialkultur, Abt. B: Profile und Projekte, Bd. 22), ISBN 978-3-8258-0222-6
  • Renovatio. Zeitschrift für das interdisziplinäre Gespräch, 52 (1996) S. 219–230: Das Bild des Akademikers ist unscharf geworden. Wie zugkräftig ist der Katholische Akademikerverband?
  • Vanessa Conze: Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung (1920-1970). Der Katholische Akademikerverband, Seite 51. ISBN 3-486-57757-3 (Volltext digital verfügbar).
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. KAVD: Aktuelle Mitteilungen (Memento des Originals vom 13. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kavd.de
  2. kar.ruhr: Über uns, abgerufen am 29. Mai 2020.
  3. Katholischer Akademikerverband in der Erzdiözese Freiburg: Zeitschrift »Renovatio«, Archiv, abgerufen am 9. Dezember 2020.