Kielno (deutsch Kölln, früher auch Köln) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zum Verwaltungsbezirk Landgemeinde Szemud im Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Kielno
?
Hilfe zu Wappen
Kielno (Polen)
Kielno (Polen)
Kielno
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowo
Gmina: Szemud
Geographische Lage: 54° 27′ N, 18° 20′ OKoordinaten: 54° 27′ 10″ N, 18° 20′ 15″ O
Einwohner:

Geographische Lage

Bearbeiten

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, am Köllner See, etwa 21 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Neustadt in Westpreußen, 16 Kilometer westnordwestlich der Stadtbezirks Oliwa und zehn Kilometer ostsüdöstlich von Szemud (Schönwalde).

 
Ortschaft in ihrer Umgebung am Köllner See (2021)
 
Kölln, südsüdöstlich von Neustadt in Westpreußen sowie westnordwestlich von Oliva und Danzig, auf einer Landkarte von 1910
 
Dorfstraße (2008)

Geschichte

Bearbeiten

Ältere Ortsbezeichnungen des pommerellischen Dorfs sind Kielno, Kolono, Kölln am Walde[1] sowie Kölln oder Köllnsche Hütte (1780).[2] Bei Übernahme des Landes durch den Deutschen Orden zählte Cöln am Walde zu den Zinsdörfern des Waldamtes Danzig; hier soll einst eine Glasfabrik gewesen sein.[1] Das älteste Schulzenprivileg wurde am Martinstag des Jahres 1340 einem Adolph von dem Landkomtur zu Danzig Winrich von Kniprode ausgestellt und besagt, dass Kölln selbst nur aus 40 Hufen bestand, wovon vier Pfarrhufen und weitere vier freie Schulzenhufen waren.[1]

Besitzer des Vorwerks Kölln waren die meiste Zeit Danziger Patrizierfamilien; in Urkunden genannt werden Eberhardt Ferber (bald nach 1500), Weyher (1583), von Werden (1597 und 1654), von der Linde (1686), dann eine Reihe verschwägerter Adelsfamilien als Anteilseigner. Um etwa 1762 kam der Gutsbezirk in den Besitz der Familie von Lebinski.[1] Im Jahr 1789 wird Kölln oder Köllnsche Hütte als ein im Besitz der Familie von Lebinski befindliches Gratial-Gut mit einer katholischen Kirche und 26 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[2] 1818 werden Kölln und Köllnschehütte als zwei getrennte Ortschaften aufgeführt.[3] 1828 folgte im Besitz der Kreis- und Landschaftsdeputierte Dix, dessen Abkömmlinge den Gutsbezirk aufgeteilt haben. Auch der Schulzenhof ist lange Zeit mit dem Vorwerk vereint gewesen, der Restgutsbesitzer hieß Spielberg (1905).[1] Für das Restgut wurde 1912 eine Flächengröße von 46,5 Hektar angegeben.[4]

Im Jahr 1873 wurden Kölln und Köllner Hütte zu einer Landgemeinde zusammengelegt.[1]

Bis 1919 bildete Kölln eine Landgemeinde im Kreis Neustadt in Westpreußen im Regierungsbezirk Danzig in der Provinz Westpreußen im Deutschen Reich. Als nach dem Ersten Weltkrieg der Versailler Vertrag die Verlegung des Polnischen Korridors durch das Reichsgebiet vorsah, wurde das deutsche Dorf der neugegründeten Zweiten Polnischen Republik einverleibt. Nach dem Überfall auf Polen wurde das entnommene Territorium des Polnischen Korridors 1939 wieder in das Reichsgebiet eingegliedert.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee das Kreisgebiet. Bald darauf wurde es von der Sowjetunion zusammen mit Westpreußen und ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurden die deutschen Einwohner, einschließlich der Alteinwohner, die hier Grundbesitz hatten, von der polnischen Administration enteignet und aus Kölln vertrieben.

Demographie

Bearbeiten
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 97 Dorf und Zubehör (vier Ortschaften: Brzozowken, Demonitz, Glinna und Nawarolla), adlige Besitzung, mit einer katholischen Kirche;[5] davon 17 Evangelische und 80 Katholiken[3]
1852 373 Dorf[6]
1864 528 am 3. Dezember, Erhebungsbezirk[7]
1867 1217 am 3. Dezember, Gutsbezirk[8]
1871 1325 am 1. Dezember, Gutsbezirk, davon 96 Evangelische, 1224 Katholiken und fünf Juden[8]
1910 1020 am 1. Dezember, Landgemeinde[9]
 
Alte katholische Sankt-Adalbert-Kirche (2021)
 
Kirche und Friedhof (2021)

Die Kirche zu Kölln wurde schon im Schulzenprivileg von 1340 erwähnt,[1] ihre Anfänge stammen also aus der Frühzeit des Christentums in dieser Region. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie als katholische Kirche neu erbaut. 1686 wurde sie noch als Fachwerkbau bezeichnet, der Turm soll mit Schindeln bedeckt gewesen sein.[1]

Das evangelische Kirchspiel war im 19. Jahrhundert in Klein Katz.[3]

Die seit 1945 und Vertreibung der deutschen Einwohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist größtenteils katholisch.

Literatur

Bearbeiten
  • Kölln, Dorf, Kreis Neustadt Westpr., Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Köln (meyersgaz.org)
  • Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872 (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 464–466 (pbc.gda.pl).
  • Paul Niekammer: Westpreussisches Güter-Adressbuch, Niekammer, Stettin 1903, S. 50–51 (digitale-bibliothek-mv.de)
Bearbeiten
Commons: Kielno, Pomeranian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f g h Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 464–466 (pbc.gda.pl).
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 96 (Google Books).
  3. a b c Danziger Regierungs-Departement, Verzeichniß der in den einzelnen Kreisen befindlichen Ortschaften, veröffentlicht ca. 1820 (enthält statistische Angaben von 1818), S. 166–167, Ziffer 124 (Google Books).
  4. Paul Niekammer: Güter-Adreßbuch für die Provinz Westpreußen, Stettin 1912, S. 68 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  5. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 365, Ziffer 3396 (Google Books).
  6. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 301 (Google Books).
  7. Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, Abschnitt 7. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 10–17, Ziffer 79 (Google Books).
  8. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt, Berlin 1874. Abschnitt VIII. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 394–395, Ziffer 134 (Google Books).
  9. Landkreis Neustadt (Westpreußen) (Gemeindeverzeichnis.de)