Kigali-Änderung

Internationales Abkommen zur Reduktion der Nutzung von Fluorkohlenwasserstoffe

Die Kigali-Änderung (auch Kigali-Ergänzung genannt) des Montreal-Protokolls ist ein internationales Abkommen zur schrittweisen Reduktion des Verbrauchs und der Produktion von Fluorkohlenwasserstoffen (HFKW). Es ist ein rechtsverbindliches Abkommen, das Rechte und Pflichten im internationalen Recht schafft.[3]

Kigali-Änderung

Titel (engl.): Kigali Amendment
Datum: 15. Oktober 2016[1]
Inkrafttreten: 1. Januar 2019[2]
Fundstelle: The Kigali Amendment (2016): The amendment to the Montreal Protocol agreed by the Twenty-Eighth Meeting of the Parties (Kigali, 10-15 October 2016) (engl. Text)
Vertragstyp: Multinational
Rechtsmaterie: Umweltschutz
Unterzeichnung:
Ratifikation: 160

_ Ratifiziert, angenommen oder genehmigt _ Wird von der Ratifizierung durch die Europäische Union abgedeckt, hat aber nicht unabhängig ratifiziert
_ Ratifiziert, angenommen oder genehmigt
_ Wird von der Ratifizierung durch die Europäische Union abgedeckt, hat aber nicht unabhängig ratifiziert
_ Ratifiziert, angenommen oder genehmigt
_ Wird von der Ratifizierung durch die Europäische Union abgedeckt, hat aber nicht unabhängig ratifiziert
Bitte beachte den Hinweis zur geltenden Vertragsfassung.

Das Montreal-Protokoll wurde ursprünglich zum Schutz und zur Wiederherstellung der Ozonschicht eingeführt. Die teilnehmenden Länder erklären sich bereit Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die das Ozonloch verursacht hatten, schrittweise abzubauen. HFKW enthalten kein Chlor und verursachen daher keinen Ozonabbau, weshalb sie im Rahmen des Protokolls die FCKW ersetzten.[4] HFKW sind jedoch starke Treibhausgase, die zum Klimawandel beitragen,[5] sodass sie mit der Änderung in die Liste der Chemikalien aufgenommen wurde, deren Auslaufen die Staaten versprechen.[6]

Mit Stand vom 16. September 2024 haben 159 Staaten[7] und die Europäische Union[8] die Kigali-Änderung ratifiziert.

Das Diagramm zeigt die Konzentration von HFC-134a gemessen an verschiedenen auf der Welt verteilten Stationen. Im dargestellten Zeitraum von 1995 bis 2022 steigt die Konzentration von nahezu null auf 120 ppt an.
Die Konzentration von HFKW in der Atmosphäre an Wetterstationen auf der ganzen Welt.

Hintergrund

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Viele industrielle Produkte, darunter Kältemittel[9] und andere Kühlsysteme, verwenden HFKW.[10]

Für diese Anwendungen wurden ursprünglich Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verwendet, aber Paul J. Crutzen, Mario J. Molina, und F. Sherwood Rowland entdeckten 1974 die schädliche Wirkung dieser Gase auf die Ozonschicht.[11] Das Montrealer Protokoll wurde am 1. September 1987 von den ersten 24 Staaten und der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet. Mittlerweile sind alle 197 UN-Staaten dem Abkommen beigetreten. In der Folge wurden FCKW vor allem durch HFKW ersetzt.[12]

HFKW sind zwar für die Ozonschicht harmlos, aber starke Treibhausgase.[13] Während ihre Lebensdauer in der Atmosphäre mit 10 bis 20 Jahren im Vergleich zu Kohlendioxid (CO2) klein ist, filtern HFKW Infrarotstrahlung viel stärker. Sie haben daher eine deutlich stärkere Erwärmungswirkung als CO2[14] mit einem Treibhauspotential von bis zu 10800.[15] Die Beseitigung der Emissionen dieser Gase könnte die Auswirkungen der globalen Erwärmung erheblich verringern und bis zum Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um 0,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau verhindern.[16]

 
Ein HFKW-Kältemittel.

Einzelheiten der Änderung

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In Artikel 5 des Montrealer Protokolls wurden getrennte Vorschriften für Entwicklungsländer und Nicht-Entwicklungsländer festgelegt.[17] Ob ein Land als Entwicklungsland oder Nicht-Entwicklungsland eingestuft wurde, hing von den individuellen wirtschaftlichen Bedingungen zum Zeitpunkt des Abkommens oder von einem anhängigen Sonderantrag ab.[18] Da das Protokoll in den 1980er Jahren erstellt wurde und sich die wirtschaftliche Situation der Länder geändert hat, wurden mit der Kigali-Änderung drei aktualisierte Gruppen für die Einhaltung der zusätzlichen Bedingungen geschaffen.[19]

Die erste Gruppe, zu der die „alten“ Industrieländer gehören, hat sich verpflichtet, den Einsatz von HFKW bis 2024 um 45 % und bis 2036 um 85 % gegenüber dem Verbrauch zwischen 2011 und 2013 zu reduzieren. Eine zweite Gruppe, zu der China und Brasilien gehören, hat sich verpflichtet, ihren Verbrauch bis 2045 um 80 % zu senken. Für die übrigen Länder, darunter Indien und eine Reihe von Ländern im Nahen Osten,[20] die große Verbraucher von Klimaanlagen sind, wird diese Frist bis 2047 verlängert.

Darüber hinaus können Vertragsstaaten, die während eines Zeitraums von zehn aufeinanderfolgenden Jahren während mindestens zwei Monaten pro Jahr monatliche Durchschnittstemperaturen von mehr als 35 Grad Celsius verzeichnen, eine Ausnahmegenehmigung beantragen.[21] a

Fußnoten

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Einzelnachweise

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  1. The Montreal Protocol on Substances That Deplete the Ozone Layer. Außenministerium der Vereinigten Staaten, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch): „On October 15, 2016, Parties to the Montreal Protocol adopted the Kigali Amendment…“
  2. The Montreal Protocol on Substances that Deplete the Ozone Layer. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, abgerufen am 22. Januar 2023 (englisch).
  3. Ratification of the Kigali Amendment. Briefing Note. Umweltprogramm der Vereinten Nationen Ozone Secretariat, Februar 2017, archiviert vom Original am 2. Oktober 2022; abgerufen am 12. April 2019 (englisch).
  4. Thirty years on, what is the Montreal Protocol doing to protect the ozone? In: Umweltprogramm der Vereinten Nationen. 15. November 2019, abgerufen am 8. März 2021 (englisch).
  5. The Montreal Protocol evolves to fight climate change. Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung, abgerufen am 10. Januar 2021.
  6. Jeremy Dillon: Kigali climate treaty clears Senate hurdle. In: E&E News. 20. September 2022, abgerufen am 20. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. 2. f Amendment to the Montreal Protocol on Substances that Deplete the Ozone Layer. In: United Nation Treaty Collection. Vereinte Nationen, abgerufen am 16. September 2024 (englisch).
  8. Kigali Amendment hits milestone 100th ratification, boosting climate action. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, 14. Juli 2020, abgerufen am 12. März 2023 (englisch).
  9. Vivian Chime: FG unveils 'cooling action plan' to reduce emissions from refrigerants. In: TheCable. 16. September 2022, abgerufen am 20. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. Jason Sandefur: UN Agency Urges Quick Shift to Environmentally Friendly Cooling. In: Courthouse News Service. 17. Juli 2020, abgerufen am 20. September 2022 (englisch).
  11. Shari Roan: F. Sherwood Rowland dies at 84; UC Irvine professor won Nobel Prize. In: Los Angeles Times. 12. März 2012, abgerufen am 20. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  12. Sven Baumann, Cornelia Elsner, Daniel de Graaf, Gabriele Hoffmann, Kerstin Martens, Constance Noack, Wolfgang Plehn, Ludwig Ries, Diana Thalheim: 1987 – 2017: 30 Jahre Montrealer Protokoll. Vom Ausstieg aus den FCKW zum Ausstieg aus teilfluorierten Kohlenwasserstoffen. Umweltbundesamt, September 2017, ISSN 2363-8273 (umweltbundesamt.de).
  13. Laura Benshoff: The U.S. ratifies treaty to phase down HFCs, gases trapping 1,000x more heat than CO2. In: Boise State Public Radio. 25. September 2022, abgerufen am 22. September 2022 (englisch).
  14. Scott Denning: Cooling conundrum: HFCs were the 'safer' replacement for another damaging chemical in refrigerators and air conditioners – with a treaty now phasing them out, what's next? In: The Conversation. 22. September 2022, abgerufen am 22. September 2022 (englisch).
  15. G. Myhre, D. Shindell, F.-M. Bréon, W. Collins, J. Fuglestvedt, J. Huang, D. Koch, J.-F. Lamarque, D. Lee, B. Mendoza, T. Nalajima, A. Robock, G. Stephens, T. Takemura, H. Zhang et al.: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Working Group I contribution to the IPCC Fifth Assessment Report. Hrsg.: Intergovernmental Panel on Climate Change. 30. September 2013, Chapter 8: Anthropogenic and Natural Radiative Forcing, S. Table 8.1.A, Seiten 732–733 (englisch, ipcc.ch [PDF; 19,4 MB; abgerufen am 12. März 2023]).
  16. Guus J. M. Velders, David W. Fahey, John S. Daniel, Mack McFarland, Stephen O. Andersen: The large contribution of projected HFC emissions to future climate forcing. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 106, Nr. 27, 7. Juli 2009, ISSN 0027-8424, S. 10949–10954, doi:10.1073/pnas.0902817106, PMID 19549868, PMC 2700150 (freier Volltext) – (pnas.org [abgerufen am 12. März 2023]).
  17. Artikel 5 Montreal-Protokoll (Deutsche Übersetzung)
  18. Handbook for the Montreal Protocol on Substances that Deplete the Ozone Layer. 14. Auflage. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Nairobi 2020, ISBN 978-9966-07-679-3, S. 735 (unep.org [PDF]).
  19. Handbook for the Montreal Protocol on Substances that Deplete the Ozone Layer. 14. Auflage. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Nairobi 2020, ISBN 978-9966-07-679-3, S. 920–922 (unep.org [PDF]).
  20. Kate Louw, Keith Ripley, Cleo Verkuijl, Catherine Wahlén: Summary of the twenty-eigth meeting of the parties to the Montreal Protocol. In: Earth Negotiations Bulletin. Band 19, Nr. 131. New York 18. Oktober 2016, S. 10 (englisch, iisd.org [PDF]): “The decision and its annex state that Bahrain, India, Iran, Iraq, Kuwait, Oman, Pakistan, Qatar, Saudi Arabia, and the UAE will use a baseline averaging their calculated levels of HFC consumption for the years 2024, 2025, and 2026, plus 65% of their baseline consumption of HCFCs.”
  21. Decision XXVIII/2: Decision related to the amendment phasing down hydrofluorocarbons. Umweltprogramm der Vereinten Nationen Ozon Sekretariat, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).