Kawaji Toshiyoshi

japanischer Samurai, Modernisierer der japanischen Polizei

Kawaji Toshiyoshi (jap. 川路 利良, Kawaji Toshiyoshi, auch Toshinaga; * 17. Juni 1834 im Lehen Satsuma (heute: Präfektur Kagoshima)[1]; † 13. Oktober 1879[2]) war ein Samurai, der wegen seiner Verdienste um die Modernisierung des japanischen Polizeiwesens nach europäischem Vorbild als „Vater der japanischen Polizei“ (日本警察の父, Nihon keisatsu no chichi) gilt.[3][4]

Kawaji Toshiyoshi

Kawaji Toshiyoshi wurde als Sohn des Polizisten (yoriki) Kawaji Toshiai (川路利愛) und seiner Frau Etsuko (悦子) im Lehen Satsuma geboren. 1864 nahm er am Aufstand am Hamaguri-Tor teil. Satsuma und weitere kaisertreue Lehen erhoben sich 1868 im Boshin-Krieg gegen das regierende Tokugawa-Shogunat, wobei Kawaji für sein Lehen an der Schlacht von Toba-Fushimi teilnahm. Unter der neuen Regierung erhielt er 1871 einen niederen Beamtenposten (東京府大属, Tōkyō-fu daisakan) in der Präfektur Tokio und wurde ein Jahr später Chef der ein Jahr zuvor gegründeten Hauptstadtpolizei (邏卒総長, rasotsu sōchō).[1] Im September 1872 wurde die Polizei dem Justizministerium unterstellt und dort zur Verwaltung das Polizeiamt Keiho-ryō (警保寮) gegründet, dessen stellvertretender Leiter (警保助, Keiho-suke) auf nationaler Ebene und Polizeipräsident (大警視, daikeishi) für Tokio er wurde.[1][5]

Auf Anraten von Saigō Takamori, den er aus dem Boshin-Krieg kannte,[1] nahm er im Oktober 1872 an einer Delegation nach Europa zum Studium der dortigen Rechts- und Polizeisysteme teil.[3][6] Allein vier Monate hielt sich die Delegation in Paris auf, da die französische Polizei und insbesondere die Polizeipräfektur von Paris als besonders effektiv galten und zudem zentralistisch ausgerichtet war. Ein anderer Grund war, dass auch das Gerichts- und Rechtssystem bereits französischen Vorbild folgten.[7][8] Es wurden auch andere kontinentaleuropäische Staaten, darunter Preußen und Österreich-Ungarn besucht, während das Vereinigte Königreich ausgelassen wurde, da deren dezentralisiertes Polizeisystem und geringere Machtfülle der Polizei als ungeeignet für die Stabilität des jungen japanischen Staat angesehen wurden.[9][10] Nach seiner Rückkehr im September 1873 legte er einen Entwurf zur Ausgestaltung einen neuen Polizeisystems nach französischem Vorbild vor, einschließlich der Trennung in eine Kriminalpolizei (司法警察, shihō keisatsu, vgl. police judiciaire), die beim Justizministerium verbleiben sollte, und eine Verwaltungspolizei (行政警察, gyōsei keisatsu, vgl. police administrative), die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung verantwortlich und einem noch zu gründenden Innenministerium unterstellt sein sollte.[11][12] Innerhalb kurzer Zeit wurden seine Vorschläge umgesetzt: am 9. Januar 1874 würde das Keiho-ryō dem im November zuvor gegründeten Innenministerium unterstellt, und am 15. Januar das Tōkyō Keishi-chō als Tokioter Präfekturpolizei gegründet, dessen erster Präsident er wurde.[13][14][7]

Als sein früherer Förderer Saigō Takamori sich als Anführer der Satsuma-Rebellion im Januar 1877 gegen die Regierung erhob, wurden alle Polizeipräfekturen, einschließlich des Tōkyō Keishi-chō, abgeschafft und die Polizei direkt der im Innenministerium angesiedelten Behörde Keishi-kyoku (警視局) unterstellt,[1][15][16] deren Leiter er wurde. Diese Behörde erhielt zudem die Kompetenzen der Kriminalpolizei. Beides wurde erst 1881 wieder rückgängig gemacht.[17] Während der Rebellion nahm Kawaji auf Seite der Regierung als Kommandant der Speziellen 3. Brigade (別働第3旅団, betsudō dai-san ryodan) teil, die aus Polizeieinheiten bestand.[1]

1878 unternahm er eine zweite Reise nach Frankreich, erkrankte schwer und starb kurz nach seiner Ankunft in Japan.[3][1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g 笠原英彦: 川路利良. In: 朝日日本歴史人物事典 bei kotobank.jp. Abgerufen am 26. Januar 2013 (japanisch).
  2. 川路利良. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 26. Januar 2013 (japanisch).
  3. a b c Maik Hendrik Sprotte: Konfliktaustragung in autoritären Herrschaftssystemen. Eine historische Fallstudie zur frühsozialistischen Bewegung im Japan der Meiji-Zeit. Tectum, Marburg 2001, ISBN 3-8288-8323-0, S. 117–118 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Dissertation an der Universität Bonn).
  4. 浪速風: 「凶悪な心は、いつの世も」と見抜いたが(10月29日). In: MSN産経west. Sankei Shimbun-sha, 29. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2013; abgerufen am 27. Januar 2013 (japanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sankei.jp.msn.com
  5. Wilhelm Röhl: Public Law. In: Wilhelm Röhl (Hrsg.): History of Law in Japan since 1868. Brill, 2005, ISBN 90-04-13164-7, S. 137 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Christopher Aldous: The Police in Occupation Japan: Control, corruption and resistance to reform. Routledge, 1997, ISBN 0-415-14526-0, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b D.E. Westney: The emulation of Western organizations in Meiji Japan: the case of the Paris Prefecture of Police and the Keishi-chō. In: Peter F. Kornicki (Hrsg.): Meiji Japan: Political, Economic and Social History 1868–1912. Volume III: The Mature Meiji State. Routledge, 1998, ISBN 0-415-15621-1, S. 112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Aldous, S. 21
  9. Aldous, S. 20–21
  10. Sprotte, S. 118
  11. Sprotte, S. 118/119
  12. Aldous, S. 21
  13. Röhl, S. 137–138
  14. Sprotte, S. 119
  15. Sprotte, S. 120
  16. Westney, S. 116
  17. Röhl, S. 138