Kieler Grüngürtel

Grünflächen am Kieler Stadtrand

Der Kieler Grüngürtel wurde im Zuge des Grünflächen- und Siedlungsplans für Kiel projektiert, den Willy Hahn, Technischer Baurat der Stadt, zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge 1922 aufgestellt hatte. Ihre Planung löste den Generalbebauungsplan von 1901 ab, den so genannten Stübben-Plan, und orientierte sich vor dem Hintergrund des nach dem Ersten Weltkrieg stagnierenden Stadtwachstums an den neuen städtebaulichen Leitbildern des sozialen Bauens und Wohnens der Zeit.[1] Zentrale Idee war eine ringförmige Zonierung des Stadtgebietes um die Innenstadt herum, angelehnt an die englische Gartenstadtbewegung.

Der Grüngürtel als Kernstück innerhalb dieses Entwicklungsplans schließt unmittelbar an die geschlossene gründerzeitliche Bebauung Kiels an und integrierte die damals rudimentär vorhandenen Kleingarten-Gebiete. Er verläuft entsprechend der Kieler Stadttopographie hufeisenförmig entlang der so genannten Mühlenwegtrasse bzw. heutigen Bundesstraße 76, vom Nord-Ostsee-Kanal bis zur Schwentine, unterbrochen durch die straßenbegleitende Bebauung der Ring- und Ausfallstraßen, an die sich in dem Plan weiter außerhalb weitere Siedlungsgebiete anschlossen.

Ein Großteil der Grünflächen war für Kleingärten zur Selbstversorgung vorgesehen, ebenso wurden aber Parks, Friedhöfe, Sportstätten, Wälder und weitere Gartenflächen projektiert.[2] Die Bandbreite dieser Nutzungen spiegelt dabei den von Hahn zu Grunde gelegten Wandel der Funktion städtischer Grünflächen, die nicht mehr repräsentativen Zwecken dienten, sondern aktiv für Gartenbau, Sport und Erholung genutzt werden sollten.[3]

Unter Bürgermeister Emil Lueken wurde der Grüngürtel als Kernstück des Stadtentwicklungsvorhabens unmittelbar nach Aufstellung des Planes zu realisieren begonnen. Für Schlagzeilen sorgt bis in Gegenwart die Frage des Wohnens im Grüngürtel. In den 1940er und 50er Jahren waren dort temporär Genehmigungen für Bauten in Kleingartengebieten erteilt worden, die bis heute z. T. bewohnt und toleriert werden.[4]

Literatur

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  • Der Ausbau eines Grüngürtels der Stadt Kiel. Im Auftrag des Magistrats hrsg. von Willy Hahn und Leberecht Migge, Kiel 1922 OCLC 39382503.
  • Jürgen Jensen, Peter Wulf: Geschichte der Stadt Kiel. Wachholtz, Neumünster 1991, ISBN 3-529-02718-9.
  • Dörte Beier: Kiel in der Weimarer Republik. Die städtebauliche Entwicklung unter der Leitung Willy Hahns. Ludwig, Kiel 2004, ISBN 3-933598-86-9 (Schleswig-holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte, ZDB-ID 21278441, Bd. 7; Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, ISSN 0174-447X, Bd. 48).
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Einzelnachweise

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  1. Dörte Beier: Kiel in der Weimarer Republik. Die städtebauliche Entwicklung unter der Leitung Willy Hahns. Ludwig, Kiel 2004, S. 131–133.
  2. Stadtanlage und Stadtgestalt. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Bd. 1, Landeshauptstadt Kiel. Bearb. von Lutz Wilde Wachholtz, Neumünster 1995, ISBN 3-529-02520-8, S. 73.
  3. Dörte Beier: Kiel in der Weimarer Republik. Die städtebauliche Entwicklung unter der Leitung Willy Hahns. Ludwig, Kiel 2004, S. 137.
  4. Warum ist Wohnen im Grüngürtel problematisch? kiel.de, abgerufen am 4. Dezember 2017.