Kathus

Stadtteil von Bad Hersfeld

Kathus ist ein Stadtteil von Bad Hersfeld im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Spitzname der Kathuser Einwohner ist „die Wilddiebe“ – möglicherweise ein Hinweis auf die ehemals vorhandene Rückständigkeit der etwas abgelegenen Ortschaft.

Kathus
Koordinaten: 50° 53′ N, 9° 46′ OKoordinaten: 50° 52′ 50″ N, 9° 46′ 27″ O
Höhe: 227 (206–240) m
Fläche: 3,49 km²
Einwohner: 862 (2013)[1]
Bevölkerungsdichte: 247 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36251
Vorwahl: 06621
Blick vom Petersberg auf Kathus
Blick vom Petersberg auf Kathus

Geographie

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Geographische Lage

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Der größte Teil des Ortes liegt am Hang des 340,4 m ü. NN hohen Gellenberges, der nordwestlich des Dorfes liegt. Das bebaute Gebiet liegt auf 206 m ü. NN an der Solz und steigt bis 240 m ü. NN an den Hängen des Gellenberges an.

Der Stadtteil ist über die Kreisstraße 2 erreichbar, die in dem Bad Hersfelder Stadtteil Sorga von der Bundesstraße 62 abzweigt. Der öffentliche Personennahverkehr erfolgt durch die RhönEnergie Bus GmbH mit der Linie 3 des Stadtbus und der Linie 7 für den Schülerverkehr.

 
Die Hinweistafel am Bad Hersfelder Stadtteil Kathus wurde 2018 neu gestaltet. Links oben das neue Ortslogo. Rechts eine Abbildung des "Kathuser Wilddiebs"

Geologie

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Das sogenannte Seeloch, ein Erdfall, rund einen Kilometer nordöstlich vom Ortskern auf etwa 300 m ü. NN gelegen, hat einen Durchmesser von etwa 80 Metern. In dem nahezu kreisrunden Trichter steht Wasser und bildet einen über 16 Meter[2] tiefen natürlichen See. Er ist durch Subrosion in der Gesteinsschicht des Zechsteins entstanden.[3] Diese Gesteinsschicht beginnt etwa 490 Meter unter dem Seeloch. Die 490 Meter über dem Zechstein bestehen im Wesentlichen aus dem unteren und mittleren Buntsandstein. Diese Gesteinsschichten sind hier von Bruchlinien durchzogen, sodass Wasser zum Zechstein gelangt und diesen auslaugt. Dadurch entstand ein Hohlraum, der zu Einbrüchen im Deckgebirge geführt hat. In deren Folge bildete sich dann der kegelförmige Erdfalltrichter an der Oberfläche. Erhöhte Natrium- und Chlorwerte im Oberflächenwasser lassen auf eine Vermischung mit der Salzlösung im Zechstein schließen.

 
Panorama vom Naturdenkmal Kathuser Seeloch.

Nach palynologischen und stratigraphischen Untersuchungen der Sedimente im Erdfall geht man davon aus, dass sich das Seeloch in der Eem-Warmzeit (Riss/Würm-Interglazial) gebildet hat, also vor rund 120.000 Jahren. Durch weitere Einbrüche wächst das Seeloch weiter. Der letzte größere Einbruch fand vom 13. auf den 14. Februar 1969 statt; dabei sank kurzfristig der Wasserspiegel um knapp fünf Meter und ein am Rand stehendes Schützenhaus wurde zerstört.[4]

Auf einer schwimmenden Insel im See und an den Ufern wachsen Moor-Birken, Ohr-Weiden, Schnabel-Segge, Breitblättriger Rohrkolben und Gilbweiderich auf der Grundlage eines Fieberkleerasens.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Die Ersterwähnung des Hofes Katanes erfolgte 874, als der Hofbesitzer Katanes und seine Frau Reginhilt ihr Hofgut dem Kloster Fulda schenkten. Ab 1003 war der Ort eine fuldische Enklave in hersfeldischem Gebiet, bis der Hof 1353 mit Einwilligung von Abt Heinrich von Fulda an den Bürger Hermann Brückenmüller aus Hersfeld verkauft wurde. 1426 erwarb die Abtei Hersfeld eine Hälfte des Hofgutes. Später gehörte die Siedlung „Kattes“ vollständig zu Hersfeld und wurde vom Abt der Propstei Petersberg zugewiesen. Aus der Propstei entstand der hersfeldische Verwaltungsbezirk Petersberg, dem Kathus angehörte. Auch kirchlich gehörte Kathus mit seiner 1386 erbauten Kirche zu Petersberg. Zu Übergriffen des hessischen Amtmannes von Friedewald auf das Kathuser Gebiet kam es im Jahr 1495.[5]

Bis in die neuere Zeit war Kathus stark kleinbäuerlich und durch einen hohen Anteil an Arbeitern geprägt, die als Pendler in der Industrie von Bad Hersfeld beschäftigt waren. In der jüngeren Vergangenheit hat sich Kathus zu einem Ort entwickelt, der als typische Vorstadt teils traditionelle, teils „zugezogene“ Anwohner beherbergt. Der Kathuser Dialekt ist wegen der Randlage zu Thüringen und zu der Rhön eine Mischung aus beiden Dialekten.

Die evangelische Kirche in Kathus wurde 1971/72 am Nordrand des Siedlungsgebietes erbaut und ersetzte eine mutmaßlich spätmittelalterliche, wegen Baufälligkeit abgerissene „Kapelle“ in der Ortsmitte. In den Jahren 2013 bis 2017 wurde der Kirchenraum völlig neu gestaltet.[6]

Zum 31. Dezember 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde Kathus in die Kreisstadt Bad Hersfeld eingegliedert.[7][8] Für den Stadtteil Kathus wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[9]

Einwohnerentwicklung

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Kathus hatte im Jahr 1610 lediglich 16 Haushaltungen. 1747 waren es 37 Haushalte.

Kathus: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
359
1840
  
397
1846
  
392
1852
  
454
1858
  
477
1864
  
462
1871
  
435
1875
  
432
1885
  
427
1895
  
410
1905
  
453
1910
  
445
1925
  
574
1939
  
633
1946
  
800
1950
  
853
1956
  
839
1961
  
847
1967
  
824
1970
  
870
1980
  
?
1994
  
961
2004
  
981
2011
  
876
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970 LAGIS[10]; nach 1980. Stadt Bad Hersfeld; Zensus 2011[11]

Für Kathus besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Kathus) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[9] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen in Hessen 2021 gehören ihm neun Mitglieder der Liste „Unabhängige-für-Kathus“ (UfK) an. Ortsvorsteher ist Michael Barth (UfK).[12]

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Einzelnachweise

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  1. Lokaler Nahverkehrsplan für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg > format=PDF (Memento vom 29. Mai 2022 im Internet Archive)
  2. Von der Erde verschluckt. In: Hersfelder Zeitung, 20. Januar 2013; abgerufen am 25. Juli 2019.
  3. „Bergamt: Erd-Einbrüche auch bei uns möglich. Bekanntes Beispiel: Kathuser Seeloch“. In: Hersfelder Zeitung, 2. November 2010.
  4. Alfred Finkenwirth, Siegfried Holtz: Entstehung und Alter des Erdfalls „Seeloch“ bei Bad Hersfeld (Kurzfassung). Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt, abgerufen am 10. November 2024.
  5. Dr. Groscurth: Dörfer des Landkreises Hersfeld In: Mein Heimatland, Dezember 1961, Band 19. (Beilage der Hersfelder Zeitung)
  6. Evangelische Kirchengemeinde Petersberg mit Sorga und Kathus. Abgerufen am 14. April 2023.
  7. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 20. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 396 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. a b Hauptsatzung. (PDF; 145 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Hersfeld, abgerufen im Februar 2023.
  10. Kathus, Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Februar 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 72, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Ortsbeirat Kathus. In: Webauftritt. Stadt Bad Hersfeld, abgerufen im Februar 2023.