Ein keltischer Göttername gehört in der Namenforschung zur Gattung der Sakralnamen im Keltischen und benennt namentlich einen Gott mit einem Nomen proprium (Eigennamen) oder mit einem Cognomen (Beinamen). Vor allem in Ortsnamen und Personennamen der keltischen Sprachen, aber auch in anderen Sprachen, beispielsweise in Latein, kommt als Bestandteil ein keltischer Göttername vor. Solche Namen werden in der Namenkunde als theophore Namen[1] aufgefasst.[2]

Die Anthroponymie sieht auch die Namen für mythische Wesen als Personennamen an, so auch Namen für Dämonen, Gottheiten oder personifizierte Tiere im keltischen Kulturraum.[3]

Zur Überlieferung keltischer Götternamen

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Aus dem keltischen Kulturraum sind Götternamen vor allem in Weihinschriften der römischen Zeit und mitunter in Nachrichten der antiken Autoren überliefert. Die Weihinschrift zeichnet sich aus durch das Prinzip der Interpretatio Romana,[4] das zahlreiche unterschiedliche keltische Namen oder Beinamen mit einigen wenigen römischen Götternamen verbindet – etwa ein Apollo Amarcolitanus („dessen Blick weit ist“),[5] Apollo Anextlomarus („großer Beschützer“),[6] Mars Iovantucarus („der die Jugend liebt“)[7] und Mercurius Arvernorix[8] („König der Arverner“).[9]

Oftmals kommen in den Inschriften männliche und weibliche Gottheiten als ein Götterpaar vor und es tragen beide Partner – oder zumindest die Göttin – noch den ursprünglichen keltischen Namen, so etwa Ucuetis und Bergusia,[10] Borvo und Damona,[11] Apollo Grannus und Sirona,[12] sowie Mars Leucetius und Nemetona.[13] Ob der Gott und die Göttin bei allen diesen Paaren als Gatten fungieren, ist nicht erforscht. Denkbar wäre hingegen auch, dass zwei Gottheiten allein wegen ihrer ähnlichen Funktionen oder Zuständigkeitsbereiche gleichgesetzt wurden.[9]

Insbesondere im Rheinland sind als Dreiergruppen die Matronen anzutreffen, mitunter finden sie sich auch in Britannien und Südfrankreich. Ebenso kommen vor allem im Rheinland seit der frühen Römischen Kaiserzeit die Jupitergigantensäulen vor.[14] Ferner finden sich Heilgötter, die an Quellheiligtümern[15] verehrt wurden.[9]

Die Namen und die Darstellungen gallischer Götter sind oft mit bestimmten Tieren verbunden, etwa mit dem Bären,[16] dem Eber,[17] dem Hirsch[18] und dem Stier[19], oder deren Attributen.[9]

Auffällig ist, dass die in der antiken Literatur erwähnten keltischen Gottheiten dem Zeugnis der Weihinschriften nach nicht als Indiz für deren herausgehobene Bedeutung zu werten sind. So erwähnt etwa Lucan im De bello civili[20] in einer vielkommentierten Stelle die drei Götter Teutates, Esus und Taranis, doch begegnet Teutates nur in vier Weihinschriften,[21] Esus nur auf dem zuvor schon erwähnten Nautenpfeiler und Taranis kommt bisher in diesen Inschriften als Göttername überhaupt nicht vor.[9]

Namen wie Teutates (als Ableitung von *teutā, „Stamm“) oder Anextlomarus („großer Beschützer“) waren möglicherweise nur schmückende Beinamen und lassen sich wohl auch auf ganz unterschiedliche Götter beziehen. Dafür spricht auch, dass eine ganze Reihe keltischer Appellativa, darunter Albiorix, Atepomarus, Camulorix, Caturix und Moritasgus[22] sowohl als Götter- wie auch als Personennamen belegt sind.[23]

Für die Kultur der Gallier lasse sich wohl kaum ein hierarchisch gegliedertes Götter-Pantheon annehmen, so Bernhard Maier, da viele Gottheiten nach dem Zeugnis der Weihinschriften nur lokale oder regionale Gestalten darstellen.[9]

Anmerkungen

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  1. Thorsten AnderssonTheophore Namen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 30, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018385-4, S. 442–452.
  2. Bernhard MaierGötternamen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 12, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016227-X, S. 295 f.
  3. Andrea Brendler, Silvio Brendler: Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralladinisch. Baar, Hamburg 2007, ISBN 978-3-935536-65-3.
  4. Bernhard Maier: Interpretatio. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 15, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016649-6, S. 460–465.
  5. CIL 13, 2600.
  6. Zur Inschrift auf einer Bronzeschale aus South Shields in Neu-England: Apollini Anextlo- maro M. A(ntonius) Sab(inus). […] – Wilhelm Hirschfelder u. a. (Hrsg.): Wochenschrift für klassische Philologie. Band 4. R. Gaertner, 1887, S. 48.
  7. CIL 25, 15–19.
  8. CIL 13, 6603.
  9. a b c d e f Vgl. Bernhard MaierKeltische Religion. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 413–420.
  10. CIL 13, 11247.
  11. CIL 13, 2805, CIL 13, 2806, CIL 13, 2807, CIL 13, 2808 und öfter.
  12. CIL 13, 4129 und öfter.
  13. CIL 13, 6131 und öfter.
  14. Gerhard BauchhenßJupitergigantensäulen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 132–135. (books.google.de).
  15. Britt-Marie Näsström, Wolf-Rüdiger Teegen: Quellheiligtümer und Quellkult. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 24, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017575-4, S. 15–29.
  16. Zu Dea Artio in CIL 13, 4113 und CIL 13, 5160 zu kymrisch arth („Bär“) siehe Kurt Ranke, Hans Reichstein: Bär. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 2, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1976, ISBN 3-11-006740-4, S. 45–48.
  17. Über Mercurius Moccus in CIL 13, 5676 zu irisch mucc („Schwein“) vgl. Heinrich Beck (Philologe), Karl Horst SchmidtEber. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 6, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1986, ISBN 3-11-010468-7, S. 328–336.
  18. Zu Cernunnos, bildlich dargestellt mit Hirschgeweih auf dem sogenannten Pfeiler der Nautae Parisiaci siehe Wilhelm Heizmann, Hans Reichstein, Heiko SteuerHirsch. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 14, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016423-X, S. 588–612.
  19. Über Tarvos Trigaranus, einen Stiergott, dargestellt als Stier mit drei Kranichen, ebenfalls auf dem Nautenpfeiler von Paris siehe Anders Hultgård: Stierkult. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 29, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018360-9, S. 630–635.
  20. Marcus Annaeus Lucanus: De bello civili 444–446.
  21. CIL 13, 219 und CIL 13, 1017 sowie CIL 3, 5320 und CIL 6, 31182.
  22. David Ellis Evans: Gaulish personal names: a study of some Continental Celtic formations. In: Clarendon Press. Nr. 3. Oxford 1967. Siehe nach Albiorix: S. 245–249; Atepomarus: S. 52–53; Camulorix: S. 160–161; Caturix: S. 171–174; Moritasgus: S. 103.
  23. Vgl. dazu Bernhard Maier: Zu den keltischen Namen von Carlisle und Colchester. In: Beiträge zur Namenforschung 32, 1997, S. 281–285.

Literatur

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  • Bernhard MaierGötternamen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 12, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016227-X, S. 295 f.
  • Bernhard MaierKeltische Religion. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 413–420.
  • Bernhard Maier: Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60179-8.
  • Joaquín Gorrochategui, Patrizia De Bernardo Stempel: Die Kelten und ihre Religion im Spiegel der epigraphischen Quellen: Akten des 3. F.E.R.C.A.N. Workshops. (= Anejos de Veleia. Band 11.) Servicio editorial de la Universidad del País Vasco, Vitoria-Gasteiz 2000, OCLC 496417817.
  • David Ellis Evans: Gaulish personal names: a study of some Continental Celtic formations. In: Clarendon Press. Nr. 3. Oxford 1967.
  • Bernhard Maier: Zu den keltischen Namen von Carlisle und Colchester. In: Beiträge zur Namenforschung. 32. 1997, S. 281–285.